Am kommenden Sonntag, den 11. Oktober, wird in Wien gewählt. Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, über die Zusammensetzung der Stadtregierung für die kommenden fünf Jahre zu bestimmen. Die BauernZeitung NÖ hat die Spitzenkandidaten des Bauernbundes, Norbert Walter und Elisabeth Olischar, gefragt, welche Ziele sie sich gesetzt haben.
BauernZeitung: Zwei Kandidaten mit dem gemeinsamen Ziel, den politischen Gestaltungsspielraum für die Wiener Landwirtschaft zu vergrößern. Eine Frage an Sie beide: Was sind die Eckpfeiler der Stadtpolitik in den vergangenen fünf Jahren gewesen, die für die Landwirtschaft in Wien besonders wichtig waren?
OLISCHAR: Die Stadtpolitik hat sich in vielerlei Hinsicht um Themen gekümmert, die für die Stadtlandwirtschaft von ganz besonderer Wichtigkeit sind. Allerdings wurde es versäumt, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Die Stadtplanung lässt nach wie vor eindeutige Vorranggebiete für Gartenbau, Landwirtschaft und Weinbau vermissen. SPÖ und Grüne haben das Problem der Energieversorgung in Simmering nicht für die Gärtner lösen können. Zugleich fehlen Impulse, den Betrieben in Wien die Zukunft zu sichern. Das aber brauchen wir für unsere Versorgung mit frischen Lebensmitteln.
WALTER: Wir sind in Wien Vorreiter bei der Bioproduktion. Darauf sind wir stolz. Wir müssen aber stets vor Augen haben, dass es unsere Familienbetriebe im Garten-, Wein-, Acker-, Obst- und Zierpflanzenbau sind, die dafür Sorge tragen, dass es diese Erfolge gibt, dass wir eine funktionierende Versorgung und Naherholungsflächen haben. Aber nur ein verkauftes Produkt schafft auch die Grundlage für die Bewirtschaftung im nächsten Jahr. Das vergisst man vonseiten der Stadtregierung gerne, wenn man stets neue Auflagen, Wünsche und bunte Konzepte auf den Tisch legt.
Herr Bauernbunddirektor, kürzlich wurden – auf Initiative des Bauernbundes – im Buschenschankgesetz Erleichterungen bei den Öffnungszeiten beschlossen.
WALTER: Ja, der Bauernbund hat sich vehement dafür eingesetzt, dass es nach diesem schwierigen Start ins Jahr und dem Lockdown Erleichterungen für die schwer getroffenen Buschenschank- und Heurigenbetriebe gibt. Zusammen mit der Landwirtschaftskammer haben wir uns dafür eingesetzt, dass es Ausweitungen bei den Öffnungszeiten in diesem Herbst gibt. Die Wiener Landwirtschaft hat unglaublich viel geleistet in dieser Krise. Jetzt muss aber auch die Stadtpolitik jenen helfen, die es dringend brauchen, unseren Familienbetrieben.
Die Krise hat die Versorgung mit frischen Produkten aus nächster Nähe in ein sehr prominentes Licht gerückt. Was sind Ihrer Meinung nach die Lehren aus der Krise?
WALTER: In vielerlei Hinsicht ist das Bewusstsein für die Landwirtschaft, den Gartenbau, die Produktion in der Nähe enorm gewachsen. Die Wienerinnen und Wiener haben gerade in den vergangenen Monaten gesehen, wie wichtig eine funktionierende Stadtlandwirtschaft ist. In der Stadt ist man ja gewohnt, dass die Supermärkte frische Ware das ganze Jahr über haben. Nun hat sich heuer im Frühjahr am Beginn der Corona-Pandemie gezeigt, wie schnell eine Krise weltweite Warenströme über Nacht zum Stehen bringen kann. Wir können uns nicht mehr sicher sein, dass es morgen diese Palette auch noch gibt und besinnen uns der Produktion in direkter Nähe.
OLISCHAR: Die Wienerinnen und Wiener können sich überzeugen, zu welchen Bedingungen unsere Lebensmittel hergestellt werden. Frische und Qualität sind nicht selbstverständlich, die Stadtlandwirtschaft produziert mit Nützlingen auf höchstem technischen und ökologischen Niveau. Dass diese Frische und Qualität auch erlebbar wird, ist unser politisches Anliegen. Wir wollen die Märkte in Wien stärken und zugleich neue Möglichkeiten für die Direktvermarktung eröffnen. Für viele Betriebe ist Direktvermarktung nicht möglich. Hier gilt es Wege zu finden, um Produzenten und Konsumenten besser zusammenbringen.
Was wollen Sie verändern in Wien?
OLISCHAR: Es ist mir ein ganz besonderes Anliegen, die Voraussetzungen in der Stadtplanung und In- frastruktur zu schaffen, die eine Sicherung der Landwirtschaft in Wien in Zukunft gewährleisten. Landwirtschaftliche Flächen, unsere Böden in Wien, sind Naherholungs- und Grünraum für alle. Sie sind aber vor allem Grundlage für die Produktion unserer Lebensmittel. Das wollen wir mit ganzer Kraft gemeinsam für die Stadtlandwirtschaft umsetzen. Wenn ich an meinen Lieblingsplätzen in meinem Heimatbezirk Döbling, den Weinbergen in Neustift und am Nußberg, spazieren gehe, dann hoffe ich, dass dieser Schatz, den wir hier direkt vor unserer Haustüre haben und damit diese enorme Lebensqualität erhalten bleiben. Dafür braucht es eben auch funktionierende Betriebe. Deshalb braucht es mehr Türkis in Wien.
WALTER: Wir suchen das Gespräch, um gemeinsam Lösungen für unsere Familienbetriebe im Garten- Wein-, Acker-, Obst und Zierpflanzenbau zu finden. Bisher wurde immer nur gesagt „geht nicht – gibt’s nicht“. Wir fordern eine klare Sicherung der Finanzierung der Landwirtschaftskammer auch in Zukunft. Zugleich soll es Vereinfachungen geben, die Bürokratie und unzählige Genehmigungsverfahren müssen auf ihre Sinnhaftigkeit hin durchleuchtet werden. Mein Vorschlag lautet: Machen wir die Dinge einfacher, ermöglichen wir eine vielfältige Stadtlandwirtschaft, die in die Zukunft blickt. Unsere Familienbetriebe sollen wissen, dass sie mit uns vom Bauernbund einen starken Partner an ihrer Seite haben, der sich nicht nur einsetzt, sondern auch jederzeit da ist. Daher setzen wir uns dafür ein, die Stimmen zu maximieren, um besonders für die Anliegen der Stadtlandwirtschaft zu kämpfen.
So wählen Sie am 11. Oktober richtig
Bauernbunddirektor Norbert Walter und Klubobfrau Elisabeth Olischar brauchen unser aller Kraft, dass wir das Ziel einer starken Vertretung in Zukunft aufrechterhalten können. Für den Stadtwahlvorschlag (Gemeinderatswahl) können zwei Vorzugsstimmen vergeben werden: Norbert Walter und Elisabeth Olischar können in die Zeilen eingetragen werden.
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- 12 01 41 20 NO: Wiener Bauernbund