Impfpflicht light

Kommentar von Conrad Seidl,
Redakteur “Der Standard”

Hermann Schützenhöfer ist ein Freund klarer Worte. Thomas Stelzer ebenso. Deshalb haben die beiden Landeshauptleute am Wochenende klar gesagt, dass sie es sinnvoll fänden, wenn sich alle Menschen in Österreich gegen Corona impfen lassen müssten, sobald das möglich ist. Ja, das wäre sinnvoll – selbst wenn man bedenkt, dass die Impfung vielleicht einige noch nicht bekannte medizinische Nebenwirkungen haben könnte. Schlimmer als die medizinischen sind aber offenbar die politischen Nebenwirkungen einer Impfpflicht: Umgehend hat die FPÖ eine Kampagne gegen Zwangsimpfungen losgetreten. Und die Reaktionen anderer Politiker waren ebenfalls weitgehend ablehnend. Man weiß, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher nicht gern etwas vorschreiben lassen.
Man weiß allerdings auch, dass Appelle an die Vernunft und Eigenverantwortung der Bevölkerung zwar gut klingen. Dass sie aber nur bei einer Minderheit verfangen, haben die Covid-Massentests gezeigt.
Was also tun? Dasselbe, was jeder Reisende kennt, der ein bisschen in der Welt herumkommt: Da ist es selbstverständlich, dass man selbst in Ländern der sogenannten Dritten Welt den Impfpass mit Impfungen gegen allerhand Krankheiten vorlegen muss, ehe man einreisen darf. Dasselbe könnte irgendwann auch in Österreich gelten: Niemand wird gezwungen, sich impfen zu lassen – aber wer keinen Covid-Impfschutz hat, darf eben nicht in den Zug, ins Theater, ins Hotel und vielleicht auch nicht ins Wirtshaus. Das wird die Zahl der Impfverweigerer rasch reduzieren.

conrad.seidl@gmx.at

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