Jedes fünfte Stück Rotwild im hinteren Stanzertal war im vergangenen Jagdjahr Tbc-positiv. „Die Anzahl der infizierten Hirsche explodiert“, weiß Bezirksbauernobmann Elmar Monz. „Unsere Jäger arbeiten gemeinsam mit uns auf Hochtouren, um die Gefahr für die Land- und Almwirtschaft möglichst gering zu halten. Wichtig ist aber, den Herd dort zu löschen, wo er brennt.

Die Infektion zieht aus Vorarlberg zu uns. Gerade das Silbertal ist besonders Tbc-belastet“, erklärt Monz, der auch Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins ist. Auf die Nachfrage, ob die Almsaison im Bezirk Landeck gefährdet sei, meinte er: „So weit sind wir noch nicht. Die Almen leer zu lassen, ist keine Option.“ Sein Anliegen hat Monz bereits an LHStv. Agrarlandesrat Josef Geisler getragen. „Hier muss die Landespolitik eingreifen und Druck machen.“

„Die Tbc-Situation beim Wild im hinteren Stanzertal ist angespannt. Bislang hat Gott sei Dank kein Eintrag in die Rinderbestände stattgefunden. Damit das so bleibt, ziehen alle Beteiligten – insbesondere auch die Jägerschaft – an einem Strang“, bestätigt Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler.

Als Agrarlandesrat steht er mit den Vorarlberger Zuständigen in Kontakt: „Den Kollegen in Vorarlberg ist die Dringlichkeit der Tbc-Bekämpfung bewusst. Im Klostertal zeigt die jagdliche Bestandskontrolle schon erste Erfolge. Die Behörde ist zudem entschlossen, auch im Silbertal alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Tbc wirksam zu bekämpfen.“

Landesveterinär-Empfehlung

Seit 2016 habe man es durch rigorose Bekämpfung in Tirol geschafft, Tbc mit Ausnahme eines Einzelfalls fernzuhalten, erzählt Landesveterinärdirektor Josef Kössler. Er appelliert, die Lage ernst zu nehmen und Vorsicht walten zu lassen: „Der Auftrieb auf Almen in Vorarlberg oder auf angrenzende Gebiete ist nicht anzuraten.“ Man solle mit der zuständigen Bezirkshauptmannschaft sprechen, ob die ausgewählten Almen sicher seien.

„Bei der Heimkehr werden die Tiere auf Tbc untersucht. Sollte diese Testung positiv ausfallen, haben die Bauern ein Pro-blem.“ Denn für den Heimbetrieb hat die Rückkehr eines infizierten Rindes katastrophale Folgen. Nach dem Tierseuchengesetz vom 1.1.2022 werden betroffene Betriebe ein ganzes Jahr im Vieh- und Lebensmittelverkehr gesperrt.

Alternative ist die Ausräumung des gesamten Viehbestandes und die Desinfektion des Stalles. Beide Optionen bedeuten einen wirtschaftlichen Vollverlust. Allen Beteiligten, von den Jägern über die Gemeinden bis hin zu den Bauern und dem Forst, sei der Ernst der Situation sehr bewusst, so Kössler.  „Wir arbeiten gemeinsam daran, das Problem in den Griff zu kriegen.“

Jagdliche Maßnahmen

„Seitens der Jägerschaft werden realistisch machbare Maßnahmen zur Bekämpfung der Tbc seit längerem und weiterhin unterstützt. Die weidgerechte Wildbestandsregulierung und die Entnahme kranker Stücke aber auch die Vermeidung von Störungen durch Freizeitaktivitäten, wie paragleiten und dergleichen, sind dabei unerlässlich. Ruhe in den Wildlebensräumen ist die Voraussetzung dafür, dass die Jägerschaft ihre Aufgaben erfüllen kann“, so Landesjägermeister Anton Larcher.

Landecks Bezirksjägermeister Hermann Siess berichtet: „Schon bei den ersten Gesprächen hinsichtlich der Tbc-Bekämpfung im hinteren Stanzertal wurde seitens der Jägerschaft stets versichert, dass realistische, in der Öffentlichkeit vertretbare und vor allem für die Jägerschaft umsetzbare Maßnahmen mitgetragen werden.

Als Maßnahmen für das kommende Jagdjahr sind eine Vorverlegung der Schusszeit, eine noch genau abzuhandelnde Abschusserhöhung, entsprechende Hygienemaßnahmen in Fütterungsbereichen, wo Weidevieh Zugang findet, und freiwillige Vorlage des erlegten Rotwildes wie bisher angedacht. Zusätzlich werden im Herbst alle gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten wie Ankirrung und Nachtabschuss ausgeschöpft.“

Auch Nutzungskonflikte seien Teil des Problems: „Wenn durch die genannten Maßnahmen nicht die geforderte Abschusserfüllung erreicht werden kann, werden sich die Verantwortungsträger künftig auch Gedanken machen müssen, wie man die immer größer werdende Beunruhigung durch die Naturnutzer bei Tag und Nacht erfolgreich lenken und damit die Jägerschaft ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen kann.“

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  • Rothirsch 2 ID11277: agrarfoto.com
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AUTORHannah Pixner
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