Georg Strasser ist seit 2017 Präsident des Österreichischen Bauernbundes und ÖVP-Nationalrat. Mit seiner Frau bewirtschaftet er einen konventionellen Betrieb im Waldviertel. 40 Kalbinnen werden am Betrieb jährlich für ein AMA-Qualitätsprogramm gemästet. Auch in seine Forstwirtschaft investiert er viel Zeit.

Holzbänke, sanierte Internatsgebäude und rundherum viel Grün und bunte Blühstreifen. Ein naturnahes und vor allem zukunftsträchtiges Platzerl hat sich Georg Strasser ausgesucht, als er die BauernZeitung zum Interview begrüßte. Die Landwirtschaftliche Fachschule Gießhübl in Niederösterreich ist ein Ort, wo sich junge Menschen bilden und persönlich entwickeln können, um für die spätere Hofübernahme oder den Berufseinstieg fit zu sein. Er selbst hat in der Fachschule ein Praktikum gemacht. Dem Bauernbund-Präsidenten ist es ein Anliegen, dass junge Agrarier gewappnet sind für das spätere Leben in der Agrarwirtschaft, das oft konfrontativ ist, wie unser erstes Gesprächsthema zeigt.

BAUERNZEITUNG: Wir sind da im Mostviertel, das ist nicht ganz weit weg von Ihrer Heimat. Sie sind ja ursprünglich aus dem südlichen Waldviertel, oder?
STRASSER: Ich komme aus Nöchling im südlichen Waldviertel, das ist eine kleine Gemeinde mit 1.000 Einwohnern. Da lebe ich mit meiner Familie auf unserem Bauernhof.

Das heißt, Sie sind zu Ihrer Frau auf den landwirtschaftlichen Betrieb gezogen?
Ja genau. Meine Frau und ich kennen uns seit 1991 und wir haben 2010 unseren Betrieb übernommen. Gute zehn Jahre vorher sind wir aus Wien hinausgezogen, zurück in die Heimat, obwohl wir nie wirklich weg waren. Mittlerweile haben wir zwei erwachsene Töchter und wir drei Generationen – auch die Schwiegereltern sind noch fleißig mit an Bord – führen unseren Betrieb mit 40 Mastkalbinnen für ein Qualitätsprogramm der Rinderbörse. Wir füttern das ein, was auf dem Acker und der Wiese wächst. Wir haben ca. 20 Hektar Acker und Wiese und außerdem knapp 20 Hektar Wald. In den letzten Jahren habe ich intensiv darauf geschaut, dass ich auch meine Rolle als aktiver Bauer wahrnehme. Das taugt mir und es gehört auch zum Selbstverständnis eines Bauernbundpräsidenten, dass man selber auch aktiver Bauer ist.

Quelle: Edlinger
Sommerinterview mit Georg Strasser in der LFS Gießhübl mit Rundgang auf den angelegten “Blühwiesen”.

Die Arbeiterkammer fordert billigere Lebensmittel und will die Bundeswettbewerbsbehörde einschalten, weil die Einkommen der Bauern zu hoch seien. Was entgegnen Sie dem als oberster Bauernvertreter?
Das ist eine unsägliche Diskussion, die der Arbeit der österreichischen Bäuerinnen und Bauern einfach nicht gerecht wird. Zum einen gibt es die Teuerung in ganz Europa, und wir liegen bei der Preisentwicklung im Mittelfeld. Und zum anderen stimmt der Vorwurf, die Bauern hätten sich bereichert, einfach nicht. Wenn man zurückschaut, gibt es eine nominelle Einkommensstagnation, das haben wir nur kompensiert, weil wir durchschnittlich weniger Arbeitszeit investiert haben. Es war daher eine dringende Notwendigkeit, dass in den letzten Jahren die landwirtschaftlichen Einkommen gestiegen sind. Wenn man sich den Anteil der bäuerlichen Wertschöpfung von einer Semmel oder einer Portion Pommes anschaut, dann ist dieser marginal. Uns die Schuld zuzuschieben, ist einfach eine Verzerrung der Tatsachen.

Tatsache ist aber, dass die Preise für Lebensmittel gestiegen sind. Soll man deshalb die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen oder reduzieren?
Ich halte von der Idee gar nichts. Das bestätigen zwei Beispiele für derartige Markteingriffe: Die deutsche Bundesregierung hat im letzten Jahr die Steuer auf Treibstoffe gesenkt. Der Staat hat auf Steuereinnahmen verzichtet, und trotzdem hat der Konsument in Deutschland innerhalb kürzester Zeit das gleiche für Treibstoff bezahlt wie vor dieser Steuersenkung. Das zweite Beispiel ist die Preisdeckelung im Lebensmitteleinzelhandel in Ungarn, was dazu geführt hat, dass die Ungarn ins Burgenland zum Einkaufen gefahren sind. Markteingriffe sehen zwar auf den ersten Blick gut aus, aber sie bewegen in der Realität selten etwas.

Der Trend zu fleischloser oder fleischreduzierter Ernährung ist ja da. Vor allem in den urbanen Zentren. Sehen Sie diesen Trend als Chance oder warnen Sie vor Gefahr?
Fakt ist, dass vor allem die flexible vegetarische Ernährung steigt. Das sind Personen, die zum Teil auch gern Fleisch genießen und zum Teil auch auf vegetarische oder vegane Ernährung setzen. Fakt ist auch, dass der Fleischkonsum leicht sinkt. Ich glaube, dass es wichtig ist, in der Diskussion erstens auf den mündigen Konsumenten zu setzen. Ich möchte nicht haben, dass der Staat der Bevölkerung vorschreibt, was sie essen soll. Es ist ein Teil der freien Entscheidung, dass sich die Bevölkerung ihre Lebensmittel selber aussucht. Und zweitens sehe ich diese Entwicklung als Herausforderung, denn immer, wenn sich etwas auf den Märkten verändert, hat das Einfluss auf die Situation von bäuerlichen Familienbetrieben. Deshalb müssen wir die Bevölkerung gut informieren und sowohl für die hochwertige Fleischproduktion in Österreich werben als auch für den Konsum von regionalen vegetarischen Lebensmitteln, wie zum Beispiel einem Haferdrink, wo der Hafer aus dem Waldviertel kommt. Der Konsument und damit der Markt werden entscheiden, wo die landwirtschaftliche Produktion und die Lebensmittelproduktion hingehen.

Bei vegetarischen, veganen Produkten sind sehr hohe Margen zu erzielen, ist das auch eine Chance für die Bauern?
Wenn dort Chancen entstehen, sollen unsere Genossenschaften und Verbände diese Chancen nutzen – auch wenn beispielsweise der Haferdrink bei Milchbauern manchmal kontrovers diskutiert wird. Ich finde es besser, dass wir diese Marktchance als bäuerliche Genossenschaft nutzen, wo Bäuerinnen und Bauern in den Vorständen sitzen, wo geschickte Geschäftsführer und Produktentwickler sind, als wenn das große Konzerne machen.

Der Handel macht die Bauern oft zu Bittstellern und das kratzt ziemlich am Ego. Gibt es da aus Ihrer Sicht einen Ausweg?
In Österreich dominieren drei große Lebensmitteleinzelhändler den Markt. Bei der Verkaufsfläche pro Einwohner sind wir Europameister und nach zehn, 15 Jahren werden die Gebäude wieder geschliffen und neu gebaut. Die einzige Maßnahme, die uns hilft, der Übermacht des Handels zu entgegnen, ist, dass wir auf schlagkräftige Genossenschaften, auf breit aufgestellte Verbände setzen und möglichst viele Bäuerinnen und Bauern in eine Produktschiene bringen. Das beste Beispiel sind meine Qualitätskalbinnen. Würde es da österreichweit 50 Vermarkter mit jeweils 300 Kalbinnen im Jahr geben, dann wäre das ein vielfältiger Markt. Besser ist es, wenn diese Kalbinnen über die Rinderbörse oder über andere Organisationen zentral am Verhandlungstisch vermarktet werden. Darum ist das Stärken der Genossenschaften und Verbände ein ganz wichtiges Projekt.

Der Handel setzt vermehrt auf eigene Qualitäts- und Nachhaltigkeitssiegel. Braucht es da das AMA-Gütesiegel überhaupt noch?
Das AMA-Gütesiegel ist uns als Bauernbund heilig. Die deutsche Landwirtschaft beneidet uns um dieses Projekt. Ganz offen gesagt, die Berichterstattung und auch die Probleme in den letzten Jahren, haben am Image gekratzt und wir versuchen gerade, in enger Abstimmung mit der neuen Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek, das AMA-Gütesiegel wieder zu verbessern. Die Geflügelbranche, die Milchbranche, die Fleischbranche ermutigen uns, dass wir diesen Weg intensiv weitergehen, weil das AMA-Gütesiegel ein Qualitätskennzeichen ist, wo wir als Bäuerinnen und Bauern noch selbst am Verhandlungstisch sitzen. Das ist gerade im Spiegel dieser Marktkonzentration, die wir beim LEH in Österreich haben, einfach unumgänglich. Wir, die Bäuerinnen und Bauern, müssen geeint hinter diesem AMA-Gütesiegel stehen.

Die Imagedelle beim AMA-Gütesiegel ist schon recht groß. Reicht eine oberflächliche Erneuerung oder braucht es nicht eine Reform?
Die Reformen sind bereits im Gang. Das letzte halbe Jahr war geprägt von einer verstärkten Kontrolldichte. Zudem sind die Tierärzte, der Tiergesundheitsdienst, die Kontrollorgane, die Kammerberater angehalten, Betriebe, wo wirklich Probleme in der Tierhaltung sind, früher zu finden. Um dort erstens der Familie und zweitens den Tieren zu helfen, damit man inakzeptablen Skandalbildern und Schlagzeilen vorbeugen und letztendlich das Image verbessern kann. Gleichzeitig ist es der Kern des bäuerlichen Tuns, dass wir unser gutes Image in der Bevölkerung weiter ausbauen.

Was bringt es denn für einen Ackerbauern, wenn wir das Gütesiegel auf Brot und Backwaren haben ab Herbst meines Wissens?
Die Idee des AMA-Gütesiegels für Brot- und Backwaren ist in den Dürrejahren entwickelt worden. Die Weiterentwicklung des AMA-Gesetzes im vorigen Jahr, wonach der AMA-Marketingbeitrag nicht nur auf Produkte, sondern auch auf die Fläche berechnet wird, soll zusätzliche Ressourcen schaffen. Mit diesen werden wir das AMA-Gütesiegel für Brot- und Backwaren aufbauen, damit jener marktseitige Effekt, den wir bei der Milch, beim Geflügel und beim Fleisch bereits kennen, auch im Bereich der Getreideverarbeitung Realität wird. Damit wollen wir mehr Einkommen auf die Betriebe bringen.

Förderungen für Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Betrieben können nur bedingt genutzt werden, da der Stromnetzausbau nicht überall funktioniert. Können auch diese benachteiligten Betriebe noch zu Energiewirten werden?
Es gibt leider noch viele Regionen Österreichs, wo die Netzkapazitäten mangelhaft sind. Aus diesem Grund sind Landesenergieversorger und Bundesregierung gefordert, hier stärker zu investieren, damit Bäuerinnen und Bauern, die eine Photovoltaikanlage auf das Dach ihrer Halle montieren wollen, diese auch anschließen können. Über das Projekt „Energieautarke Bauernhöfe“ sind schon sehr viele Anträge eingebracht worden, 1.200 Förderanträge wurden bereits genehmigt.
Photovoltaikanlagen auf sehr ertragreichen Böden in Gunstlagen lehnen wir ab. Manche Bundesländer genehmigen nur auf minderwertigen Flächen Photovoltaikanlagen. Grundsätzlich gilt für uns: Zuerst auf die Dächer und dann erst auf minderwertige Flächen und im besten Fall, wenn es schon um die Fläche geht, eine Agrarphotovoltaik, sodass zum Beispiel eine Hühnerweide mit Paneelen beschattet werden kann. Das ist eine Win-win-Situation.

Bleiben wir kurz noch beim Flächenfraß. Was sagen Sie zum Geschäftsmodell des Gemeindebund-Präsidenten?
Aus agrarischer Sicht ist es eine absolute Notwendigkeit, dass wir den Flächenverbrauch schneller reduzieren. Der Fall Alfred Riedl war für das Image der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Österreich mit seinem Vorgehen ein Schaden, das muss ich ganz offen sagen, und er hat mit der Ruhendstellung seiner Obmannschaft des Österreichischen Gemeindebundes zum aktuellen Zeitpunkt die richtige Entscheidung getroffen. Ich glaube, dass weitere Schritte folgen werden.

Sind Sie für das geplante 2,5-Hektar-Ziel Verbauung pro Tag, das in der Bodenschutzstrategie verankert werden soll?
Wir müssen uns auf jeden Fall diesem 2,5-Hektar-Ziel nähern. Das muss man mit Augenmaß machen, das muss man in Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden und Regionen machen, weil nur die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die Landesregierungen wissen am besten, wie das Ziel mit Rücksicht auf alle Beteiligten erreicht wird.

Die Kompetenzen sollen bei Gemeinden und Ländern bleiben?
Absolut. Ich bin da überzeugter Föderalist, weil ich selbst Bürgermeister war. Dort, wo Anlagen aufgestellt werden, ob das Photovoltaik, ob das Windkraft ist, ob das andere Formen der erneuerbaren Energie sind, sollen die Bürger gemeinsam mit den Gemeindevertretern Entscheidungen treffen, die für alle akzeptabel sind. Weil eine Gemeinde, eine Region kann wirtschaftlich und sozial nur dann gut funktionieren, wenn die Leute miteinander reden.

In Tirol ist mit gesetzlichem Segen der erste Wolf endlich abgeschossen worden, aber das erste Windrad lässt trotz Prämie noch auf sich warten. Warum?
Bei der Transformation unserer Systeme in Richtung mehr Klimaschutz muss man die Bevölkerung auf dem Weg mitnehmen. Es braucht die Akzeptanz vor Ort in der Gemeinde oder in der Region. Das gilt gleichermaßen für Windkraftanlagen, Biogasanlagen und Photovoltaikanlagen. Denn Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn die Bevölkerung mit in diese Entscheidungsprozesse eingebunden ist.

Als Gegengeschäft für die Einführung der CO2-Steuer hat der Bauernbund für die Bauern ein Agrardieselmodell verhandelt. Ist dieses praxistauglich?
Die CO2-Bepreisung ist mit dem grünen Koalitionspartner vereinbart worden und die Regierung hat ihr Versprechen gehalten. Parallel zur Einführung sind die ländliche Bevölkerung und die Pendler mit Ausgleichsmaßnahmen bedacht worden, damit der Pendler nicht zum Draufzahler wird. Und auch die Landwirtschaft, die ja nicht nur Lebensmittel und Rohstoffe produziert, sondern auch viel für den Klimaschutz leistet, hat Ausgleichsmaßnahmen bekommen. Dieses Agrardieselmodell, das sich aktuell am durchschnittlichen europäischen Agrardieselpreis orientiert, hilft uns, die Wettbewerbsfähigkeit abzusichern. Wir wollen es natürlich auch längerfristig etablieren.

Brüsseler Behörden wollten ein Fünftel der Land- und Meeresflächen Europas außer Nutzung renaturieren. Der Bauernbund ist da massiv dagegen. Warum?

Beim Renaturierungsgesetz hätte die Europäische Union wieder einmal ein Gesetz mit großen Zielen beschlossen und am Ende des Tages uns nicht erklären können, wer das bezahlt bzw. wie man das in den Regionen umsetzt. Wir sind da massiv dagegen, weil zum einen die Ökologisierungsmaßnahmen, die wir über das ÖPUL zum Beispiel machen, aus meiner Sicht völlig ausreichend dafür sind, um unser ökologisches Engagement zu dokumentieren und dafür auch Geld zu bekommen. Ein Beispiel: Von 150.000 Hektar Biodiversitätsflächen sind wir auf 210.000 Hektar in Österreich angewachsen. Grüne Abgeordnete sagen uns, man möge sich bitte gegen diese Renaturierung einsetzen, weil sie sehen sich nicht einmal in der Stadt Innsbruck imstande, diese hohen Zielerwartungen umzusetzen. Gleiches gilt für die Landwirtschaft. Die große Gefahr dieser ganzen Extensivierungs- und Ökologisierungspläne ist jene, dass wir in eine Importfalle tappen, dass wir dann Lebensmittel, die wir in Europa nicht mehr produzieren, aber konsumieren, aus anderen Teilen der Welt importieren. Das wäre aus Sicht einer Klimabilanz nachweislich völlig widersinnig.

Das Gesetz ist noch in Verhandlung, es ist nicht gestoppt worden. Könnte es noch Auswirkungen auf die Forstwirtschaft haben?
In der Forstwirtschaft können wir mit einem Teil der Stilllegung, wenn es im Sinne von Vertragsnaturschutz ist, durchaus leben. Voraussetzung ist erstens Freiwilligkeit und zweitens finanzielle Abgeltung. Aber womit wir gar nicht leben können, ist ein Drüberfahren, das einer Enteignung gleichkommt. Uns beweist die Wissenschaft, dass nur ein bewirtschafteter Wald ein klimafitter Wald ist und auch aus globaler Sicht etwas zum Klimaschutz beiträgt.

Obwohl die Wissenschaft sagt, dass neue Züchtungsmethoden wie CRISPR/Casnicht mit der klassischen Gentechnik gleichzusetzen sind, ist der Bauernbund skeptisch?
Wir sind skeptisch, weil uns der Weg der Gentechnikfreiheit, den Österreich in der Produktion und auch marktseitig gegangen ist, heilig ist. Außerdem lässt der Vorschlag der EU-Kommission durchaus den Raum für Diskussion offen. Wenn Züchtungsmethoden angewendet werden, die einer natürlichen Züchtung gleichzusetzen sind, ist das keine Gentechnik, die auf Äcker und auf die Märkte kommt. Das sehen wir auch so. Was uns aber nicht so gefällt ist, dass die Pflanzen, die aus dieser Züchtung entstehen, patentierbar wären. Aus diesem Grund lehnen wir dieses Gesetz ab. Wir bleiben in der fachlichen Diskussion aber voll dran.

Mit entsprechender Kennzeichnung und ohne Patentierbarkeit des Saatguts wären neue Züchtungsmethoden zu akzeptieren?
Das ist eine weitere Frage, die im Gesetz noch nicht beantwortet ist. Wichtig ist uns, dass Natur, Tiere und Pflanzen nicht patentierbar sind.

Das Nein zum Mercosur-Freihandelsabkommen bleibt?
Das Nein bleibt, das ist fix. Dieses Abkommen ist ein Abkommen alter Schule, ein Dinosaurier-Abkommen. Da würde auf Handelsströme gesetzt, da werden aber keine ökologischen Aspekte berücksichtigt. Aus diesem Grund arbeiten wir weiterhin dagegen. Wir wollen eine Splittung des Abkommens verhindern. Unser Ziel sind moderne Handelsabkommen, die Klimaschutzstandards und ökologische Standards inkludiert haben.

Sehen Sie im ukrainischen Getreide, das über den osteuropäischen Landweg nach Europa und im besten Fall nach Nordafrika transportiert wird, eine Gefahr für die Getreidepreise in Österreich?
Ja, die Gefahr ist bereits da. Wir haben ausgehend vom Weltmarkt in Europa schwächelnde Getreidepreise und das ist keine gute Entwicklung. Es ist wichtig, die Ukraine dabei zu unterstützen, dass das dort produzierte Getreide in den Zielländern Nordafrikas und im Nahen Osten ankommt. Aus diesem Grund setzen wir uns vehement für ein genaues Monitoring und plombierte Transporte über die Ost- und Nordsee sowie die Adria ein.

Die Mengenströme des Ukraine-Getreides sind nicht immer klar ersichtlich. Gibt es da Fehler oder Lücken im Monitoring?
Das Monitoring muss auf jeden Fall konsequenter gemacht und verbessert werden. Ich will niemandem etwas unterstellen, fix ist für uns aber, dass wir das Ausnützen der Zollfreiheit unterbinden müssen, weil – noch einmal – das Brotgetreide aus der Ukraine nach Nordafrika und in den Nahen Osten transportiert werden soll, um dort Hungersnöte zu verhindern.

Niedrige Getreidepreise sind zwar für Ackerbauern schlecht, für die Tierhalter, die zuletzt mit sehr hohen Kosten bei den Futtermitteln konfrontiert wurden, aber gut, oder?
Natürlich. Bestes Beispiel ist die Futtermittelbranche, die vor gut einem Jahr noch die Knappheit von Getreide, Sojaschrot etc. aus der Ukraine beklagt hat. Jetzt hat sich die Situation komplett verändert. Und das ist wiederum ein Zeichen dafür, dass die Politik Rahmenbedingungen definieren muss, letztendlich aber die Märkte entscheiden, wo das Getreide eingesetzt wird.

Wir haben aktuell zwei Bauernbündler, die für heimische Bauernfamilien in Brüssel Politik machen. Wen stellt der Bauernbund nächstes Jahr bei der EU-Wahl auf?
Wir haben zwei hervorragende Abgeordnete in Brüssel, das ist Simone Schmiedtbauer aus der Steiermark, das ist Alex Bernhuber aus Niederösterreich, und beide haben sich in Brüssel und auch in Österreich einen Namen gemacht. Ich bin froh, dass wir diese beiden Mitstreiter im EU-Parlament haben, weil die Herausforderungen groß sind. Für mich ist es selbstverständlich, dass wir wieder mit diesen beiden Kandidaten ins Rennen gehen.

Was ist Ihr langfristiges politisches Ziel?
Durch die Pandemie und die vergangenen Krisenjahre ist unser Gefühl für Demokratie und Rechtsstaat ein wenig ins Wanken gekommen. Ich freue mich gerade deshalb sehr, dass unser Haus der Demokratie, das Parlament, so zahlreich besucht wird und dass die Besuchergruppen zumeist begeistert sind, wenn wir von unserer Arbeit berichten. Aus diesem Grund ist eines meiner politischen Projekte, in der Bevölkerung wieder mehr Stimmung und auch Gefühl für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu entwickeln. Da braucht es kommunikative Maßnahmen, da braucht es eine bodenständige und ehrliche Politik, weil wir unsere Stärken, die Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind. Und das sollte uns Politikerinnen und Politiker antreiben, dieses Gefühl und dieses Bewusstsein in der Bevölkerung wieder zu wecken.

Quelle: Edlinger

Auf den Punkt gebracht

  • 32-Stunden-Woche? Nein
  • Erbschaftssteuer? Nein
  • Biofläche steigern? Bio soll mit der Nachfrage wachsen.
  • Fichte oder Mischwald? Mischwald, so wie bei mir zu Hause.
  • Verbrenner oder E-Motor? Ich bin technologieoffen.
  • Normal- oder Landkind? Begeistertes Landkind.
  • Doskozil oder Babler? Keiner von beiden.
  • Regieren mit den Blauen? Nur ohne Kickl.
  • Wein oder Bier? Beides
  • Fußball oder Schifahren? Fußball
  • Steyr oder John Deere? Lindner

- Bildquellen -

  • Strasser: Edlinger
  • Georg Strasser: Edlinger
  • Georg Strasser im ÖBZ-Gespräch: Edlinger
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AUTORMartina Kiefer
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