Rücksichtnahme auf Wildtiere

Die Natur und somit auch der Lebensraum der Wildtiere wird vom Menschen immer mehr genutzt – denn vor allem in Zeiten der Pandemie ist die Erholung in der Natur zu einem noch wichtigeren Faktor geworden. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass die Ruhebereiche der Tiere dadurch immer kleiner werden.

Vor allem im Winter, wenn Nahrung und Verstecke knapp werden, können Aktivitäten wie Schitourenlauf, Langlauf und Schneeschuhwanderungen die Situation von Wildtieren verschlechtern. Durch Rücksichtnahme, überlegtes Handeln und Bewusstseinsbildung können jedoch negative Auswirkungen auf Tiere und deren Lebensraum vermieden beziehungsweise verringert werden.

Rücksichtsvoll durch die Natur: Die Ruhe ist das Um und Auf

Die Bereiche, in denen Ruhe eine bedeutende Rolle spielt, sind beispielsweise Fütterungen (für Rehe und Hirsche) und Gebiete, wo Tiere wie Hasen, Gämsen, Birk-, Auer- und Schneehühner sowie Rebhühner und Fasane ihre natürlichen Nahrungsquellen und „Wohnzimmer“, also Rückzugsräume, aufsuchen.
Gerade in den Wintermonaten ist es wichtig, dass die Tiere nicht gestört werden, sodass sie ihre Energiereserven bestmöglich einsetzen können und in Folge negativer Einfluss auf den Wald vermieden wird. Viele der heimischen Tiere sind „Energiesparer“. Sie drosseln ihre Körpertemperatur, ihren Herzschlag und ihre Atmung. Bei frostigen Verhältnissen kommt es durchaus vor, dass Rotwild, aber auch andere größere Wildarten täglich für einige Stunden in eine temporäre Kältestarre fallen, um den Energieverbrauch noch weiter zu reduzieren. „Ich habe schon oft beobachtet, dass Störungen von sich in einer solchen Starre befindlichen Wildtieren, zum Beispiel ein Tier mit Kalb, also ein weiblicher Hirsch mit ihrem Jungen, extrem belastend sind. Die Tiere flüchten noch halb klamm, weil die Beine energetisch aufwändig vermehrt durchblutet werden müssen. Auch wir Jäger berücksichtigen das bei der Ausübung unserer Aufgaben“, so Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner.
Gefährlich für die Tiere wird es also dann, wenn sie hochschrecken und innerhalb weniger Sekunden ihren Stoffwechsel hochfahren müssen. Dies wirkt sich besonders negativ aus und kann im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Jede Flucht oder jedes aktive Verstecken greift die Energiereserven der Tiere an und steigert den Nahrungsbedarf.

Beunruhigung gering halten: Nutzen für Mensch und Tier

Durch Wissen über die Natur, die nicht nur in Zeiten der Pandemie sehr zum Wohle der Gesellschaft beiträgt sowie Verständis für die Rücksichtnahme, kann jeder Einzelne mithelfen, die Beunruhigung von Wildtieren in ihrem Lebensraum möglichst gering zu halten.
Zahlreiche Beispiele zeigen, dass ein Konsens zwischen den Naturnutzern und Wildtieren möglich ist, wodurch sowohl Tier als Mensch profitieren.

Tipps für Tourenplanung mit Rücksicht auf Tiere:

• Markierungen und Hinweistafeln sowie Anweisungen der Jäger beachten.
• Ruhezonen und Schutzgebiete respektieren, Winterfütterungen großräumig umgehen, Lärm vermeiden, markierte Wege nicht verlassen.
• Dem Wild nach Möglichkeit großräumig ausweichen und Wildtiere nur aus Distanz beobachten.
• Eine Stunde vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang sollten der Wald und die darüber liegenden Freiflächen den Wildtieren gehören.
• Für den Auf- und Abstieg sowie die Abfahrt sollten im Waldbereich Forststraßen genutzt werden. Man sollte niemals durch Aufforstungs- und Jungwuchsflächen auf- oder absteigen.
• An der Waldgrenze: Ausreichend Abstand zu Einzelbäumen oder Baumgruppen halten, da dies der Aufenthaltsbereich vieler Birkhühner oder etwa Schneehasen ist.
• Hänge oberhalb der Waldgrenze nicht ganzflächig befahren. Zwischen den Abfahrtsrouten müssen Ruhe- und Rückzugsgebiete für Wildtiere verbleiben.
• Hunde sollten stets an der Leine gehalten werden.

- Bildquellen -

  • Auf der Flucht kommt es mitunter zu lebensbedrohlichen Erschöpfungszuständen bei den Wildtieren.: OÖ Landesjagdverband
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