Mein? – Dein? – Unser!

Bäuerinnenkommentar von Anni Scherl, Biobäuerin in Schnann, Tirol

Anni Scherl, Biobäuerin in Schnann, Tirol ©ZVG
Anni Scherl, Biobäuerin in Schnann, Tirol ©ZVG
Auf dem Spielplatz geht’s schon los: “Das ist meine Schaufel!” Besitz für sich beanspruchen zu wollen, scheint ein Urinstinkt zu sein. Im Laufe der Entwicklung erkennen die meisten Menschen, dass wir alle abhängig sind von anderen, dass wir gebraucht werden und dass uns andere auch brauchen. Teilen ist ein lebenslanger Lernprozess. Gerade in Zeiten, in denen es viel um Haben-Wollen geht und in denen Menschen, denen es nicht so gut geht, geholfen werden sollte, fällt es offenbar vielen schwer, zu teilen. Was dürfen wir eigentlich unser Eigen nennen? “Das habe ich alles selbst geschaffen!” Aber nicht alles, was wir haben, ist zu 100 Prozent unser Verdienst. Vieles, was in unserem Leben gelungen ist, basiert auf Zufällen, Vieles wurde uns in die Wiege gelegt. So sind auch andere Menschen nicht schuld daran, wo und wann sie geboren sind, sondern das Schicksal spielt eine groöe Rolle. Mit dieser Erkenntnis ist das Prinzip Teilen leichter zu verstehen. Es gibt sie, die Menschen, die nicht nur für sich allein leben! Die Nachbarin, die das Kind der Alleinerzieherin vom Kindergarten abholt. Die Pflegerin, die ein Lächeln ins Gesicht der Heimbewohner zaubert. Der pensionierte Direktor, der einmal in der Woche Spitalsbesuche macht. Die über 4000 Jugendlichen, die auch heuer wieder bei “72 Stunden ohne Kompromiss” in ganz Österreich zeigen, dass viele helfende Hände Groöartiges bewirken können. In einen Brunnentrog, der auf der Wanderung von Strengen nach Dawin zur Rast einlädt, ist folgender Spruch geschnitzt: “Schön ist mein Leben, ich kann nur geben.” Glücklich, wer ihn umsetzen kann!

E-Mail: anni.scherl@aon.at

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