„Schluss mit Ausreden, Transparenz ist Trumpf“

Elisabeth Köstinger, Georg Strasser und Josef Moosbrugger stellen regionale Qualitätsproduktion ins Zentrum ihrer diesjährigen Arbeit. Allerdings stehe der Gesundheitsminister weiterhin trotz Regierungsvereinbarung bei der Umsetzung der Herkunftskennzeichnung „auf der Bremse“.

Agrarpolitiker-Forderungen: „Von Nationalem Strategieplan bis Herkunftskennzeichung“. FOTO: Paul Gruber

Auch für Österreichs Landwirtschaft war 2020 ein herausforderndes Jahr. Zusätzlich zu ohnehin schwierigen agrarpolitischen Rahmenbedingungen hat die Corona-Krise vor allem durch die Sperre der Gastronomie und den massiven Einbruch im Tourismus und damit weniger Abnehmern für ihre Produkte viele Bauern besonders getroffen. Österreichs Agrarspitze – Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, LK-Präsident Josef Moosbrugger und Bauernbund-Präsident Georg Strasser – setzten daher für heuer einen noch größeren Schwerpunkt auf die Stärkung der überwiegend kleinstrukturierten Familienbetriebe und die regionale Qualitätsproduktion, für mehr Absatz sowie die weitere Absicherung der Versorgungssicherheit des Landes mit Lebensmitteln.
Bei einer gemeinsamen Video-Pressekonferenz am Dienstagabend erklärte Köstinger: „In Krisenzeiten wird einem bewusst, wer das Land ernährt, nämlich unsere Bäuerinnen und Bauern. Sie liefern 365 Tage im Jahr, was wir kaufen.“ Österreichs kleinstrukturierte Landwirtschaft habe sich als krisensicher erwiesen. In einem „Nationalen Strategieplan“ soll diese weiter festgeschrieben werden, auch mit Schwerpunkten für mehr Tierwohl und regionale Qualitätsproduktion. Mit höheren, noch zielgenaueren Fördersystemen könne man den Bauern den Mehraufwand für Weidehaltung oder besonders tiergerechte Stallungen teilweise abgelten. „Für Kalbfleisch werde man eine Vermarktungsoffensive starten und neue Absatzmärkte aufbauen. „Kalbfleisch aus Holland muss der Vergangenheit angehören“, so Köstinger.
Zugleich appellierte sie, den Bauern faire Preise für ihre Produkte zu zahlen. „Förderungen alleine werden nicht reichen, 2021 brauchen wir einen gemeinsamen ‚Österreich-Pakt’ für mehr Wertschätzung, mehr Wertschöpfung, mehr Regionalität.“
„Mehr Regal für Regional“
Ein solcher Österreich-Pakt, abgeschlossen zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel, müsse erstklassige Lebensmittel mit regionaler Herkunft sichern, erklärte Josef Moosbrugger. Es gehe vor allem darum, im Handel „mehr Regal für Regional“ zu erreichen. EU-Statistiken würden zeigen, dass sich die Verteilung der Wertschöpfung zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel deutlich zugunsten des Handels (und vor allem zuungunsten der Landwirte) verschoben habe. Für ihn führt daher an einer verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft kein Weg vorbei. Nach wie vor stehe aber der dafür zuständige Gesundheitsminister „auf der Bremse“, ärgert sich der Kammerpräsident. „Schluss mit Ausreden, Transparenz ist unser Trumpf. Wir fordern die Umsetzung der Herkunftskennzeichnung, wie im Regierungsprogramm festgeschrieben.“ Andernfalls werden man einen Vorschlag vorlegen und mit Beispielen aufzeigen, wie es möglich ist.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Georg Strasser: Das Bewusstsein für regionale Lebensmittel sei durch Corona enorm gestiegen. Um für die Bäuerinnen und Bauern mehr Wertschöpfung auf den Märkten zu lukrieren, soll auch das AMA-Gütesiegel weiter gestärkt werden.
Strassers Motto: Reden
über Märkte
„Und reden wir 2021 über die Märkte“, lautet Strassers Motto. „Der Bauernbund hat stets für mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette gekämpft.“ Die Umsetzung der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken in Österreich noch im ersten Halbjahr werde zu mehr Gerechtigkeit und Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Lebensmittelhandel führen, ist Strasser überzeugt. Zudem werde der Bauernbund mit Regionalitäts-Checks den Supermärkten „genau auf die Finger schauen, um deren suggerierte ‚Österreich-Treue‘ sichtbar zu machen“.

Bernhard Weber

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