Die enorme Kostensteigerung bei Strom und Gas hat in der heimischen Schlachtbranche bereits zu einer Betriebsschließung beigetragen. Franz Schreiner, Eigentümer und Geschäftsführer des gleichnamigen Traditionsschlachthofes in Münichreith/Laimbach (NÖ) hat mit August den Schlachtbetrieb geschlossen. Als Gründe für den geordneten Rückzug führte Schreiner gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten die enorm gestiegenen Energiekosten und den langjährigen Mangel an Fachkräften an. Im Schlachthof waren 18 Mitarbeiter beschäftigt, pro Woche wurden rund 1.200 Schweine aus den umliegenden Regionen in Nieder- und Oberösterreich geschlachtet. Zwar haben die Kunden die Preis­aufschläge mitgetragen, eine erfolgreiche Fortführung des Betriebs sei aber unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich gewesen, so Schreiner. Der zum Familienunternehmen gehörende Gasthof samt Hotelbetrieb wird fortgeführt.

Mehr Faschiertes, weniger Edelteile im Einkaufskorb

Laut Roland Ackermann, Geschäftsführer des Schlachtbetriebes Alpenrind Salzburg und Vorsitzender des Ausschusses Vieh- und Fleischgroßhandel in der Wirtschaftskammer Österreich, haben sich die Stromtarife für die Schlachtbetriebe seit dem Vorjahr etwa verdreifacht, Gas sei um das Vier- bis Fünffache teurer geworden. Je nach Ausgangssituation seien auch Preissteigerung bis zum Zehnfachen zu verkraften. Dazu kommen weitere Kostensteigerungen bei Verpackungsmaterial, CO2-Gas und Chemikalien zur Wasseraufbereitung. Es sei unabdingbar, diese Kostensteigerungen auch weiterzugeben. Allerdings sei der Bewegungsspielraum begrenzt, man liege etwa im Schnitt der allgemeinen Verbraucherpreissteigerung bei zehn Prozent. Das führe zu sehr knappen Umsatzrenditen. Ackermann: „Das ist sehr knapp. Von zwei bis drei Prozent können wir nur träumen.“
Auf der Kundenseite sieht der Branchenvertreter zwei Reaktionsmuster. Die Konsumenten weichen von höherpreisigen Produkten auf günstigere Ware aus. Anstelle von Edelteilen lande häufiger Faschiertes im Einkaufskorb und statt Bio werde mehr Fleisch aus der konventionellen Schiene nachgefragt.
Als zweite Herausforderung für die Branche sieht Ackermann die deutlich spätere Bevorratung in Hotellerie und Gastronomie. Üblicherweise laufe diese ab dem vierten Jahresquartal an. Heuer sei noch wenig davon zu spüren. Für die Fleischbranche stehe die Wintersaison noch auf schwachen Beinen. Dabei seien die Monate rund um den Jahreswechsel wichtige Umsatzbringer.

Strompreisdeckel gefordert

Starken Abbau von Beschäftigten oder gar Betriebsschließungen, wie sie kürzlich der Verband der deutschen Fleischwirtschaft ins Gespräch brachte, sieht Ackermann in dieser Intensität nicht auf die heimische Branche zukommen. Zwar seien die Schlachtzahlen auch bei uns rückläufig, der Einbruch sei aber weitaus weniger stark wirksam als in der industriell ausgerichteten deutschen Fleischwirtschaft. Einer Warnung vor „leeren Regalen“ wolle man sich hierzulande nicht anschließen.
Sehr wohl betont Ackermann aber die systemrelevante Rolle der Schlachthöfe für die Lebensmittelversorgung. Es handle sich um eine Schlüsselposition, die für die Landwirtschaft und auch für die Versorgung der Konsumenten essentiell sei. Deswegen fordere man von der Bundesregierung eine Einbeziehung der Branche in die Strompreisdeckelung.

Quelle: AgrarMarkt Austria
Seit Jahresmitte zeigt die Schlachtstatistig der AMA bei Rindern und Schweinen deutlich rückläufige Schlachtzahlen an.

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AUTORH.M.
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