Nabelentzündungen bei Kälbern vorbeugen

Nabelentzündungen gehören zu den häufigsten Kälberkrankheiten. Sie haben oft langwierige Behandlungen und kümmernde Kälber zur Folge. Mit einfachen Maßnahmen ist Vorbeugung möglich. Sollten dennoch Probleme auftreten, ist rasches Handeln gefordert.

Bis etwa zum vierten Tag nach der Geburt ist die Nabelschnur noch feucht. Danach trocknet sie ein und fällt nach etwa 14 Tagen ab. Am Hautnabel verbleibt eine erkennbare Kruste. Ab einem Alter von drei bis vier Wochen sollte ein gesunder Hautnabel vernarbt sein. Foto: calla8109 / Fotolia.com

Während der Trächtigkeit bekommt das in der Gebärmutter heranwachsende Kalb keine Abwehrstoffe (Antikörper) über das Blut und wird somit ohne Immunschutz geboren. Nur durch die Aufnahme von Erstkolostrum (Biestmilch) können stallspezifische Antikörper auf das neugeborene Kalb übertragen werden, die vor vielen Viren, Bakterien und Pilzen schützen. Erhält das Kalb zu spät oder zu wenig Kolostrum oder ist andererseits der Keimdruck in der Umwelt des Kalbes zu hoch, so wird die Abwehrkraft des Neugeborenen überfordert, und das Tier erkrankt. Ein typisches Beispiel dafür sind infektiöse Nabelerkrankungen.
Hygiene in der Abkalbebox ist ein Risikofaktor
Als wichtigste Risikofaktoren für diesen Krankheitsbereich gelten:
• mangelnde Hygiene in der Abkalbebox und bei der Geburtshilfe,
• die Berührung des Nabels mit ungewaschenen Händen,
• unzureichende Kolostrumversorgung,
• ungenügende Hygiene der Kälberbox und
• das gegenseitige Besaugen in den ersten Lebenstagen.
Will man infektiöse Nabelerkrankungen vermeiden, so stehen zwei Maßnahmen im Vordergrund:
• die Reduktion des Keimdrucks aus der Umwelt und
• die Stärkung der Immunabwehr der Kälber.
Die Vorbeugungsmaßnahmen beginnen schon bei der Geburt. Wichtig ist eine saubere Umgebung, bewährt hat sich die Einstreu mit reichlich Stroh. Sägemehl ist in diesem Stallbereich verboten! Geburtshilfe wird nur wenn nötig gewährleistet und dann nur mit sauberen Händen und Werkzeugen.
Nabel desinfizieren, aber möglichst nicht berühren
Nach der Geburt wird der Nabel zwar begutachtet, möglichst aber nicht berührt. Ein blutender Nabel kann mit einer in Desinfektionslösung getauchte Schnur abgebunden werden. Wichtig – nur mit sauberen Händen oder besser mit neuen Einmalhandschuhen arbeiten.
Eine Desinfektion des Nabels unmittelbar nach der Geburt mit einer alkoholischen Jodlösung oder Chlorhexidin ist nur in Problembetrieben und nach Absprache mit dem Tierarzt durchzuführen.
Das Kalb sollte unmittelbar nach der Geburt sauber ermolkenes Erstgemelk des Muttertieres zur freien Aufnahme aus einer Nuckelflasche oder per Nuckeleimer erhalten – je mehr es trinkt, desto besser ist es. Eine saubere und reichlich mit Stroh eingestreute Kälberbox ist die optimale Unterbringung. Eine regelmässige Entmistung senkt den Keimdruck und somit auch die Infektionsgefahr – vor jeder erneuten Belegung ist zudem eine Reinigung mit dem Hochdruckreiniger sinnvoll, und die Kälberbox sollte, wenn irgend möglich, einige Tage leerstehen

Um das Saugbedürfnis zu befriedigen, empfiehlt sich ein Nuckel mit Kreuzschlitz.
Foto : agrarfoto.com

Saugbedürfnis mit Nuckeleimern befriedigen
Um gegenseitiges Besaugen zu verhindern, lohnt es sich, neugeborene Kälber in den ersten Lebenstagen einzeln zu halten. Nuckeleimer helfen, das Saugbedürfniss der Kälber zu befriedigen – es sollte auf Nuckel mit einem Kreuzschlitz geachtet werden, der ein kräftiges Saugen der Kälber erfordert. Eine ausreichend hohe Tränkemenge (mindestens acht Liter Milch täglich) führt zudem zu einer verbesserten Konstitution der Tiere.
Artgerechte und dem Alter angepasste Fütterung, optimale Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen und Wasser zur freien Verfügung tragen zur guten Gesundheit und Immunität der Kälber bei. Nicht vergessen – Wasser nicht (!) mit einem Nuckeleimer anbieten. Kälber sollten von einer offenen Wasserfläche (Tränkeschalen, Eimer) trinken, sodass das Tränkewasser in den noch kleinen Pansen gelangen kann!
Regelmässige optische Nabelkontrolle und gute Beobachtung der jungen Kälber sind sehr wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen.
Den Nabel regelmäßig kontrollieren
Bei Verdacht auf eine Nabelerkrankung kann die Betastung des Nabelbereichs weitere Informationen geben. Alarmzeichen sind:
• ein deutlich verdickter und eventuell feuchter Nabelstrang,
• Schmerzhaftigkeit und
• vermehrte Wärme.
Auch Fieber (d. h. > 39,5 °C) und eine aufgekrümmte Rückenlinie können Hinweis auf eine Nabelentzündung sein. Die Prognose ist bei einer Nabelentzündung günstig, sofern rasch und richtig eingegriffen wird. Die Behandlung durch den Hoftierarzt basiert auf der Verabreichung von Antibiotika über mindestens eine Woche; zudem werden entzündungshemmende, schmerzlindernde Präparate verabreicht. Bei verschleppten Nabel- infektionen streuen Keime vom entzündeten Nabel her schnell in andere Organe (Gelenke, Lunge, Leber). Bei derartigen Patienten ist die Prognose schlecht und eine Euthanasie häufig unvermeidbar.

Nabelerkrankungen vermeiden: Guter Start mit Hygiene im Stall und Kolostrumversorgung

• Hygienische Geburtshilfe.
• Eine saubere, hygienische Abkalbebox ohne Sägemehleinstreu.
• Im Normalfall kein (!) Desinfektionsmittel zur Nabelversorgung verwenden.
• Nabel nicht abreißen oder abbinden.
• Unterbringung des Kalbes in einer gereinigten, frisch eingestreuten Kälberbox.
• Rechtzeitige und ausreichende Kolostrumversorgung des Neugeborenen.
Regelmäßige visuelle Kontrolle des Nabels, auch nach abgeklungener Entzündung.
• Bei Problemen rechtzeitig den Tierarzt zu Rate ziehen, um eine Streuung der Entzündung zu vermeiden.
• Tiere mit Nabelbruch konsequent von der Zucht ausschließen.

Martin Kaske, Rindergesundheitsdienst (CH)

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