Übernehmer kaufen vom Übergeber
Mit den berühmten Niagarafällen begann die Reise, die die Teilnehmer genauso beeindruckte wie der Indian Summer, der sich als farbenprächtiges Naturschauspiel präsentierte. Neben Stadtbesichtigungen von Toronto, Montreal, Ottawa und Quebec, wurde viel Landwirtschaftliches besichtigt. Auch eine Viehauktion in Kitchener, einem wichtigen landwirtschaftlichen Handelszentrum, stand auf dem Programm. Die Milchbetriebe der Familien Kemmatten (eine Auswandererfamilie in zweiter Generation aus der Schweiz) und der Familie Lansi beeindruckten durch hohe Professionalität. Während Familie Kemmatten auf Melkstand setzt und 100 Kühe täglich melkt, haben sich die Lansis für Melkroboter (fast 600 Kühe) entschieden. Beide Betriebe legen hohen Wert auf die Milchqualität und Inhaltsstoffe, da sich der Milchpreis mit hohem Fett- und Eiweißgehalt wesentlich erhöht. Aktuell liegen für diese Betriebe die Milchpreise bei 80 bzw. 73 Cent je Kilogramm. Der durchschnittliche Milchpreis in Kanada liegt bei 60 Cent. Kanada hat im Milchbereich keine ausreichende Eigenversorgung. Der Stalldurchschnitt liegt bei beiden Betrieben bei 11.000 Kilogramm. Die Übernehmer kaufen den Gesamtbetrieb zu Marktpreisen vom Übergeber. Vor allem die Kontingente sind zu Fixkosten abzunehmen. Diese Beträge sind sozusagen die “Pension” für die Landwirte, da es keine staatliche Pension gibt.
Interessant war der Besuch einer Amish Farm. Die Mennoniten bewirtschaften ihre Betriebe noch großteils ohne Motorisierung. Die Zeit scheint vor 100 Jahren zum Stillstand gekommen zu sein. Gefahren wird mit Kutsche und Pferd. Nur die moderneren Gemeinschaften setzen auch Trakto-ren ein, zumeist gibt es nicht einmal Strom in den Häusern. Diese Art der Landwirtschaft ist das krasse Gegenteil der sonst so hochtechnisierten Betriebe.
Thema bei der Reise war natürlich das Freihandelsabkommen CETA. Schnell war klar, dass sich die Kanadier inhaltlich wenig damit beschäftigen. Größter Partner der Kanadier sind die Amerikaner, mit denen sie gute Erfahrungen haben. Grundsätzlich sieht man Handelsabkommen positiv und als Chance, erkennt aber genauso die Notwendigkeit, dass es Beschränkungen und klare Richtlinien, etwa bei Herkunftskennzeichnung, geben muss. Da Kanada in vielen Bereichen keine ausreichende Eigenversorgung hat, sieht man diese Abkommen als wirtschaftlich notwendig an.