Wir grüßen alle Ribiselfreunde! Hiermit möchten wir Euch wieder recht herzlich in unseren Ribiselgarten einladen. Noch bis einschließlich Sonntag,
8. Juli, ist unser Pflückgarten täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Liebe Grüße, Euer Ribiselteam.“ Mit dieser Anrede lädt Familie Berthiller aus Winkl im Tullnerfeld ein zur Ribiselernte. Vor nun schon bald 20 Jahren haben die Berthillers einen Ribiselgarten angelegt. Nähers unter: www.ribiselparadies.at
Tschernobyl und die Ribiselernte
Ausschlaggebend dafür war, dass Senior Franz Berthiller seinerzeit ein Lohnunternehmen führte und damals auch einen der gerade neu aufkommenden Traubenvollernter gekauft hatte. Um die Auslastung der Maschine zu verbessern, hat er Versuche zur Ribiselernte unternommen. Das ging so gut, dass er in der Südsteiermark rund 60 Hektar zur Ernte unter Vertrag nehmen konnte. Noch bevor die Ernte startete, passierte Ende April 1986 die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, der schließlich die gesamte Ribiselernte dieses Jahres zum Opfer fiel. Franz Berthiller wurde nun selbst zum Ribiselbauern und setzte in großem Stil aus. Bis zum Jahr 1990 hatte er in Summe 20 Hektar rote und schwarze Ribiseln unter Kultur. Hauptabnehmer war ein Vorarlberger Fruchtsafterzeuger. Nach anfänglich sehr guten Erträgen von fünf bis sieben Tonnen pro Hektar machten sich Anfang der 2000er-Jahre Befruchtungsprobleme bemerkbar. Berthiller nennt dies „Befruchtungsnotstand“ und führt diesen auf den allgemeinen Insektizideinsatz in der Landwirtschaft zurück, der die für die Bestäubung der Ribiselstauden notwendigen Insekten dezimierte. Aufgrund der zusammengebrochenen Erträge (bis zu 90 Prozent verrieselt) sattelte Familie Berthiller von der Produktion für die Saftindustrie um auf Direktvermarktung. Die Flächen wurden auf rund fünf Hektar reduziert. Damit war der Ausgangspunkt geschaffen für die heutige Form des Betriebes.
Juni bis Juli geht es jedes Jahr 17 Tage lang rund
Gemeinsam mit seiner Frau Maria und den beiden Töchtern Micki und Barbara (Betriebsführerin) entwickelte Franz Berthiller ein höchst umfangreiches Angebot von Ribiselprodukten, das dem Namen „Ribiselparadies“ alle Ehre macht. Da sind zunächst die Klassiker wie Johannisbeer- und Ribiselsaft sowie auch Ribiselwein, Ribiselfrizzante und Ribisellikör. Wer Kir Royal als klassischen Aperitif schätzt, der findet bei Familie Ber-
thiller auch den dafür notwendigen Johannisbeerlikör. Dazu kommen weiters Nektare, Marmeladen und Chutneys. Für Freunde von Hochprozentigem produziert Franz Berthiller Ribiselweinbrand, Johannisbeeredelbrand und einen Johannisbeer-Grappa. Salatfreunde sollten Berthillers Ribiselgewürzessig probieren. All diese flüssigen Erzeugnisse gibt es das ganze Jahr über, insbesondere auch von Mitte Mai bis Mitte Oktober auf dem samstäglichen „Naschmarkt“ in Kirchberg am Wagram (www.kirchberger naschmarkt.at).
Der Höhepunkt in jedem Jahr ist im Ribiselparadies der Familie Berthiller aber die Erntezeit, die sich von den letzten Tagen im Juni bis etwa Mitte Juli erstreckt. In diesen 17 Tagen „geht es rund“, berichtet Maria Berthiller. Denn neben der professionellen Ernte mit dem Vollernter ist das Ribiselparadies auch für Endkunden geöffnet. Diese können nach Herzenslust rote und schwarze Ribiseln frisch pflücken. Oft kommen ganze Familien, um ihren Jahresbedarf zu ernten. Die Ernte von Hand hat den Vorteil, dass man die Beeren dem jeweiligen Verwendungszweck entsprechend nach Reife bzw. Süße auswählen kann – je dunkler, desto süßer, lautet hier der Leitsatz. Die Selbsternte bringt auch einen Vorteil beim Preis. Das Kilo rote Ribisel ist um zwei Euro wohlfeil, das Kilo schwarze um drei Euro. Zwei Euro Aufpreis werden fällig, wenn man es eilig hat und bereits gepflückte Ware kaufen möchte. Auch Großverbraucher wie Schnapsbrenner, Fruchtsafterzeuger oder fleißige Großmütter, die oft ihre ganze Familie mit Ribiselprodukten versorgen, bekommen bei Berthillers jede gewünschte Menge frisch maschinell geerntet.
Auf ein Glas Ribiselsturm in den Paradiesstadel
Ribiseln sind vielfältig genießbar – als Marmeladen, Säfte, Gelees, Eis, Milchshakes oder in herrlichen Mehlspeisen. Sie sind auch gut geeignet zum Einfrieren für eine spätere Verarbeitung.
Welche Vielfalt an Produkten aus der Ribisel möglich ist, das zeigt Familie Berthiller auch gerne in ihrem Ribiselstadel, der direkt am Pflückfeld platziert wurde. Hier lässt es sich nach getaner Ernte gut ausruhen. Zudem kann man sich schon mit frischen Ribeselprodukten stärken. Der Renner ist dabei der frische Ribiselsturm, den Franz Berthiller täglich frisch „auf den Punkt“ zubereitet. Laufend aktualisierte Neuigkeiten aus dem Ribiselparadies gibt es auf www.facebook.com/Ribiselparadies.
Vitaminquelle Ribisel: Antigrippal und gut für den Magen
Ribiseln gelten von Alters her als wichtige einheimische Heilpflanze. Die Sträucher fehlten in keinem Klostergarten. Neben den vitaminreichen Früchten sind auch die Blätter für gesundheitliche Zwecke verwendbar. Die Schwarze Johannisbeere ist nach Hagebutte und Sanddorn das an Vitamin C reichste heimische Obst (fünffacher Gehalt gegenüber Zitrone). Sie gilt als Heilmittel gegen Rheuma, Gicht, Erkältungskrankheiten, Skorbut und Angina und hat eine positive Wirkung auf den Magen- und Darm-Trakt. Die rote Ribisel zeichnet sich aus durch ihren Gehalt an Salicylsäure. Sie regt den Appetit an, verbessert die Sauerstoffaufnahme der Muskeln, fördert das Absondern der Salze vom Organismus und die Gallensekretion.
Hans Maad