“Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers”, unter diesem Titel haben Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Agrana Generaldirektor Johann Marihart, Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf ein Maßnahmenpaket vereinbart, das den Anbau von Zuckerrübe wieder auf zumindest 38.000 Hektar bringen soll und damit auch den Bestand der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld sichern soll. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag, 17. September 2020 wurden die Maßnahmen im Einzelnen wie folgt vorgestellt:
250 Euro/ha Entschädigung bei Nachbau
• Die Agrana bekennt sich zur Weiterführung der Abnahmeverträge mit den Rübenbauern und unterstützt diese bei der Bereitstellung von geeignetem Saatgut.
• Zur Risikominderung für die Bauern beim Rübenanbau wird es 2021 im Falle eines Umbruchs und Wiederanbaus aufgrund von Schädlingsbefall eine Entschädigung von 250 Euro pro Hektar geben. Die Kosten hierfür tragen der Bund und die betroffenen Bundesländer.
• Die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Burgenland und Wien bekennen sich im Rahmen ihres Zuständigkeitsbereiches zur Absicherung der Rübenproduktion. Sie beteiligen sich darüber hinaus finanziell an der Umsetzung des Maßnahmenpakets.
• Im Fall eines Wiederanbaus übernimmt Agrana die Kosten für das Saatgut.
• Mögliche Notfallzulassung von neonicotinoid-haltigen Pflanzenschutzmitteln für die Saatgut-Beizung auf Basis wissenschaftlicher Prüfung durch das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) und des begleitenden Bienenmonitorings.
• Fortführung und Intensivierung der Forschungsaktivitäten mit einer Gesamtdotation von 1 Mio. Euro, damit Ergebnisse rasch für die Praxis zur Verfügung stehen. Insbesondere soll damit auch die Versorgung mit Rübensaatgut aus heimischer Vermehrung sichergestellt werden.
• Rübenbauernbünde und Landwirtschaftskammern starten eine Informationskampagne, um die Landwirte wieder verstärkt für den Anbau von Zuckerrüben zu gewinnen.
Kontrahierung bis Mitte November
Die Zeit zum Abschluss der Anbaukontrakte drängt bereits. An Stelle der üblichen Kontrahierung zu Jahresbeginn sollten die Anbau- und Lieferverträge laut Rübenbauern-Präsident Karpfinger bis etwa Mitte November unter Dach und Fach sein. Dies deshalb, weil man noch vor Kampagneende in der Zuckerfabrik Leopoldsdorf Klarheit braucht, wie es mit dem Standort weitergeht. Der bestehende Beschluss zur Stilllegung des Werks wird erst rückgängig gemacht, wenn eine ausreichende Rübenversorgung gesichert scheint. Bereits in den nächsten Tagen starten die Rübenbauernbünde eine Informationskampagne für die Bauern. Agrana hat sich verpflichtet, den attraktiven Dreijahresvertrag aufrecht zu erhalten. Das Risiko von Ausfällen aufgrund des Rübenrüsselkäfers erscheint aufgrund des Witterungsverlaufs im Sommer vermindert, zudem greifen die oben dargestellten Entlastungsmaßnahmen aus dem Pakt.
Versorgung mit Zucker aus Österreich sichern
Seitens der Bundesländer betonte Stephan Pernkopf die Bedeutung der Eigenversorgung mit Zucker aus heimischer Produktion. Rübenimporte beispielsweise aus Brasilien seien abzulehnen, da nachteilig für Klima und Regenwald. Volle Übereinstimmung zwischen Bundesministerin Köstinger und Pernkopf besteht in diesem Zusammenhang bei der Ablehnung des Mercosur-Freihandelsvertrags. Österreich sagt ein klares Nein zu Billigimporten aus Südamerika.
Laut Agrana-Generaldirektor Marihart befinde sich der Rübenanbau europaweit auf dem Rückzug. Für heuer erwarte man eine Produktion von nur 16 Mio. Tonnen, was etwa zwei Mio. Tonnen an Nettoimporten erforderlich mache.
Ernst Karpfinger zeigte sich zuversichtlich, was das geforderte Kontrahierungsvolumen von in Summe 38.000 Hektar betrifft. Agrana habe sich mit dem Dreijahresvertrag und mit den Maßnahmen im Rahmen des Paktes als fairer Partner erwiesen. Den Bauern könne man nun mit Berechtigung sagen: “Baue Rüben an, du wirst keinen Schaden haben!”
- Bildquellen -
- 200917 Web Pernkopf Koestinger Marihart Karpfinger: Maad / Bauernzeitung