Die Herausforderungen, jedoch auch der Stellenwert der heimischen Land- und Almwirtschaft sind groß wie selten zuvor. Zum einen haben Krisen wie Pandemie und Krieg verdeutlicht, wie wichtig die Selbstversorgung im eigenen Land für die Bevölkerung wirklich ist. Zum anderen sehen sich aber auch die heimischen Bauernfamilien mit Herausforderungen wie Teuerung, Klimawandel und seit geraumer Zeit mit der Rückkehr der Raubtiere Wolf und Bär konfrontiert. Eine Bedrohung, die nicht nur heimische Bauernfamilien hart trifft, sondern in weiterer Folge massivste Auswirkungen auf den Tourismus und den Schutz vor Umweltgefahren hätte. „Verschwinden die Almen, verschwindet auch die Attraktivität unseres Landes. Viele Menschen unterschätzen das einmalige Kulturgut Almwirtschaft. Zieht doch genau diese gepflegte Kulturlandschaft Einheimische und Urlauber in unser Land, um dort Erholung zu finden“, so LA Josef Edenhauser. „Wir verzeichnen einen Zuwachs von mehr als 25 Prozent pro Jahr. Während im Jahr 2021 an die 250 Rudel im Alpenraum angesiedelt waren, sind es jetzt bereits 300 Rudel.“ In dieselbe Kerbe schlugen auch die Bezirksbauernobmänner Elmar Monz, Christian Angerer und Andreas Gstrein, die im Rahmen des Sommergespräches eine Resolution zum Schutz und der Erhaltung der traditionellen Alm- und Berglandwirtschaft forderten. „Aufgrund der akuten Bedrohung der Berglandwirtschaft fordern wir alle politischen Entscheidungsträger auf, unverzüglich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Rettung der Alm- und Berglandwirtschaft zu schaffen und die Zusammenarbeit der Alpenländer beim Umgang mit Großraubtieren zu verstärken“, so Monz.

Weg vom Bescheid, hin zur Verordnung

VP-Parteiobmann Anton Mattle bestärkte: „Der Tiroler Volkspartei ist die heimische Landwirtschaft und alle Herausforderungen, die sich ihr stellen, seit jeher ein großes Anliegen. Wir wissen um die große Bedeutung, die die flächendeckende Bewirtschaftung für unser Land hat. Auch wenn das Thema Wolf derzeit vieles überschattet, ist die ÖVP-Landwirtschaftspolitik vor allem darauf ausgerichtet, den bäuerlichen Familien ein Einkommen zu sichern, von dem sie auch leben können. Deshalb fördern wir regionale Kreisläufe, Direktvermarktung und das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten, dass gesunde, heimische Lebensmittel auch etwas wert sein müssen. In Punkto Wolf ist mir wichtig, dass den Bäuerinnen und Bauern rasch und unbürokratisch geholfen wird, deshalb wollen wir beim Abschuss von Problemtieren die Systematik ändern. Weg vom Bescheid, hin zur Verordnung. Das geht schneller und kann auch nicht durch Einsprüche hinausgezögert werden. Die Almbewirtschaftung hat für Tirol enorme Bedeutung und muss geschützt werden. Nicht nur damit wir in unserer Freizeit die Tiroler Natur- und Bergwelt genießen können, sondern auch damit die Böden nicht verkarsten und wir damit weiterhin einen effektiven Schutz vor Naturgefahren wie Muren oder Lawinenabgängen haben.“

Doppelbödigkeit ist skandalös

Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler kritisiert die Rolle der EU und NGO’s in diesem Zusammenhang. „Auch wenn wir in Tirol bereits Abschussbescheide auf Empfehlung einer unabhängigen Expertenkommission zusammengebracht haben, so sehen wir uns damit konfrontiert, dass diese von NGO’s fast schon reflexartig beeinsprucht werden. Es wird immer gesagt, einen Problemwolf kann man ruhig entnehmen, aber dann wird eben Einspruch erhoben. Diese Doppelbödigkeit finde ich skandalös. Es wird zwar stets behauptet, dass die kleinstrukturierte heimische Alm- und Berglandwirtschaft mit ihrer nachhaltigen Bewirtschaftungsweise unterstützt wird, aber das passiert nicht wenn es darauf ankommt“, so Geisler: „Es gilt Mehrheiten zu finden und das Problem noch mehr in die Breite zu bringen, erst dann wird das Problem als solches erkannt und dagegen vorgegangen. Der Großteil der Abgeordneten in Brüssel kommt aus urbanen Räumen und es interessiert sie nicht, wie es uns im ländlichen Raum geht. Aber wir leben in einer Zeit, in der man Mehrheiten braucht, und diese Mehrheiten sind leider im EU-Parlament noch nicht gegeben.“

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  • 220821 FITSCH 01: Elisabeth Fitsch
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