“Eine Aufstockung des Kontingents für Saisonarbeiter als Sofortmaßnahme, um unmittelbar drohenden Schaden für die Land- und Forstwirtschaft abzuwenden”, fordert laut einer Aussendung der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes, von den zuständigen Behörden. Denn laut AMS sei das Saisonier-Kontingent bereits ausgeschöpft und ein Bewilligungsstopp verhängt worden. “Temporäre regionale Bewilligungsstopps gab es zwar auch in den Vorjahren, aber noch nie zu einem so frühen Zeitpunkt”, beklagt Schultes angesichts akuten Arbeitskräftebedarfs zur einsetzenden Vegetationsperiode. Gleichzeitig reklamiert Schultes, “auch die lange verhandelte Modernisierung des Landarbeitsrechts muss endlich kommen”.
Die Landwirtschaftskammer verlange seit Jahren konkrete Schritte, die Beschäftigung in Saisonjobs sichern zu können. “Wir haben schon mehrfach das Modell des Arbeitgeberzusammenschlusses vorgeschlagen. Dieses kann qualifizierte Dauerarbeitsplätze schaffen. Es findet beispielsweise in Frankreich schon breite Anwendung. Auch den Interessenvertretungen auf Arbeitnehmerseite muss klar sein, dass jetzt unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Wer jetzt noch weiter blockiert, setzt nicht nur bäuerliche Existenzen aufs Spiel, sondern gefährdet auch die Arbeitsplätze vieler Landarbeiter. Heimische Verarbeitungsbetriebe verlieren bereits laufend Aufträge. Für sie wird dieser Umsatzverlust über kurz oder lang eine Frage des Überlebens”, appelliert Schultes an rasche Abhilfe.
Die Ursachen für den akuten Saisoniermangel seien laut Schultes mehrschichtig: Wesentlich dafür sei das schrumpfende Potenzial an freizügigen Arbeitskräften etwa aus Rumänien oder Polen. Geringe Arbeitslosigkeit in diesen Herkunftsländern bei gleichzeitig stark steigenden Reallöhnen bremse die Mobilität der Arbeitskräfte erheblich. Er verweist dabei auf Beispiele, wie dem andere Länder mit deutlich lukrativeren Rahmenbedingungen für kurzfristig Beschäftigte begegnen: “Durch die in Deutschland geschaffene Möglichkeit, Saisonarbeitnehmer unter bestimmten Umständen pensionsversicherungsfrei kurzfristig zu beschäftigen, hat sich ein enormer Konkurrenzdruck auf uns aufgebaut. Die Mehrkosten für die österreichischen Betriebe betragen dadurch im Vergleich zu deutschen mittlerweile bis zu 33%. Die dadurch möglichen höheren Nettolöhne in Deutschland erzeugen eine starke Sogwirkung. Diese führt zur Abwanderung von Stammarbeitskräften aus Österreich.”
“Erste konstruktive Gespräche mit dem Sozialministerium wurden bereits geführt und wir sind zuversichtlich, dass wir hier rasch zu Lösungen kommen werden, die dem Produktionsstandort Österreich wieder eine Perspektive geben”, so Schultes. AIZ
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