Selbstversorgung sollte keine Modeerscheinung sein

Am 13. März jährt sich der erste Corona-Lockdown bereits zum vierten Mal. Erinnerungen an medizinische Versorgungsengpässe und die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln sind geblieben.

Leere Supermarktregale und ein Hype um die regionale Lebensmittelversorgung sind Erinnerungen an den Beginn der Coronapandemie. Versorgungssicherheit soll jedoch mehr als nur ein Trend sein.

Anlässlich des „Tages der leeren Supermarktregale“, der am 13. März begangen wird, erinnert Bauernbunddirektor Peter Raggl an den Stellenwert der Selbstversorgung mit Lebensmitteln im Inland. „Ich erinnere an die langen Menschenschlangen vor den Direktvermarktungsläden. Damals sind unsere bäuerlichen Produzenten mit der Herstellung und Bestückung ihrer kleinen Hofläden teilweise gar nicht mehr nachgekommen und dennoch ist es unseren Bäuerinnen und Bauern gelungen, während der Pandemie die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen“, so Raggl in seinem Rückblick. „Bei anderen Produkten wie beispielsweise Nudeln und Klopapier, jedoch auch bei bestimmten Medikamenten oder Schutzmasken, kam es tatsächlich zu Engpässen. Die Grenzen waren geschlossen, der Flug- und Transitverkehr eingestellt und so lernten wir schnell, was Selbstversorgung wirklich ist“, so Raggl weiter. 

Bauernbund erinnert an Stellenwert der Versorgungssicherheit 

Nun erinnert der Bauernbund, vier Jahre danach, an den Stellenwert von Selbstversorgung und Versorgungssicherheit. „Was anfangs Notwendigkeit war, entwickelte sich mit der Zeit zu einem Trend. Begriffe wie Selbstversorgung und Versorgungssicherheit wurden sprichwörtlich gehypt. Mit einem Mal waren auch in der Zeit nach Corona Versorgungssicherheit, Bauernläden, Regionalität und Direktvermarktung fast schon eine Modeerscheinung. Wer zeigen wollte, dass ihm seine Gäste besonders am Herzen liegen, präsentierte stolz seine Produkte vom Bauern aus dem Dorf“, meint Raggl.

„Was jedoch eine Begleiterscheinung jedes Modetrends ist: Er hat ein Ablaufdatum und wird schnell durch neue Trends ersetzt. Genau deshalb möchten wir daran erinnern, dass unsere Bauern für das Essen sorgen. Egal, ob es modern ist oder nicht, und egal, ob unsere Grenzen offen sind oder geschlossen. So wie es Österreichs Bauern in der Corona-Pandemie geschafft haben, unsere Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln zu versorgen, so können sie das auch in Zukunft.  Jedoch nur unter der Bedingung, dass die Menschen auch weiterhin zu österreichischen Erzeugnissen greifen und unseren Bauern die Treue halten. Wenn nun alle zum billigsten Eigenmarktprodukt der gängigen Handelsketten greifen, wo die Herkunft der Inhaltsstoffe ganz beliebig austauschbar ist, dann ist das eine ernsthafte Gefährdung der heimischen Landwirtschaft und der Versorgungssicherheit im Land.“

Politik muss Weichen stellen 

Neben dem, was jede und jeder von uns beim täglichen Einkauf tun kann, um die heimischen Bauern zu unterstützen, sieht Raggl jedoch auch die Politik gefordert. In zahlreichen europäischen Ländern regen sich seit Anfang des Jahres Bauernproteste. In Österreich riefen zwar im Jänner Freiheitliche Bauern zu einer Aktion auf – die war jedoch mit ca. zehn Teilnehmern relativ überschaubar, erklärt sich Peter Raggl folgendermaßen: „Auch unsere Landwirte arbeiten und leiden unter denselben Bedingungen der Europäischen Union. Jedoch ist der Unterschied zu anderen Ländern, wie z. B. Deutschland, die mit Cem Özdemir einen Grünen Landwirtschaftsminister haben, enorm. Wir haben in Österreich das Glück, dass Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Vertreter aus Bauernbund-Kreisen an den Verhandlungstischen sitzen und über das Schicksal unserer Bauern und somit die Zukunft der Versorgungssicherheit in Österreich und Tirol mitbestimmen können. So können wir auch auf Bundes- und Landesebene Rahmenbedingungen für unsere Bauern mitgestalten, damit unsere Höfe zukunftsfit bewirtschaftbar bleiben.“ Abschließend hält Raggl fest: „Was wäre unser Land ohne Bauern? Dieser direkte Zusammenhang ist uns seit Corona allen bewusst. Jetzt ist aber wichtig, dass Selbstversorgung kein Modetrend, sondern vielmehr eines der höchsten Güter unseres Landes bleibt. Geht es den Bauern gut, geht es den Menschen gut.“

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AUTORRed. HP
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