Praxisferner Plan der EU

Selbst Praktikerin: Simone Schmiedtbauer Foto: Bauernbund

Dieser Tage hat die EU-Kommission einen neuen Gesetzestext vorgelegt, mit dem künftig die Schlachtung von Schweinen, Rindern und auch Pferden am Herkunftsbetrieb flexibler geregelt und damit gehandhabt werden soll. Aus Österreich hagelt es daran aber Kritik, allen voran aus dem Bauernbund.
Präsident Georg Strasser und der EU-Abgeordneten Simone Schmiedtbauer geht der EU-Plan zur Schlachtung am Hof zu wenig weit. „Unser Appell nach mehr Tierwohl, kürzeren Transportwegen und mehr regionalen Wertschöpfungsketten wurde in Brüssel zwar gehört. Das ist auch ganz im Sinne der europaweiten ‚Farm-to-Fork’ Strategie. Mit dem jüngsten, zahnlosen Vorschlag hat sich unsere Vermutung aber leider bestätigt, dass die EU-Kommission ihre eigene Strategie nicht ernst genug nimmt“, kritisieren Strasser und Schmiedtbauer.
„Der Vorstoß greift nicht weit genug. Es fehlt der Bezug zur Praxis, und außerdem werden kleinere Betriebe offensichtlich benachteiligt. Strenge Hygienebedingungen und amtliche Kontrollen bei Schlachtung und Ausblutung am Hof führen zu horrenden Kosten und bringen das vielversprechende Projekt Hofschlachtung schon von vornherein zum Scheitern“, erklärt Strasser. „Diese beabsichtigten Vorschriften sind für unsere Bauernfamilien eine zu große Hürde. Wir brauchen weniger bürokratische Stolpersteine“, so Strasser. Und er fügt hinzu: „Wer weniger Tiertransporte will, muss unseren Bauern die Schlachtung am Hof ermöglichen.“
Ins selbe Horn stößt Schmiedtbauer, die am Hof der Familie in der Oststeiermark und dort wie auch in Graz immer wieder auf Bauernmärkten selbst Schweinefleisch direkt vermarktet: „Kleinere landwirtschaftliche Betriebe werden davon kaum profitieren können. Mit den anfallenden Tierarztkosten rentiert sich die Schlachtung am eigenen Betrieb oft nicht mehr. Als Praktikerin fordere ich praxistaugliche Lösungen.“
In dieser Angelegenheit zieht Schmiedtbauer übrigens auch mit ihrem EU-Abgeordneten-Kollegen Thomas Waitz von den Grünen an einem Strang. Beide warnten in einer gemeinsamen Presseaussendung am Dienstag vor dem „Placebo-Vorschlag“ der Kommission: „Die Praxisnähe fehlt, und die kleinen Betriebe werden durch den Vorschlag klar benachteiligt.“

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AUTORonline: SN
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