OÖ Bauernbund: Ohne Dünger keine Lebensmittel

Die Produktionskürzungen der europäischen Düngemittelfirmen nehmen bedrohliche Ausmaße für die Lebensmittelversorgung an.

Immer mehr Werke drosseln bzw. schließen aufgrund der hohen Gaspreise die Produktion von Düngemitteln. Sei es beispielsweise der norwegischen Düngemittelriese Yara oder Deutschlands größter Düngemittelerzeuger SKW, der seine Produktion komplett gestoppt hat. Auch der polnische Hersteller Grupa Azoty hat seine Produktion zurückgefahren. „Branchenkenner gehen davon aus, dass ausnahmslos die gesamte europäische Düngemittelindustrie ihre Produktion massiv gedrosselt hat, von bis zu 80 Prozent ihrer möglichen Kapazität wird dabei gesprochen. Auch das Werk der Borealis in Linz produziert nur im jenen Ausmaß, indem sie ihrer Verpflichtung nachkommt und die nachgelagerten Unternehmen mit den notwendigen Rohstoffen versorgt“, zeigt sich Bauernbund-Direk­tor Wolfgang Wallner über die aktuelle Situation am Düngermarkt besorgt.

Borealis: Garantie für Produktion gefordert

Für Bauernbund-Landesobfrau Michaela Langer-Weninger nimmt diese Entwicklung bedrohliche Ausmaße für die Eigenversorgung mit Lebensmitteln an. „Ohne Nährstoffe ist die Produktion und die Qualität, wie etwa beim Brotgetreide, in dem bisherigen Ausmaß nicht aufrecht zu erhalten. Dazu kommt die ständige Flächen-Verknappung durch die von der EU geforderten Stilllegungen“, so Langer-Weninger. Dies würde Österreich bei Lebensmitteln zunehmend in eine Abhängigkeit bringen.
„Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg sind eine eindringliche Mahnung, dass es in der Agrar- und Lebensmittelproduktion absolut unverzichtbar ist, alle wesentlichen Teile der Wertschöpfungskette in heimischer bzw. europäischer Hand zu halten“, betont die Bauernbund-Landesobfrau, die nicht nur eine Standort-, sondern vor allem auch eine Produktionsgarantie fordert. Erdgas sei zum Zünglein an der Waage geworden. Darauf hat die Landesobfrau in den letzten Tagen und Wochen bereits mehrfach deutlich hingewiesen und sieht sich angesichts der aktuellen europaweiten Entwicklung bestätigt. „Fehlt der Energie- und Düngemittelrohstoff Gas hat das weitreichende Folgen für die Lebensmittelproduktion. Damit betrifft eine Düngemittel-Krise nicht nur die Bäuerinnen und Bauern, sondern auch jeden Einzelnen. Fehlt der Dünger, sinken die Ernten und die Preise steigen. Ein weiteres Ansteigen der Inflation wäre die Folge“, so Langer-Weninger.

Gas ist politischer Spielball geworden

„Die Gasversorgung Europas ist zum politischen Spielball geworden. Keiner kann sagen, wie sich die Lage weiterentwickelt. Mit Blick auf den Herbst muss es nun endlich verbindliche Zusagen von Ministerin Gewessler geben, das im Ernstfall die Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie die mineralische Düngemittelproduktion als system-relevant eingestuft wird“, mahnt Bauernbund-Direktor Wallner.
Langer-Weninger hat in Gesprächen mit Vertretern der Agrofert-Gruppe deutlich gemacht, dass es dem Bauernbund um die gesicherte Düngemittelversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen geht. Bei einer Übernahme wird zudem auch eine konsequente kartellrechtliche EU-Prüfung eingefordert. „Wir werden die Aktivitäten der Agrofert-Gruppe in Linz konsequent verfolgen.“

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  • Dünger: Foto: zhang yongxin - stock.adobe.com
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AUTORred.AL
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