Man mag über den Ausgang der Bundespräsidentenwahl und die Gründe dafür denken, was man will. Deutlich sichtbar wurde jedenfalls, wie tief der Graben zwischen Stadt und Land ist. Und er wird laufend tiefer: Laut aktuellen Statistiken verlieren 30 Prozent der Bezirke und sogar 40 Prozent der Gemeinden Einwohner. Die Jüngeren, gut Ausgebildeten gehen weg, die Strukturprobleme werden schlimmer und schlimmer. Was die Politik dagegen anzubieten hat, ist dürftig. Alte Rezepte – von Ortsbildpflege und Dorferneuerung bis hin zu Programmen zur ländlichen Entwicklung – greifen offenbar nicht (mehr). Der Agrarpolitik, die sich die Entwicklung des ländlichen Raums auf ihre Fahnen geschrieben hat, fehlen neue Ideen. Ihre Aktivitäten erschöpften sich heuer darin, die Preise von Milch und Schweinen zu stabilisieren, den Uhudler zu retten und die Frostschäden sowie den seit vier Jahren andauernden Einkommensrückgang abzumildern (wobei sich so manche Akteure angesichts des Hin und Hers, wer wie viel bekommen soll, nicht gerade mit Ruhm bekleckerten). Mit solchen singulären Maönahmen lassen sich die groöen Probleme des ländlichen Raums sicher nicht lösen. Was es braucht, sind Visionen für ein neues Verhältnis zwischen Stadt und Land, sind innovative Ideen für ein gedeihliches Leben in der Peripherie. Immerhin wurde das Problem erkannt: Heuer wurde die Initiative “Masterplan ländlicher Raum” gestartet, die 2017 Fahrt aufnehmen soll. Man darf gespannt sein – neue Konzepte müssen dringendst auf den Tisch.
E-Mail: martin.kugler@chello.at