Vorsorgen, ehe gar nichts mehr geht

Krisen und Katastrophen haben es an sich, dass sie ohne große Vorwarnung daherkommen. Corona und der jüngste Beinahe-Blackout in Europa haben das gezeigt. Höchste Zeit also, Vorsorgemaßnahmen für den Ernstfall zu treffen.

Den Selbstschutz der Bevölkerung zu fördern ist das Ziel des OÖ Zivilschutzes. Damit derartige Aufrufe nicht ungehört verhallen, braucht es hin und wieder einen Anlass, der die Bevölkerung aus dem vermeintlichen Sicherheitsschlaf holt.

Bewusstsein ist gestiegen, aber Eigenvorsorge noch zu wenig

So hat etwa die Corona-Pandemie samt Lockdowns im Vorjahr das Thema Versorgungssicherheit plötzlich in den Mittelpunkt gerückt und viele dazu veranlasst, sich über Katastrophenvorsorge zu informieren und Maßnahmen für den Selbstschutz auch tatsächlich selbst in die Hand zu nehmen. Anfang Jänner dieses Jahres schrammte Europa nur knapp an einem Blackout vorbei: Damit gemeint ist ein großflächiger und längerfristiger Stromausfall, bei dem plötzlich alles still steht und nichts mehr funktioniert. Es geht dann nicht mehr um wenige Stunden, bis der Strom wieder da ist. „Bei einem Blackout sprechen wir von einem Ausfall über mehrere Tage, ohne mögliche Zeitangabe oder Schätzung über ein mögliches Ende wie etwa bei einer Naturkatastrophe“, sagt der OÖ Zivilschutz-Präsident Michael Hammer. Je länger der Stromausfall dauere, desto länger dauere es auch, bis die Infrastruktur wieder funktioniert.

Strom ist essenziell für den reibungslosen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens. Infrastruktur, Wirtschaft und der gesamte Alltag der Bevölkerung würden sofort stillstehen, wenn alle Lichter ausgingen. Ein Szenario, das unvorstellbar klingt – es aber nicht ist: Die Gefahr eines Blackouts steigt, stabilisierende Netzeingriffe müssen immer häufiger durchgeführt werden, um das sensible Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Verbrauch zu halten. Vor allem durch die volatile Einspeisung von Strom aus Erneuerba­ren Energiequellen muss der Übertragungsnetzbetreiber und Regelzonenführer Austrian Power Grid (APG) an fast 300 von 365 Tagen in die Strom-Fahrpläne eingreifen.

„Die Beinahe-Katastrophe im Jänner konnte von den europäischen Netzbetreibern zwar verhindert werden, die brenzligen Situationen werden aber immer mehr und es kommt der Tag, an dem die Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr ausreichen und alles still steht. Daher fordern wir mehr Eigenvorsorge in der Bevölkerung“, sagt OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Josef Lindner. Er attestiert der Bevölkerung massive Fehleinschätzungen, was das Schadensausmaß eines Blackouts und damit die richtige Vorsorge betrifft.

Krisen-Vorrat
Vorsorge-Experten des OÖ Zivilschutzes beraten zum Thema krisenfester Haushalt. Ein solcher sollte Bürgern ermöglichen, mindestens eine, besser zwei Wochen autark zu leben und das Haus nicht verlassen zu müssen. Dazu braucht es neben Lebensmittel- und Getränkevorräten auch eine Notbeleuchtung, ein Notfallradio und eine Notkochstelle. Tipps gibt es auf www.zivilschutz-ooe.at, wo auch ein Blackout-Infofolder mit Checklisten sowie die Broschüre „Krisenfester Haushalt“ kostenlos angefordert werden können.

Quelle: oö zivilschutz
Das Schadensausmaß eines Blackouts wird massiv unterschätzt – und das, obwohl Corona das Bewusstsein für drohende Krisen bereits geschärft hat.

Online-Marktforscher „Marketagent“ hat nach dem Beinahe-Blackout eine Umfrage gemacht, wie die Bevölkerung in Österreich darauf reagiert und sich auf ein Ereignis dieser Art vorbereitet. Gut drei Viertel der Befragten war bewusst, dass ganz Europa einen Stromausfall in einem Land zu spüren bekommen könnte. Die grundlegende Versorgung im Ernstfall wäre jedoch in vielen Haushalten nicht gewährleistet. Sich und den eigenen Haushalt empfinden 41,5 Prozent (%) als gut vorbereitet. Sorgen über ein solches Szenario macht sich jeder Zweite, ein Blackout in den nächsten fünf Jahren halten aber nur 46 % für wahrscheinlich. Eine griffbereite Alternativbeleuchtung (93 %), Hygieneartikel
(89 %) und ein Erste-Hilfe-Set (87 %) wäre für die Wenigsten ein Problem, schwieriger würde das Decken der Grundbedürfnisse: Gut sechs von zehn Befragten wähnen Lebensmittel für zwei Wochen bei sich zuhause, die Trinkwasservorräte für diesen Zeitraum würden bei weniger als die Hälfte ausreichen. Sensibilisiert wurden viele schon im Vorjahr: Vier von zehn Befragten gaben an, dass Corona ihr Bewusstsein für drohende Krisen geschärft habe.

Notstromaggregate in Stallungen unverzichtbar

Auf landwirtschaftlichen Betrieben geht es bei einem Stromausfall nicht nur um das Versorgen der Menschen, sondern auch der Tiere. Auch die Sicherstellung der Melk- und Milchkühltechnik sowie der Kühlketten in der Direktvermarktung müssen im Fall des Falles gewährleistet sein. Nutztiere in geschlossenen Stallungen müssen auch bei einem Stromausfall mit Luft, Wasser und Futter versorgt werden, auch die Biosicherheit am landwirtschaftlichen Betrieb darf nicht gefährdet sein. Für viele Qualitätsprogramme wie das AMA-Gütesiegel sind funktionstüchtige Notstromaggregate ohnehin eine Voraussetzung.

- Bildquellen -

  • Charset=Ascii: oö zivilschutz
  • Strommasten (6): OÖ Zivilschutz
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