Wetterextreme belasten den Boden: Was das für die Bearbeitung heißt

Ein schonender Umgang mit den Böden im Hinblick auf Bearbeitung, Wasserspeicherung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit muss immer an erster Stelle stehen. ©agrarfoto.com
Ein schonender Umgang mit den Böden im Hinblick auf Bearbeitung, Wasserspeicherung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit muss immer an erster Stelle stehen. ©agrarfoto.com
Die auöergewöhnlichen Witterungsverhältnisse stellen die Landwirte vor neue Herausforderungen. Eine zentrale Frage, die sich im Hinblick auf diese Wetterextreme stellt ist, ob unsere aktuellen Bewirtschaftungsmaönahmen – beginnend bei der Bodenbearbeitung, über Düngung und Pflanzenschutz sowie Erntetechnik – diesen neuen Anforderungen gerecht werden. Vergleicht man die letzten drei Wirtschaftsjahre am Standort Waizenkirchen im Hausruckviertel hinsichtlich Niederschlag und Summe an Hitzetagen miteinander, so lässt sich feststellen, dass die Niederschlagsmenge 832 Millimeter im Jahr 2013, 765 Millimeter im Jahr 2014 und 755 Millimeter im Jahr 2015 betrug.

Bei diesem Vergleich zeigt sich, dass es im letzten Jahr gar nicht so trocken war, wie man annehmen möchte. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die ungleichmäöige Verteilung der Niederschläge verbunden mit Starkregenereignissen. Betrachtet man nun noch die Hitzetage, zeigt sich ein deutlicher Unterschied dieser Jahre. Gab es 2013 18 Hitzetage über 30 Grad Celsius, waren es 2014 nur sieben und im Hitzesommer 2015 schlieölich 31 Hitzetage. Genau diese Extreme im Niederschlag beziehungsweise in der Anzahl an Hitzetagen setzen der Landwirtschaft enorm zu.

Auf Bodenfeuchtigkeit bei Bearbeitung achten

Der Boden als zentraler Faktor des Pflanzenwachstums steht hier im Mittelpunkt der Betrachtung. In den letzten Jahren stieg die durchschnittliche Bodentemperatur permanent an und erreichte letztes Jahr fast die 30-Grad- Celsius-Marke. Auf tonhaltige Böden führen solche hohen Temperaturen zu Schrumpfungsprozessen. Durch diese geht die Aggregatstabilität und somit der natürliche Bodenaufbau verloren. Sandige Böden bleiben von diesen Schrumpfungsprozessen verschont, dafür stellt sich hier schneller ein Was­sermangel ein. Für das Pflanzenwachstum ist ein ungestörter, nicht verdichte­ter Boden von entscheidender Bedeutung.

Auch im trockenen Jahr 2015 kam es zu Verdichtungen bei der Bearbeitung. Das Frühjahr – genauer die beiden Monate April und Mai – waren geprägt durch Niederschläge. Gerade zu dieser Zeit mussten Bodenbearbeitungsmaönahmen sowie der erste Grünlandschnitt oft unter nassen Bedingungen durchgeführt werden. Schwere Maschinengespanne beispielsweise bei der Silageernte verdichteten den Boden mehrmals hinter­einander. Der Boden wird dabei mehrmals überrollt und so bis in eine Tiefe von rund einem Meter verdichtet. Im Ackerbau soll auf die richtige Bodenfeuchtigkeit bei der Bearbeitung geachtet werden. Ein Bodenfeuchtigkeitsgehalt von zehn bis zwölf Prozent ist optimal. Hier krümelt der Boden bei der Bearbeitung und es entstehen keine Schmierschichten.

Bei zu trockener Bearbeitung – wie es etwa im Herbst 2015 der Fall war – wird viel mehr Energie benötigt, um den Boden zum Beispiel für die Weizenaussaat vorzubereiten. Mit schweren Maschinen ist eine Bearbeitung fast immer möglich, doch dabei wird die Krümelstruktur des Bodens zerstört. Typische Verdichtungs­zeiger auf dem Ackerland sind das vermehrte Auftreten von Wurzelunkräutern wie der Distel. Auf verdichtetem Grünland in Kombination mit Grasnarbenverletzung und einer extensiven Bewirtschaftung treten vermehrt Engerlinge auf.

Reduzierung von Reifendruck

Lässt sich eine Bearbeitung beziehungsweise die Überrollhäufigkeit nicht vermeiden, so sollte der Reifendruck an die Bodenbedingungen angepasst werden. Eine Reduktion des Reifendruckes vergrööert die Aufstandsfläche und kann so helfen, Treibstoff zu sparen und vor allem Verdichtungen zu vermeiden. Neben dem Auftreten von Verdichtungszeigern wird auch der Wasserhaushalt von verdichteten Böden gestört. So wird die natürliche Wasser­infiltration in den Boden gehemmt und es kommt zu Staunässe. Stauende Nässe erschwert die Bearbeitung und führt zu einem Anstieg des Säuregehaltes im Boden. Dadurch kommt es zu Problemen bei der Nährstoffaufnahme, da Säureionen andere Nährstoffe von den Austauscherkomplexen verdrängen und diese so von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden können.

Bodenhorizonte – Bodenaufbau und Verdichtung

Der Boden lässt sich in Bodenhorizonte gliedern. Diese Horizonte weisen charakteristische Eigenschaften auf und diese sind durch Bodenbildungsprozesse entstanden. Die oberste Bodenschicht – der A- Horizont – ist die Wachstumszone für unsere Kulturpflanzen. Der darunterliegende B-Horizont ist der wesentliche Wasser- und Nährstoffspeicher. Gleichzeitig ist dieser Horizont auch die “Tragschicht” für die Bearbeitungsmaönahmen. Der C-Horizont bildet das Ausgangsgestein der Bodenbildung. Bei Bearbeitungsmaönahmen kommt es in der Regel zu Verdichtungen im A-Horizont. Bei suboptimalen Bedingungen oder einer mehrmaligen Überrollung kann eine Verdichtung bis in den C-Horizont reichen. Tiefgreifende Verdichtungen können nur mehr schwer beseitigt werden und beeinträchtigen die natürliche Bodenfruchtbarkeit erheblich.

- Werbung -
Vorheriger ArtikelImagekampagne für mehr oö. Schwein am Teller
Nächster Artikel100 Mio. Euro als Hilfe für deutsche Milchbauern