Zwei Schlaglichter

Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.

Bundeskanzler Karl Nehammer war zuletzt Gast bei den politischen Sommergesprächen des ORF. Angesichts der Multi-Krisen, die seine Kanzlerschaft von Anfang an begleiten, in einer bemerkenswerten Art: rhetorisch
trittsicher. Hartnäckigste Fragen relativ konzise  parierend. Verhältnismäßig bravourös. Die ohnehin  gebeutelte ÖVP atmete hörbar auf. Allerdings nur ein paar Tage lang. Dann kam ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner. In Sachen 500-Euro-Klimabonus für alle,  selbst für Asylwerber und Sonstige (…), garniert mit fundamentaler Kritik an  Nehammers koalitionärer Anbiederung an die Grünen. Nein, das sei nicht mehr  ihre Welt! Rücktritt. Das saß. Noch nie wurde ein Kanzler auf offener Bühne  binnen weniger Tage so beschädigt. Just von einer – einem Überbleibsel der  Kurz-Ära -, die er selbst ins Amt hob. Aber es gibt auch Lichtblicke, selbst für die wankende ÖVP: Nämlich dort, wo es um Pragmatismus, um Sachlichkeit, aber kaum bis keine Ideologie geht. Beispiel: Die für 12. Jänner 2023 geplante Wiedereröffnung des restaurierten und sanierten historischen Parlaments-Gebäudes von Theophil Hansen am Wiener Ring. Samt kommunikationstechnischer Modernisierung vom Feinsten, die jeden Vergleich etwa mit dem Deutschen Bundestag in Berlin locker besteht. Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka, politisch ansonsten oft wild umstritten,
ist dort zum echten Macher und zum sich bis ins Detail kümmernden Bauherrn dieses Prestigeprojekts geworden. Vor allem mit seinem Wissen als Historiker und mit viel Fingerspitzengefühl. Beachtlich.

wachter.hubert@aon.at

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