Meine Großmutter, eine Kleinbäuerin Jahrgang 1911, hatte viele Sprüche und Lebensweisheiten auf Lager. Einer davon war: „Wofür hat man die Häuser nebeneinander gebaut? Damit sich die Menschen gegenseitig helfen.“ Das war für sie die einfache, aber klare Haltung zur Nachbarschaftshilfe und die Verpflichtung, ein gutes Verhältnis zu den Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnen und wirtschaften, zu haben. Sie erzählte immer wieder vom Zusammenhalt der näheren und weiteren Nachbarschaft. Bei vielen Arbeiten half man sich aus, jeder brachte seine Talente ein und so ergänzte einer den anderen. Es entstand ein Gemeinschaftsgefühl, das oft ein Leben lang anhielt.
Um die Vergangenheit aber nicht zu sehr zu verherrlichen, muss auch gesagt werden, dass auch von Streit und Missgunst berichtet wurde. Nicht selten landeten diese Streitereien bei den jeweiligen Bezirksgerichten. Heute füllen TV-Dokumentationen solcher Auseinandersetzungen ganze Hauptabendprogramme im Fernsehen. Auffallend ist auch, dass sehr viele Menschen überhaupt kein Interesse am Kontakt zu den Nachbarn mehr haben. Da wird in Sichtschutz aller Art investiert, der jeden Kontakt oder ein Gespräch mit den Nachbarn unmöglich macht.
Ich glaube, dass das vergangene Pandemiejahr uns auch gelehrt hat, gute Beziehungen zu schätzen und trotz Schwierigkeiten zu nutzen. Gute Freunde bekamen eine neue Bedeutung. Und auch eine gute Nachbarschaft half dabei, das Jahr möglichst gut zu überstehen. Arbeiten wir doch mit Verständnis und Entgegenkommen an guten Beziehungen, dann stärken wir uns gegenseitig.
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