Nutztierhaltung: Soziale Medien sind wichtigste Infoquelle für WienerInnen

Josef Plank, Obmann des Vereins Wirtschaften am Land, Studienautorin Martina Rieberer und Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben

Junge Erwachsene erhalten Informationen zur Nutztierhaltung immer weniger durch direkten Bezug zur Landwirtschaft, dafür immer öfter über Soziale Medien. Das geht u. a. aus einer Studie hervor, die von Verfasserin Martina Rieberer gemeinsam mit Josef Plank, Obmann des Vereins Wirtschaften am Land und Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, in einem Online-Pressegespräch präsentiert wurde.

Das Interesse für Nutztierhaltung ist zudem im Vergleich zu anderen Themen eher gering und nur knapp die Hälfte der Befragten gab an, die Definition des Begriffs „Nutztier“ genau zu kennen. Der sinkende Anteil der bäuerlichen Berufsgruppe und die zunehmende Urbanisierung der Bevölkerung führen offensichtlich zu einer Entfremdung. Oft fehlt aus geografischen Gründen der direkte Bezug zu einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Umgebung oder zu einem Landwirt im Familienumfeld. „Diese Entfremdung hat zur Folge, dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen an die Haltung von Nutztieren geändert haben. Die Gesellschaft hinterfragt Landwirte und deren Beruf zunehmend kritisch in Sozialen Medien“, stellte  Plank fest.

Virtuelle Brückenbauer: Agrar-Influencer sollen gefördert werden

Als Obmann des Vereins Wirtschaften am Land unterstützt Plank Projekte, die zur Bewusstseinsbildung beitragen. „Wenn das Bild der Bauernfamilien mit dem Bild der Konsumenten nicht mehr übereinstimmt, dann braucht es deutlich mehr Kommunikation vor allem über Soziale Medien, wie aus dieser Studie hervorgeht. Der Landwirtschafts-Sektor muss professioneller kommunizieren und auf die Fragen und Wünsche der Jugend eingehen. Wir setzen dabei auch auf österreichische Agrar-Influencer, die wir 2022 zu einem gemeinsamen Workshop einladen möchten“, sagte Plank. Er forderte mehr Verbindlichkeit und Verantwortungsbewusstsein über die gesamte Wertschöpfungskette. Nachhaltigkeit in der Kommunikation heißt für Obmann Plank auch, dass alle auf ihre Rechnung kommen. „Wenn wir alle reale Bilder kommunizieren, gewinnen Bauer und Händler. Für den Konsumenten bedeutet das natürlich auch mehr Transparenz und somit Wahlfreiheit vorm Regal. Langfristig gesehen heißt das mehr Glaubwürdigkeit für alle.“

Nicht auf Instagram, Facebook, YouTube & Co vergessen

Quelle: ZVGDie 400 im Juni 2021 befragten WienerInnen nutzen Messenger-Dienste wie WhatsApp und Telegram, Media-Sharing-Plattformen wie YouTube, Mobile Communities wie Instagram und Snapchat sowie Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter am häufigsten. Informationen zur Nutztierhaltung erhalten die WienerInnen laut eigenen Angaben vorwiegend über Instagram, Facebook und YouTube. „Knapp ein Drittel veröffentlicht selbst Medieninhalte zur Nutztierhaltung, die restlichen zwei Drittel der Befragten verhalten sich in Sozialen Medien überwiegend wie stumme Beobachter oder Sammler“, sagte Rieberer, die diese Umfrage in Kooperation mit dem Institut für Markt- und Meinungsforschung Demox Research durchgeführt hat.

Neben Bildern, Filmen und Videos informiert sich mehr als ein Drittel der Befragten zudem über Texte und Artikel in Foren, Online-Zeitungsartikel oder WhatsApp-Nachrichten. Audioformate wie Podcasts, Hörbücher oder Radio werden weniger oder gar nicht oft genutzt, um sich mit dem Thema Nutztierhaltung zu beschäftigen. „Die befragten WienerInnen informieren sich bei Fragen zur Haltung oder Fütterung von Nutztieren in Open-Source-Plattformen wie Wikipedia. YouTube als Videoplattform ist die zweite Wahl“, so Rieberer. Sie sprach sich für die verstärkte Nutzung von Sozialen Medien aus, um auch die nicht bäuerliche Bevölkerung besser mit Informationen zu versorgen. „Bäuerinnen und Bauern sowie deren Vertreter können Soziale Medien optimal für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Feedback lässt auf interaktiven Online-Plattformen meist nicht lange auf sich warten und kann manchmal auch unhöflich sein. Trotzdem: Bäuerinnen und Bauern sollten die Themenhoheit in Sozialen Medien nicht jenen überlassen, die Nutztierhaltung romantisieren oder skandalisieren“, so Rieberer.

Bewusstseinsbildung fängt in der Schule an

„Voll-Idylle in den Voll-Wahnsinn gewechselt – und das überträgt sich auch auf die Gespräche in den Sozialen Medien. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, es wird über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion gesprochen! Die Menschen interessieren sich immer mehr dafür, woher ihr Essen kommt, und genau hier haben wir eine Möglichkeit, Konsumentinnen und Konsumenten wieder für die landwirtschaftliche Produktion zu begeistern“, sagte Royer. Er erkennt Unterschiede zwischen den Jugendlichen von früher und den Jugendlichen von heute: „Die nächsten Generationen haben völlig neue Wertvorstellungen. Es interessiert sie, woher ihr Essen kommt, wie weit es gereist ist oder wie das Tier gelebt hat. Das Interesse unserer Kinder und Jugendlichen an Lebensmitteln ist bereits da – nun müssen wir es aber noch fördern und sie mit Wissen versorgen. Und genau hier setzen wir mit dem Lebensmittelschwerpunkt, den Land schafft Leben mit Unterstützung aller neun Bildungsdirektionen an den österreichischen Schulen ausgerufen hat, an. Mit unseren kostenlosen Unterlagen haben Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, Lebensmittelwissen, Ernährungsbildung und Konsumkompetenz ganz einfach vom Kindergarten bis zur Matura in den Unterricht zu integrieren. So kann wertfrei gelehrt und gelernt werden, ohne Skandalisierung in Sozialen Netzwerken.“

- Bildquellen -

  • Grafik Nutztierhaltung In Sozialen Medien: ZVG
  • Plank Rieberer Royer: Esterl
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AUTORRed. MS
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