Den Zuchtfortschritt bei Mais weiter nutzen

Der Züchtungsfortschritt bei Mais ist ungebrochen. Nach dem sehr guten Maisjahr 2016 stellt sich auch für die kommende Saison die Frage der Sortenwahl. Die Wertprüfung der Ages ist dafür eine gute Entscheidungshilfe.

Bei den Maiserträgen zeigt die langjärige Trendlinie nach oben – im Vorjahr gab es sogar überdurchschnittliche Erträge. Laut Statistik Austria erzielten Österreichs Maisbauern im Jahr 2016 mit 111,6 dt/ha den zweithöchsten österreichweiten Durchschnittsertrag. Besonders Ostösterreich profitierte von den über den gesamten Vegetationsverlauf gut verteilten, ausreichenden Niederschlägen. Ausreißer nach unten waren demgegenüber die Jahre 2013 und 2015 mit 81,2 bzw. 86,8 dt/ha. Generell zeigt die langjährige Ertragsentwicklung einen steigenden Trend, was vor allem auf den Züchtungsfortschritt zurückzuführen ist.

20 neue Sorten

In die österreichische Sortenliste wurden im Dezember 20 neue Maissorten aufgenommen:
• Paulino (240),
• Katarsis (250),
• P8307 (250),
• ES Seafox (260),
• ES Perspective (270),
• DKC3561 (280),
• P8812 (290),
• ES Inventive (300),
• Rakete (300),
• Takkano (300),
• KWS5333 (320),
• P9127 (330),
• DKC3969 (360),
• P9074 (360),
• Artenyo (370),
• P9509 (380),
• DKC5065 (420),
• DKC5068 (420),
• LG30444 (420).
Zusätzlich zu PR38A75 mit Reifezahl 370 steht nun mit
• P8012E (340) ein weiterer in Österreich registrierter Wachsmais für etwas kühlere Regionen zur Verfügung.

Zu den Darstellungen

Sowohl die Sortenkreuze auf dieser Seite als auch die Merkmalstabellen (siehe PDF im Anhang: “Maissorten im Überblick” I und II) in diesem Beitrag stellen einen Auszug der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste dar. Basis der Auswahl bilden aktuelle Ergebnisse und Vermarktungsinformationen der Firmen. Das vollständige Sortiment, Körner- und Silomaisdiagramme sowie Grafiken zu den Mykotoxinergebnissen und weitere Informationen sind auf der Ages-Homepage (www.baes.gv.at/pflanzensorten/oesterreichische-beschreibende-sortenliste/) zu finden. Eine Gesamtinformation zur speziellen Eignung der Sorten für Trocken- bzw. Feuchtgebiet findet sich im Internet unter “Tabellen”. Der “Sortenfinder” der Ages, ein Onlinetool, unterstützt die Sortenwahl. Bei den DKC-Bezeichnungen handelt es sich um die offiziellen Sortenbezeichnungen. Weitere Nennungen dieser Sorten erfolgen unter der in der Praxis üblichen Markenbezeichnung. Um einen Vergleich zwischen den Sortenkreuzen der vier Reifegruppen zu ermöglichen (Siehe Grafiken 1, 2, 3 und 4 zu “Körnermais 2013 – 2016”), werden einige Sorten in jeweils benachbarten Gruppen angebaut. Die Kolbenfäule-Einstufung der neuen Sorten erfolgt aufgrund unseres mehrjährigen Qualitätsanspruchs erst im Folgejahr.

Frühe Sorten

Der 2015 registrierte, besonders als Körnermais geeignete, kurzstrohige SY Talisman (240) bestätigte im Vorjahr seine hohe Ertragsleistung und steht mit dem neuen, noch nicht verfügbaren ES Seafox (260) ganz oben im Sortenkreuz. Bei späterer Reife folgen dem Zahnmais mit knapp vier Prozent weniger Ertragsleistung LG30215 (250) und Karnikus (260). Beide zählen mit Wuchshöhe 7 zu den mittelhohen Hybriden. Etwas höher – Wuchshöhe 8 – ist Perrero (250), ein in Österreich gezüchteter Hybrid. In den Sortenversuchen weist KWS Stabil (220) ein durchwegs konstant hohes Ertragsniveau bei besonders früher Reife auf. Nachteilig können sich seine Standfestigkeits-Einstufungen – Bruch 3,5 und Lagerung 3 – auswirken. Gegen die Turcicum-Blattfleckenkrankheit zeigen KWS Stabil, ES Palazzo (240), der sehr kompakte Katarsis (250) und Karnikus gute Resistenzeigenschaften. Die besten Siebungswerte bei den Hartmaistypen wurden bei DKC2931 (240, DieStella), Ricardinio (250) und Perrero ermittelt. Gute Toleranz gegen Kolbenfäule weisen KWS

Mittelfrühe Sorten

Während sich der 2015 registrierte P8721 (300) im Vorjahreskreuz ertraglich deutlich von den übrigen Sorten abhob, wird er nun bei gleicher Reife vom neuen ES Inventive (300) beinahe erreicht. Der im Wuchs ebenfalls eher hohe ES Asteroid (300) folgt mit etwas Abstand. Besonders ertragsstark zeigt sich auch der deutlich frühere ES Perspective (270). Obwohl nach einjährigen Fusariumuntersuchungen noch keine Einstufung möglich ist, zeigt diese Zahnmais-Sorte deutlich bessere Werte als ES Inventive und profitierte mit ihrer großen Höhe im Vorjahr von feuchteren Niederschlagsverhältnissen. ES Asteroid erwies sich im Vergleich zum Sortenmittel als etwas anfälliger gegenüber Lager und Turcicum. Die frühesten Zahnmaise in dieser Gruppe sind P8409 und der neue P8307, beide mit Reifezahl 250 und kompaktem Wuchs, Letzterer mit guter Turcicum-Blattfleckenresistenz aber unterdurchschnittlicher Standfestigkeit. Besonders gesunde Kolben haben ES Concord (260), SY Multipass (270), KWS 2323 (320) und LG30273 (290). Bei MAS 25T (270) und LG 3258 (280) traten vergleichsweise höhere Toxingehalte auf.

Mittelspäte Sorten

Auch 2016 zeigten die beiden mittelhohen Hybriden (Wuchshöhe 7) DKC3623 (320, DieSantana) und ES Gallery (340) wieder beste Ergebnisse. Im aktuellen mehrjährigen Sortenkreuz werden sie heuer von der neuen, etwas höheren Sorte P9127 (330) – Lagerung 3 – ertraglich knapp übertroffen, während ihnen der neue standfeste und gesunde P9074 (360) bei etwas späterer Reife ähnelt. Insbesondere im Trockengebiet bewährte sich wiederum der besonders kurzstrohige DKC4025 (340, Alegro). Von den wenigen Hartmaistypen weisen ES Brillant (320) und ES Cubus (310) ein konstant hohes Ertragspotenzial auf. In den östlicheren Regionen des Landes kann man bei den beiden kompakten Hybriden DKC3923 (330, DieSangria) und RGT Lipexx (340) und dem etwas höheren P9074 von noch höheren Ertragserwartungen ausgehen. Hierzu zählt in geringerem Ausmaß auch DieSantana. Wenn an einem Standort regelmäßig Turcicum-Blattflecken auftreten, kann man folgende Sorten in der Sortenwahl vorziehen: DKC3711 (290, DieSamba), DieSantana, DieSangria, Alegro, DKC4117 (340, Apollo), Chapalu (350) oder P9074. Ein frühes und stärkeres Turcicum-Auftreten kann zu Ertragseinbußen von 15 Prozent und mehr führen. Die besten Einstufungen bei Kolbenfusarium zeigen DieSantana, DieSangria, Moscato (330), ES Gallery und ES Cubus. Mit Note 6 knapp über dem Durchschnitt liegen RGT Conexxion (340) und P9027 (340).

Späte bis sehr späte Sorten

Auch im Vorjahr war P9900 (430) wieder der ertragsstärkste Hybrid in den Prüfungen. Bei ähnlich später Reife kommt ihm der neue DKC5065 (420, Absoluto) ziemlich nahe. Beide zeigen wenig Turcicum und sind sehr hoch im Wuchs, wobei bei Absoluto eine geringfügige Lagerung beobachtet wurde. Die beiden etwas früher abreifenden ES Jasmine (400) und DKC4717 (380, DieSonja) haben bei einem sehr unterschiedlichem Erscheinungsbild ein ähnliches Ertragspotenzial. Während die standfeste, vor sechs Jahren registrierte DieSonja im Wuchs zu den kurzstrohigen Typen zählt und sich seit Jahren im Trockengebiet bewährt, weist der neuere sehr hohe Silomaistyp ES Jasmine deutliche Ertragsvorteile in feuchteren Lagen – Südsteiermark und Südburgenland -auf. Dort sind P9900 und ES Jasmine beinahe ertragsgleich. DKC4431 (360, Also), eine mittelhohe, standfeste Sorte mit der besten Fusariumeinstufung in dieser Reifegruppe, eignet sich gleichermaßen sowohl für trockenere als auch für feuchtere Regionen. Den deutlichsten Ertragsvorteil im Trockengebiet bringen DKC4522 (370, DieSilvia), DKC4590 (400, DieSabrina), DKC4943 (410, Aurelio), aber auch DKC4541 (380, Arnauto), DieSonja, DKC4795 (410, Agrano), DKC5068 (420, DieSissy), DKC5007 (440) und DKC5141 (450, DieStefanie). Im Feuchtgebiet sind dies P9509 (380) und ES Jasmine, sowie P9569 (370) und P9900. Vergleichsweise wenig Toxine von Schimmelpilzen wurden auf mehrjähriger Datenbasis bei Also, sowie bei P9400 (330), DieSabrina, Ferarixx (390), DieSonja, DieSilvia und Memoxx (430) nachgewiesen.

Mykotoxin-Warndienst

Wie in den Vorjahren wurden in der Ages auch 2016 wieder mehr als 2000 Mykotoxinanalysen durchgeführt. Die Deoxynivalenol- und Zearalenongehalte lagen witterungsbedingt etwas höher als im besonders günstigen Jahr 2015. Speziell an Hagelstandorten erreichten die Toxingehalte den kritischen Bereich. Auch 2017 wird ab Anfang September wird an drei definierten Ernteterminen eine Vielzahl von Kolben in mehr als 50 Sortenversuchen der Kammern und der Ages gepflückt und bereits am nächsten Tag auf Toxine von Schimmelpilzen untersucht. Die Ergebnisse werden im Warndienst (www.warndienst.lko.at) online gestellt. In kritischen Jahren kann letztlich nur ein Vorziehen des Erntetermins die Toxingehalte in den erforderlichen Grenzen halten.

Hans Felder, AGES Wien

Körnermais 2013 – 2016 Grafik 1 – Reifegruppe früh

Reifegrupps früh: Kornerträge und Erntefeuchte in Relation zum Sortenmittel ©Quelle: Felder/AGES
Reifegrupps früh: Kornerträge und Erntefeuchte in Relation zum Sortenmittel ©Quelle: Felder/AGES

Körnermais 2013 – 2016 – Grafik 2 – Reifegruppe mittelfrüh

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