Branchenstandards in der Tierwohlfrage gefordert

Podiumsdiskussion am Schweinefachtag der Wintertagung des Ökosozialen Forums

Diskutierten am Podium (v. l.): Plank, Hensel, Pail, Herzog, Dungler ©ÖHV
Diskutierten am Podium (v. l.): Plank, Hensel, Pail, Herzog, Dungler ©ÖHV
“Wenn wir im Tierwohl etwas bewegen wollen, geht es erstens nur gemeinsam und zweitens brauchen wir einen Branchenstandard”, so der Tenor der Podiumsdiskutanten am Schweinefachtag der Wintertagung des Ökosozialen Forums. In diesen zwei Punkten waren sich alle Diskutanten einig, obwohl schon aufgrund ihrer beruflichen Herkunft unterschiedliche Sichtweisen zusammentrafen. Vor allem Rewe-Chef Franz Hensel pochte auf einheitliche Standards. Er registriert bei den Kunden zwar ein wachsendes Interesse an Regionalität, sieht die regionalen Konzepte aber als “endlich” an. Für Landwirtschaftskammer- Generalsekretär Josef Plank ist die Orientierung hin zu einem Branchenstandard richtig. Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit müsse man aber ganzheitlich an diese Herausforderung he- rangehen, was bedeutet: “Man muss zur Tierwohlfrage auch die Emissionsfrage und die Anrainerfrage dazustellen”, so Plank. Mehr Tierwohl heiße nämlich mehr Frischluft und mehr Freilandhaltung. Dem stehe aber die Emissionsfrage gegenüber, die eine Stallhaltung mit entsprechendem Abluftsystem verlange. “Und die Anrainer wollen auch nichts sehen, hören oder riechen”, so Plank. Für die Bauern sei außerdem Planungssicherheit essen- ziell: “Wenn investiert wird, muss das länger halten”. Es dürften also nicht alle paar Jahre neue Haltungsforderungen erhoben werden. Eine Branchenlösung sei nur dann möglich, wenn der Mehrwert auch bezahlt werde, gab Ulrich Herzog vom Gesundheitsministerium zu bedenken: “Wir sind in einem europäischen Wettbewerb. Für den Preis gilt der gesetzliche Mindeststandard.” (Höhere) Tierschutzstandards müsse man mit Maß und Ziel anlegen, um nicht “die Produktion ins Ausland zu verlagern, von wo wir dann Fertigprodukte wieder einführen”. Auch Heli Dungler vom Verein “Vier Pfoten” plädierte für eine gemeinsame Herangehensweise, wenngleich er findet, dass Österreich seine Vorreiterrolle im Tierschutz abgegeben hat. Für ihn müsse es aus Österreich Vorstöße geben, um auf europäischer Ebene Richtlinien zu schaffen, die “deutlich über den jetzigen sind”. Sabine Pail, Schweinebäuerin aus der Steiermark, plädierte schließlich für eine bessere Kommunikation zum Kunden, um Tierwohl auch zu erklären und zu zeigen, dass hinter jedem Bauernhof “eine Familie steht”.

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