Zehn Sennereien bündeln Kräfte

"Tirol Pack" - unter diesem Namen haben sich zehn Tiroler Sennereien zusammengeschlossen und errichten in Schlitters im Zillertal eine hochmoderne gemeinsame Käseschneide-und Verpackungsanlage. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ersch

Zehn Tiroler Kleinsennereien errichten eine überbetriebliche Käseschneide- und Verpackungsanlage. ©Land Tirol/Die Fotografen
Zehn Tiroler Kleinsennereien errichten eine überbetriebliche Käseschneide- und Verpackungsanlage. ©Land Tirol/Die Fotografen
Dieses Projekt ist ein Paradebeispiel für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit und ein kräftiges, positives Zeichen für die gesamte Tiroler Milchwirtschaft. Hier geht Kooperation über Konkurrenz”, gratuliert Tirols LHStv. Josef Geisler den sechs privaten und vier genossenschaftlichen Sennereien. Baubeginn für die Käseschneide- und -verpackungsanlage ist im heurigen Frühjahr. Ende dieses Jahres soll das Gemeinschaftswerk den Betrieb aufnehmen und jährlich 5000 Tonnen Käse reiben, in Scheiben, Stücke oder Zwickel schneiden und verpacken.
Kosten wird die Käseschneide- und -verpackungsanlage 17 Millionen Euro. Neben einer EU-Förderung wird das Projekt auch vom Land Tirol unterstützt. “Diese Investition dient der Absicherung des Milchpreises, der Erschließung neuer Absatzmärkte für Tiroler Käsespezialitäten und der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen”, so Geisler. Fünf Millionen Euro beträgt der Landeszuschlag für das überbetriebliche Zukunftsprojekt. Rund ein Viertel der in Tirol produzierten Milch wird in diesen Kleinsennereien verarbeitet. Die zehn Sennereien, die sich zur “Tirol Pack” zusammengeschlossen haben, veredeln hochwertige Heumilch und Bioheumilch von über 1500 Bauernhöfen und Almen zu erstklassigen Käsespezialitäten. In Summe beschäftigen die Sennereien 200 MitarbeiterInnen. “Durch die ‚Tirol Pack‘ kommen nochmals 25 Arbeitsplätze hinzu”, freut sich Geisler.

Kunden wollen Qualität und Komfort

V. l.: Hansjörg Hirschuber (Bergkäserei Zillertal), LHStv. Josef Geisler, der designierte Tirol-Pack-Geschäftsführer Burkhard Beissert, Christian Kröll (ErlebnisSennerei Zillertal), Wendelin Juen (GF Agrarmarketing Tirol) und Hannes Esterhammer (Zillertaler Heumilchsennerei). ©Land Tirol/Die Fotografen
V. l.: Hansjörg Hirschuber (Bergkäserei Zillertal), LHStv. Josef Geisler, der designierte Tirol-Pack-Geschäftsführer Burkhard Beissert, Christian Kröll (ErlebnisSennerei Zillertal), Wendelin Juen (GF Agrarmarketing Tirol) und Hannes Esterhammer (Zillertaler Heumilchsennerei). ©Land Tirol/Die Fotografen
Zusammengebracht hat die zehn Gesellschafter der “Tirol Pack” die Agrarmarketing Tirol. “In der Produktion sind die Tiroler Kleinsennereien bestens aufgestellt. Die Herausforderungen liegen vor allem in den vom Markt geforderten Verpackungseinheiten”, erklärt Wendelin Juen, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol. Für kleine Haushalte müssen die Käsespezialitäten aus der Region bequem verpackt, für Großverbraucher in Großküchen und Gastronomie beispielsweise in Scheiben geschnitten sein, damit die Spezialitäten ohne weitere Bearbeitungsschritte serviert werden können.
Bislang wird ein Großteil des Tiroler Käses in Bayern verpackt. Somit ist auch das deutsche Genuss- tauglichkeitskennzeichen auf der Verpackung angeführt. “Damit ist die Herkunft nicht mehr klar erkennbar, und das irritiert die Konsumentinnen und Konsumenten”, so Juen.
“Der intensive Diskussionsprozess hat den Austausch der Sennereien unterei-nander gefördert und uns unsere gemeinsamen Stärken bewusst gemacht”, sind sich Hannes Esterhammer, Hansjörg Hirschhuber und Christian Kröll einig. Sie haben das Projekt in den letzten Jahren gemeinsam mit der Agrarmarketing Tirol vorangetrieben.

Unabhängig von Betrieben im Ausland

Herbert Plangger (r.) und sein Enkel Reinhard Brunner (l.) zeigen dem Tiroler LHStv. Josef Geisler den neuen Felsenkeller in Niederndorf. ©Land Tirol
Herbert Plangger (r.) und sein Enkel Reinhard Brunner (l.) zeigen dem Tiroler LHStv. Josef Geisler den neuen Felsenkeller in Niederndorf. ©Land Tirol
“Jede Sennerei produziert und vermarktet ihre Produkte weiterhin selbstständig. Die Dienstleistung des Käseschneidens und -verpackens sowie die Logistik zum Handel machen wir in Zukunft gemeinsam”, unterstreicht Hansjörg Hirschuber von der Bergkäserei Zillertal die Vorteile. Damit werde man unabhängig von Betrieben im Ausland, habe kurze Transportwege und könne dem Handel die gewünschten Verpackungseinheiten anbieten.
“Der Standort Schlitters hat sich als ideal herausgestellt. Die Anlage wird auf einem ehemaligen Betriebsgelände errichtet und kommt damit ohne Versiegelung von wertvollem Grünland aus”, berichtet Christian Kröll von der ErlebnisSennerei Zillertal über die Wahl des Betriebsstandorts.
In einem ersten Ausbauschritt werden in Schlitters pro Tag 20.000 kg Käse geschnitten und verpackt. Umgesetzt werden fünf Verpackungslinien. Von Groß-stücken (Zwickel und Stangen) über Stücke/Portionen, Segmente, Scheiben bis zu Reibkäse/Würfel kann alles produziert werden. Die Käseschneide- und -verpackungsanlage ist auf eine Produktionsmenge von 5000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. Mit der Einführung eines Zwei-Schicht-Betriebes wäre eine Kapazitätssteigerung auf 10.000 Tonnen pro Jahr möglich.
Hannes Esterhammer von der Zillertaler Heumilch Sennerei meint abschließend: “Wir alle freuen uns auf einen Top-Betrieb am neuesten Stand der Technik.”

Tirol Pack: Zahlen & Fakten

Käsermeister Franz Hollaus von der Bio-Sennerei Hatzenstädt ©amtirol
Käsermeister Franz Hollaus von der Bio-Sennerei Hatzenstädt ©amtirol
Gesellschafter:
• Zillertaler Heumilch Sennerei, Fügen
• Bergkäserei Zillertal, Schlitters
• ErlebnisSennerei Zillertal, Mayrhofen
• Käserei Plangger, Walchsee
• Biokäserei Walchsee und Umgebung
• Kaiserwinkl Sennerei Kössen/Pinzgau Milch, Kössen
• Alpbachtaler Heumilch-Käserei, Reith i. A.
• Biedermann Bergkäseerzeugung, Käse- und Milchproduktehandel, Grän
• Sennereigenossenschaft Hatzenstädt regGenmbH, Niederndorferberg
• Sebastian Danzl, Schwendt

Standort:
Schlitters im Zillertal
Investitionsvolumen: 17 Mio. Euro
Baubeginn: Frühjahr 2017
Fertigstellung: Ende 2017

Verarbeitete Käsemenge:
• 5000 Tonnen pro Jahr; 47 Käsesorten
• Neue Arbeitsplätze Tirol Pack: 25
• Arbeitsplätze Sennereien: 200
• Milchlieferanten: 1500 kleinstrukturierte Betriebe

Andreas Humer

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