Viel hilft nicht immer viel – dieser Leitsatz aus der Medizin gilt auch für die Düngung im Kartoffelanbau. Eine Versuchsserie der LFS Hollabrunn hat gezeigt, dass die höchste ausgebrachte N-Menge nicht immer auch den höchsten Ertrag bringt. Für die Bemessung der Düngergaben im Kartoffelbau sind folgende Faktoren maßgebend:
• Standort,
• Sorte bzw. Verwertungsrichtung,
• Ertragsniveau und Qualitätsziel.
Neben der Nährstoffmenge gilt es zudem auch, die zeitliche Bereitstellung an den Bedarf der Kartoffelpflanze anzupassen. Der Stickstoffbedarf ist zu Beginn der Pflanzenentwicklung zunächst gering – in den ersten sechs Wochen werden nur 30 kg N/ha eingelagert. Ab Bestandsschluss, zum beginnenden Knollenansatz, steigt die N-Aufnahme jedoch rapide an, sodass die Kartoffelpflanze bis zur Blüte ca. 80 % des gesamten Stickstoffs aufgenommen hat. Für eine optimale N-Versorgung bedeutet dies, dass punktgenau zum Zeitpunkt des höchsten Bedarfs der Stickstoff in ausreichender Menge pflanzenverfügbar im Boden vorhanden sein muss. Erschwert wird die richtige Ausrichtung der N-Düngung durch den starken Einfluss des Witterungsverlaufs auf die N-Nachlieferung des Standortes. Um das Stickstoffangebot besser an den Bedarf der Pflanzen anzupassen, sind seit einigen Jahren stabilisierte Dünger auf dem Markt. Im Kartoffelbau ist hier vor allem das Entec-Düngersystem zu nennen (siehe Kasten “Stabilisierte Dünger im Vorteil”).
Exaktversuche mit 120, 150 und 220 kg N pro Hektar
Die LFS Hollabrunn untersuchte in einem Exaktversuch die optimale Stickstoffdüngung im Hinblick auf die höchste N-Effizienz. Dabei wurden in den Jahren 2012, 2014 und 2015 drei unterschiedliche N-Stufen (120, 150 und 220 kg N/ha) mit konventionellen und stabilisierten Düngern geprüft. Im Versuch wurden die Varianten 2, 4 u. 6 (siehe Grafik, rote Säulen) jeweils mit 70 kg N/ha DC Rot (NPK 10+8+20) und 30 kg N/ha in Form von KAS als Grunddüngung vor dem Legen ausgebracht. Da in Österreich zum Schutz der Gewässer vor Stickstoffeinträgen in Form von Nitrat eine rechtliche Verpflichtung zur Teilung von N-Gaben in leichtlöslicher Form größer 100 kg N/ha gegeben ist, wurde der restliche Stickstoff in Form von KAS Variante 2 (20 kg N/ha), Variante 4 (50 kg N/ha) und Variante 6 (120 kg N/ha) nach dem Legen gestreut. Demgegenüber kamen bei den Varianten 3, 5 und 7 (siehe Grafik, grüne Säulen) stabilisierte Dünger zum Einsatz. Als Grunddüngung wurden jeweils 93 kg N/ha in Form von Entec NP (25+15) verwendet und die Kalimenge mit Patenkali ausgeglichen. Beide Dünger wurden vor der Pflanzung ausgebracht. Auf Flächen unter zehn Prozent Hangneigung ist eine Gabenteilung bei Verwendung stabilisierter N-Dünger nicht erforderlich, deshalb konnte der restliche Stickstoff mit Entec 26 auch vor dem Legen ausgebracht werden – Variante 2 (27 kg N/ha), Variante 5 (57kg N/ha) und Variante 7 (120 kg N/ha) . Im Durchschnitt aller drei Versuchsjahre war am Standort Hollabrunn eine Düngung in der Kartoffel wirtschaftlich und brachte gegenüber der ungedüngten Kontrolle Mehrerträge von 55,8 dt/ha. Das höchste Ertragsergebnis von 373,6 dt/ha erzielte die Variante 7 mit Entec und 220 kg N/ha. Allerdings ist diese Variante aufgrund der hohen N-Menge im Hinblick auf Standort und N-Effizienz kritisch zu betrachten und nicht empfehlenswert. Betrachtet man die Varianten mit 120 und 150 kg N/ha, so hat auch hier das Entec-Düngersystem die Nase vorn und brachte gegenüber der Düngung mit DC Rot und KAS Mehrerträge von 13 bzw. 4,9 dt/ha. Unter den Gesichtspunkten der besten N-Verwertung und Umweltverträglichkeit hat Variante 3 mit 120 kg N/ha Entec und einem Ertragsniveau von 359,4 dt/ha die beste Nährstoffeffizienz. Mit 30 kg weniger Stickstoff konnten die gleichen Erträge erzielt werden wie mit einem herkömmlichen Düngersystem. Bei der Optimierung der Kartoffeldüngung darf die Phosphor- und Kalidüngung nicht außer Acht gelassen werden. Die meisten Ackerböden im Weinviertel sind meist ausreichend mit diesen Nährstoffen versorgt.
P- und K-Bedarf im Auge behalten
Allerdings zeigt die Auswertung von Bodenproben, dass die Versorgungsniveaus bereits seit Jahren abnehmen. Hackfrüchte wie Kartoffeln reagieren darauf sensibler als etwa Getreide. Zu niedrige Werte bei Phosphor und Kalium sind direkt ertragswirksam. In einem Langzeitversuch in Hollabrunn wird der Einfluss einer an die Fruchtfolge angepassten Düngung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium auf die Ertrags- und Qualitätsparameter verschiedener Feldfrüchte untersucht. In den Jahren 2009 und 2013 standen Kartoffeln in der Fruchtfolge. Die Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit einer ausgewogenen Nährstoffversorgung bei Kartoffeln. In der Versuchsvariante, in der auf die P- und K-Düngung verzichtet wurde, lagen die Erträge im Durchschnitt beider Versuchsjahre um 69 dt/ha unter dem Niveau der Variante mit an Ertragserwartung und Standort angepasster N-, P- und K-Düngung (100/80/150). Eine Steigerung der N-Menge von 100 auf 120 kg N/ha bei gleichgehaltener P- und K-Menge (80/150) war mit 12 dt/ha nochmals ertragswirksam. Dagegen brachte ein auf 80 kg /ha reduziertes N-Niveau (P/K wiederum 80/150) eine um 22 dt/ha geringere Knollenmenge.
Stabilisierte Dünger im Vorteil
Der anfänglich geringe N-Bedarf der Kartoffel und die relativ schnelle Nitratfreisetzung konventioneller N-Dünger im Boden sprechen für einen Dünger mit verzögerter Stickstoffbereitstellung. Ammoniumstabilisierte N-Dünger, wie z. B. das Entec-Düngesystem, stellen eine lange Ammoniumphase sicher und geben den Stickstoff über einen Zeitraum von vier bis zehn Wochen gleichmäßig an den Boden ab – Nitratverlagerung bzw. -auswaschung werden vermieden. Auf leichten und sandigen Standorten und auch bei intensiver Beregnung ist dies ein wichtiger Vorteil. Stabilisierte Dünger eignen sich besonders für den Einsatz im Kartoffelbau. Die Stickstoffversorgung verläuft synchron zur Pflanzenentwicklung der Kartoffel, ungleichmäßige Stickstoffschübe werden verhindert. Die gesamte N-Menge wird bei ammoniumstabilisierten Düngern in einer einmaligen Gabe zum Zeitpunkt des Pflanzens ausgebracht. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der für stabilisierte Dünger spricht, ist die höhere N-Effizienz. Im Versuch erreichten die Varianten mit den stabilisierten Düngern (Var. 3 und 5) bereits das Ertragsniveau der nächsthöheren Stufe mit konventionellen Düngern (Var. 4 und 6). Fazit – stabilisierte N-Dünger bringen arbeitswirtschaftliche Vorteile und leisten einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz.
Harald Summerer, LFS Hollabrunn
Bernhard Fuchs, Eurochem Agro gmbH