Schwer unterbezahlt

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

„Erpresserisch“; „unfaire Methoden“ (weil am Rücken der Bauern); vor allem aber der vermutlich aus Sicht der Adressaten schwerste Vorwurf: „Konsumententäuschung“. Mit ungemein harschen Worten übte Minis-
terin Elisabeth Köstinger dieser Tage in einem Interview im „profil“ lauthals Kritik an den Mega-Handelsketten Spar, Billa und Hofer, die sich hierzulande 90 Prozent des Lebensmittelabsatzes über die Supermarktregale teilen. Und glaubt man Branchenkennern, könnte die Marktkonzentration und damit Einkaufsmacht etwa von Spar schon bald noch größer werden, wenn der Gastrogroßhändler Metro (gehört zu 27 % Spar Österreich) seinen Konkurrenten AGM übernimmt.
Köstinger, LK-Präsident Josef Moosbrugger und Bauernbundchef Georg Strasser thematisieren die Marktmacht dieser Großkonzerne nicht zum ersten Mal, wie erst unlängst mit fundierten WIFO-Zahlen, die den sinkenden Wertschöpfungsanteil der Landwirte bei Lebensmitteln bestätigen. Angesichts vermehrter Berichte hinter vorgehaltener Hand über den rauen Umgang vieler Einkäufer dieser Multis mit Obst- und Gemüsebauern, Molkereien oder Fleischlieferanten wird auch der Ton der Agrarpolitiker rauer.
Dass die Handelsbosse eher künstlich erregt empört darauf reagieren, verwundert nicht wirklich. Passt die Reaktion der Bauernverteter doch gar nicht zu ihren liebsten Werbesujets von Spar, Billa, Hofer & Co, mit denen sie gerne ihre Kunden umschmeicheln: idyllische Bilder von Bäuerinnen und Bauern, am Feld, mit ihren Tieren auf der Weide, aber halt wie ihr eigenes Personal schwer unterbezahlt.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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