Die Österreichische Hagelversicherung verlieh auch dieses Jahr wieder den Förderpreis für besondere wissenschaftliche Arbeiten mit hohem Praxisbezug aus dem Bereich Landwirtschaft. Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, überreichte mit Rektor Univ. Prof. Dr. Martin Gerzabek im Rahmen einer akademischen Feier an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien den Förderpreis an Dr. Hermine Mitter und Dipl.-Ing. Birgit Wölkart. “Die letzten Jahre haben uns deutlich gezeigt, dass der Klimawandel auch bei uns angekommen ist und den Agrarsektor zunehmend vor große Herausforderungen stellt. Österreichs Landwirtschaft produziert, was alle Menschen in unserem Land täglich brauchen: heimische Lebensmittel von höchster Qualität und das unter immer schwierigeren Witterungsverhältnissen. Die Landwirtschaft kann bei einer Verschlechterung der Rahmenbedingungen nicht wie andere Sektoren der Volkswirtschaft mit einer Verlagerung des Produktionsstandortes reagieren. Aus diesem Grund können unsere Bäuerinnen und Bauern gar nicht genug geschützt, abgesichert und unterstützt werden. Uns als agrarischem Spezialversicherer ist es ein Anliegen, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Forschungstätigkeiten zu fördern und so einen Beitrag für eine nachhaltige und langfristig wettbewerbsfähige Landwirtschaft zu leisten”, erklärt Weinberger die Motive der Hagelversicherung für den seit 2012 gestifteten Förderpreis.
Die Preisträger
Dr. Hermine Mitter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität für Bodenkultur Wien am Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Für ihre Dissertation “Integrated assessments of climate change impacts, adaptation, and vulnerability in Austrian crop production” erhielt sie den Förderpreis der Österreichischen Hagelversicherung. In ihrer Arbeit wurden räumliche Bewertungsrahmen für die österreichische Landwirtschaft entwickelt und angewendet, um potenzielle Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Ackerpflanzenerträge und Deckungsbeiträge zu quantifizieren und robuste Anpassungsmaßnahmen zu identifizieren. Diese können von LandwirtInnen mit unterschiedlicher Risikoaversion als Reaktion auf Klimaveränderungen angewendet werden. Die in der Dissertation dargestellten Ergebnisse können für die Wahl privater Anpassungsmaßnahmen durch LandwirtInnen sowie für die Ausgestaltung öffentlicher Anpassungsstrategien, nationaler Aktionspläne, gezielter Politikmaßnahmen und Beratungsangebote dienlich sein.
Dipl.-Ing. Birgit Wölkart ist Projektmitarbeiterin beim Verein IG Fahrrad in Wien. Ihre Masterarbeit befasste sich mit dem Thema “Ernährungssicherung für Industrienationen – Analyse bestehender raumplanerischer Instrumente zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen in Österreich und der Schweiz in Hinblick auf die Ernährungssicherung”. Durch Bevölkerungswachstum, Klimawandelauswirkungen sowie den voranschreitenden Verlust von fruchtbarem Boden durch anthropogene Raumnutzungen verändert sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bei Agrargütern. Steigende Preise für hochwertige Agrarflächen und volatile Preise für Agrargüter sind die Folge. Langfristig können diese Entwicklungen sowohl die weltweite als auch die nationale Ernährungssicherung gefährden. Trotz der Bemühungen einzelner Bundesländer muss auf Grund des anhaltend hohen Agrarflächenentzugs zu Gunsten anderer Raumnutzungen davon ausgegangen werden, dass die bestehenden Instrumente des Agrarflächenschutzes die Ernährungssicherung Österreichs nicht gewährleisten können. Um Anforderungen für ein raumplanerisches Instrument zur Ernährungssicherung ableiten zu können, wurden zwei Instrumente zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen – der Sachplan Fruchtfolgeflächen der Schweiz sowie die landwirtschaftlichen Vorrangzonen der Steiermark – als Fallstudien analysiert. Der Vergleich der beiden Instrumente zeigt, dass es notwendig ist ein raumplanerisches Instrument für Ernährungssicherung auf Bundesebene zu verankern.
“Der fortschreitende Bodenverbrauch und in dem Zusammenhang auch die Zunahme der Wetterextreme bedingt durch den Klimawandel sind eine der größten Herausforderungen in den kommenden Jahren. Die beiden prämierten Arbeiten leisten einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Aufgaben und bieten mögliche Anpassungsinstrumente”, so Weinberger und Gerzabek abschließend.