Für Fabian Lorenz und Robert Jehle, die sich nach der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Imst für den Aufbaulehrgang an der HBLFA Tirol entschieden haben, sind die Berge als Wirtschafts- und Erholungsraum sehr wichtig. Sie haben sich beim Thema für ihre Diplomarbeit für folgende Forschungsfrage entschieden „Ermittlung der Biodiversitätsunterschiede zwischen aufgelassenen und bewirtschafteten Bergwiesen“. Betreut wurden sie dabei von DI Daniel Nigg.
Werden die Flächen nicht bewirtschaftet, rutscht der Schnee auf den ungemähten Wiesen ab und gefährdet als Lawine die Talregionen. Würden die Flächen noch wie vor ca. 50 Jahren bewirtschaftet, könnte der Boden besser gefrieren und der wesentlich kürzere Bewuchs könnte eine stabilere Verbindung mit dem Schnee herstellen.
Gleitschneeprobleme
Werden die Flächen nicht gemäht, geht der Bewuchs mit einer gewissen Höhe in den Winter. Wenn der erste Schnee fällt, kann er keine gute Bindung mit dem Untergrund eingehen. Die Pflanzenmatte ist eine Rutschvorlage für Schneebretter und Lawinen. Darüber hinaus fungiert diese Pflanzenmatte als Isolationsschicht. Der gefallene Schnee verhindert, dass der Boden darunter gefriert. Dieses Szenario ist vor allem für Südhänge problematisch. Wird das Gewicht der Schneedecke zu hoch, bilden sich sogenannte Schneemäuler, die einen Riss in der Schneedecke hervorrufen und so zu Schneebrettern bis hin zu Erdrutschen (wenn mit dem Riss in der Schneedecke auch ein Teil des Oberbodens abgeht) führen.
Versuche, solche Flächen mit Bäumen und Sträucher zu bepflanzen, um die Schutzfunktion zu erhalten, funktionieren nur bedingt. Der Schutzwald braucht jahrzehntelang zum Wachsen. Die aufgelassenen Bergwiesen werden von Zwergsträuchern bewuchert und dies geht mit einer exponentiellen Abnahme von Biodiversität einher. Biodiversität beschreibt im Bereich der Pflanzen die Häufigkeit des Auftretens von verschiedenen Pflanzenordnungen, Pflanzenfamilien, Pflanzenunterfamilien, Pflanzengattungen und Pflanzenarten.
Es wurde jeweils eine bewirtschaftete und eine aufgelassene Versuchsfläche mit ähnlichen Standortverhältnissen im Lechtal und im Paznaun ausgewählt. Anhand der „Zeigerwerte nach Ellenberg“ wurde der Pflanzenbestand von je drei Quadratmeter jeder Teilfläche erhoben. Aus den verschiedenen Zeigerpflanzen wurden Rückschlüsse auf die Boden-, Standort- und Bewirtschaftungsverhältnisse gezogen.
Unterschiede der Biodiversität
Ziel dieser Diplomarbeit war es, die Unterschiede der Biodiversität zwischen bewirtschafteten und aufgelassenen Bergwiesen zu erheben. Dabei wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Artenvielfalt nach dem Auflassen von Bergwiesen exponentiell zurückgeht. Diese Hypothese wurde in Form einer Pflanzenbestandserhebung überprüft. Dafür wurden Erhebungen auf bewirtschafteten und aufgelassenen Flächen im Lechtal und dem Paznaun durchgeführt, mit jeweils ähnlichen Standortverhältnissen, soweit es das jeweilige Gebiet zuließ. Pro Versuchsfläche wurden je drei Quadratmeter untersucht, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.
Die Ergebnisse des Lechtals und des Paznauns sind unterschiedlich. Dies liegt an verschiedensten Einflussfaktoren wie Wetter und Untergrundbeschaffenheit. Die Hypothese konnte im Lechtal widerlegt und im Paznaun bestätigt werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass Bergwiesen nicht nur ein einzigartiges Ökosystem sind. Sie beherbergen artenreiche Fauna und Flora. Sie sind Dreh- und Angelscheiben im hochalpinen Raum. Sie erfüllen wichtige Funktionen und haben direkte Auswirkungen auf den Lebensraum von Mensch und Tier. Bergwiesen sind wichtig für das Gemeinwohl aller Bergbewohner und sollten daher weiterhin bewirtschaftet und ihr Erhalt gefördert werden.
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