Extreme Witterungsereignisse häufen sich in den letzten Jahren, immer wieder treten wie zuletzt massive Trockenperioden auf. Mit Bewässerungsanlagen können sie teilweise entschärft werden. Entscheidend dabei ist der effiziente und standortangepasste Einsatz des Wassers. 

Noch sind bewässerte landwirtschaftliche Flächen in Österreich die Ausnahme. Laut einer im „Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan 2015“ veröffentlichten Schätzung lag der Anteil der bewässerten Grundstücke an der landwirtschaftlichen Fläche bei nur 2,3 Prozent. Deutlich darüber befindet sich der Wert mit mehr als zehn Prozent der Gesamtproduktion. 

Auch wenn sich gemäß Landwirtschaftsministerium zwei Drittel der fernübertragenen hydrographischen Messstellen an Fließgewässern heuer Anfang April 2020 im Niederwasserbereich befanden und die Grundwasserspiegel von Salzburg ostwärts und im Süden bereits jetzt im Frühjahr sanken, weisen in Österreich die Grundwasserkörper generell einen guten mengenmäßigen Zustand auf, so stand es zumindest in der Veröffentlichung „Gemeinsame Agrarpolitik 2020+“ vom Umweltbundesamt aus dem Jahr 2019. Bislang habe es – auf Grundwasserkörper bezogen – keine Übernutzungen gegeben. Aufgrund des Klimawandels könnte aber mittelfristig die Grundwasserneubildungsrate zurückgehen, was zumindest im Osten Österreichs zu Problemen hinsichtlich des mengenmäßigen Zustands führen könnte.

Bewilligung

Die Entnahme von größeren Wassermengen zum Zweck der landwirtschaftlichen Bewässerung bedarf grundsätzlich einer wasserrechtlichen Bewilligung. „In Gebieten mit ausreichend Grundwasser ist es aktuell nicht schwierig, eine solche zu bekommen. Für diese ist die jeweilige Wasserrechtsbehörde, meist die Bezirkshauptmannschaft oder das Magistrat, zuständig. Beim Ansuchen sollte man auf die Angabe einer realistischen und ausreichend hohen Wassermenge achten – vor allem vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahren immer mehr landwirtschaftliche Kulturen bewässert werden müssen. Wir gehen davon aus, dass auch zukünftig vor allem für wassersparende Bewässerungsmethoden wie eine Tropf- oder Mikrobewässerung, eine Bewilligung verhältnismäßig einfach erreicht werden kann“, so Günter Purkhauser, Geschäftsführer des RWA-Tochterunternehmens Parga Park- und Gartentechnik.

Zeitfaktor

Die Zeitspanne von der ersten Planung bis zur fertigen Anlage hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen laut Purkhauser die Dauer der behördlichen Bewilligung, die Kulturart(en) und die Art der Bewässerung. Bei vielen Betrieben seien Brunnen, Pumpen oder Aggregate bereits vorhanden, sodass die vorhandene Infrastruktur genutzt und Projekte innerhalb weniger Tage realisierbar sind. Wenn man ein Feld bewässern möchte und dort einen eigenen Brunnen errichtet, dann seien Bewässerungsmöglichkeiten meist innerhalb weniger Wochen installierbar. Wolle man allerdings seine gesamten Flächen mit Leitungen vernetzen und bewässern, könne sich der Zeithorizont bis zu mehreren Monaten erstrecken. 

Von Tropfbewässerung bis zur Beregnung

Zur Bewässerung mit Wasser in geeigneter Qualität stehen heute verschiedenste Verfahren zur Verfügung, von der ältesten und weltweit noch in großem Umfang verwendeten Oberflä-chenbewässerung über Beregnungsanlagen bis hin zur Mikrobewässerung. „Mit einer Tropfbewässerungsanlage bringt man das Wasser genau dorthin, wo es benötigt wird und profitiert von zahlreichen Vorteilen. Die Blattmasse wird trocken gehalten, es kommt zu weniger Krankheiten und einem geringeren Pflanzenschutzbedarf. Man kann auch bei ungünstigen Wetterbedingungen wie starkem Wind nahezu ohne Verluste bewässern. Und man spart Wasser und Energie. Denn der Fokus liegt auf der effizienten Bewässerung der Wurzeln, was mit einer geringeren Verdunstung einhergeht. Die Tropfbe-wässerung funktioniert mit einem ge-ringen Druck bereits ab ca. 1 Bar. In manchen Kulturen und Betrieben können aber auch andere Systeme, wie z. B. eine Mikroberegnung, eine Netzbe-regnung oder Großflächenregner einen Vorteil bringen“, erklärt Purkhauser.

Steuerung

Grundsätzlich sind bei der Bewässerung Pflanzenbedarf, nutzbare Feldkapazität (nFK), also jene Wassermenge, die gegen die Schwerkraft vom Boden gehalten wird und pflanzenverfügbar ist, sowie aktuelle Bodenfeuchte im durchwurzelten Horizont zu berücksichtigen. Dazu kommen Wetterprognosen und andere Daten. Um Ertragseinbußen zu vermeiden, sollten etwa laut dem Ratgeber „Bewässerung im Ackerbau und in gärtnerischen Freilandkulturen“ von der Bayerischen Landesanstalt landwirtschaftliche Kulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Getreide oder Freilandgemüse bewässert werden, wenn die Bodenfeuchte im Wurzelraum unter 40–50 % der nutzbaren Feldkapazität absinkt. Die Höhe der erforderlichen Bewässerungsmenge richte sich nach der Bodenart, dem Unterschied zwischen der Ausgangs- und der Zielfeuchte von 80 % nFK sowie der Mächtigkeit der durchwurzelten Bodenschicht. Mit einer Wassergabe von 30 mm könne z. B. auf einem Lehmboden die optimale Gabenhöhe erreicht sein, auf einem Sandboden dagegen eine erhebliche Auswaschung erfolgen. 

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Bewässerungssysteme zu steuern. Dies beginnt mit manuellen Steuerungen, wie Zeitschaltuhren über vollautomatische Bewässerungscomputer bis hin zur Steuerung über Bodenfeuchtesensoren. Was sich am besten eignet, muss bei der Projektierung bzw. der Planung von Anlagen besprochen und abgeschätzt werden“,  erklärt Purkhauser. Generell würden in Zeiten des Klimawandels und fehlender Facharbeiter immer mehr smarte und intelligente Steuersysteme den Landwirt bei seinen Entscheidungen unterstützen und ihm einen Teil seiner kostbaren Arbeitszeit abnehmen.

Kosten

Zur Finanzierung von Bewässerungsanlagen stehen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. „Aufgrund der Förderstrukturen ist es empfehlenswert, bei einem Projekt vorab mit der zuständigen Landwirtschaftskammer oder einer Fachfirma Kontakt aufzunehmen, um die infrage kommenden Förderprogramme zu besprechen“, empfiehlt der Experte.

Die Kosten hängen sehr stark vom jeweiligen Bewässerungsprojekt ab und unterscheiden sich von Planung zu Planung sehr stark. „Hier fließt unter anderem ein, ob es einen Brunnen gibt, wie tief das Grundwasser ist, welche Infrastruktur wie Pumpen oder Strom vorhanden sind, ob es Höhenunterschiede gibt oder welche Kulturen bewässert werden. In Kulturen mit hohen Deckungsbeiträgen rechnen sich Bewässerungsanlagen natürlich am schnellsten“, so Purkhauser. 

In der Masterarbeit von Andrea Glinik (2013) wurden für einen Musterbetrieb (optimale Anlagenauslastung) mit ca. 30 ha Bewässerungsfläche unter Einbeziehung von Parametern wie Arbeit, Energie, Anschaffungspreis und Reparatur Kosten der verschiedenen Bewässerungssysteme ermittelt und danach an zwei typischen landwirtschaftlichen Betrieben in Niederösterreich und in Kärnten die Kosten ermittelt. Die Kosten der verschiedenen Bewässerungssysteme für den Musterbetrieb bewegten sich dort zwischen 2,10 und 4,80 Euro pro mm und ha. Für die gewählten Betriebe wurden Kosten in Niederösterreich zwischen 3,40 und 4,00 €/mm.ha und in Kärnten zwischen 6,60 und 11,20 €/mm.ha berechnet.

Zu bedenken gibt es also einiges bei der Bewässerung. „Überlegen Sie genau, welche Kulturen Sie aktuell und vielleicht in Zukunft bewässern möchten. Und lassen Sie sich von Spezialisten einer Fachfirma mit einschlägiger Erfahrung beraten, um für Ihre Anforderungen die richtige Bewässerungsart zu finden“, ist Purkhausers wichtigster Tipp.

Michael Stockinger

 

- Bildquellen -

  • Bewaesserung: raga (3), BZ/Stockinger (1)
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