Der steigende Bedarf an Lammfleisch und Zuchtschafen sei für viele Betriebe eine Produktionsalternative, betont Johann Perner, Obmann des OÖ Landesverbandes für Schafzucht und Schafhaltung. Der Eigenversorgungsgrad liegt derzeit bei etwa 75 Prozent, die Tendenz ist trotz positiver Bestandsentwicklung fallend. „Die Mitglieder der Österreichischen Schaf-und Ziegenbörse und ihre Vermarktungspartner sowie die vielen engagierten Direktvermarkter haben in den vergangenen Jahren die Absätze massiv ausgebaut. Bedingt durch Covid ist die Nachfrage jedoch derart gewachsen, dass diese nicht mehr im gewünschten Ausmaß bedient werden kann“, so Perner.
Junges Lamm schmeckt nicht nach Schaf
Heimisches Lammfleisch steht für Qualität. Das wissen inzwischen auch die Konsumenten. Mit dem Einführen der Kategorie „Junglamm“ mit einem maximalen Schlachtalter von sechs Monaten ist vor 20 Jahren ein bedeutender Schritt gesetzt worden. Parallel dazu sind auch im Bereich Zucht konsequent Verbesserungen angestrebt worden. „Die Nachfrage ist da, wir könnten Neueinsteiger in diesem Bereich brauchen“, sagt Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der OÖ Landwirtschaftskammer. Konsumenten seien bereit, für regionale Lebensmittel faire Preise zu zahlen.
Dabei ist der Konkurrenzdruck aus Übersee groß: Die großen Mengen ermöglichen es den Betrieben in Australien und Neuseeland, teilstückbezogene Angebote zu machen. Zudem sind dort auch die Produktionsbedingungen und Herstellungskosten deutlich günstiger. Lammfleisch aus Übersee bespielt hierzulande großteils das Feld in der Gastronomie. „Hier möchten wir in Zukunft stärker vertreten sein“, sagt Johann Perner. Ein Grund mehr, auf eine Herkunftskennzeichnung zu pochen: „Das Einkaufsverhalten der Konsumenten im Lebensmitteleinzelhandel zeigt den Wunsch nach heimischem Fleisch. Für viele Käufer ist die österreichische Herkunft an der Frischfleisch-Theke ein wichtiger Entscheidungsgrund“, ist Langer-Weninger überzeugt, dass davon auch die Gastronomie profitieren würde. Dort solle zumindest ein freiwilliges Kennzeichnungssystem verankert werden.
Auf Augenhöhe befinde sich die heimische Schafwirtschaft mit dem Lebensmittelhandel, Kooperationen seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv ausgebaut worden. Auch die bei Lammfleisch enormen Nachfragespitzen zu Ostern und zu Weihnachten – hier wächst der Bedarf etwa auf die sechsfache Menge an – können gut gehandhabt werden.
Der Schafbestand liegt in Oberösterreich bei 64.500 Tieren. Bei der Haltung dominieren kleinstrukurierte Familienbetriebe: Mehr als die Hälfte der aktuell 3077 Betriebe zählen weniger als zehn Tiere. Tonangebend ist Oberösterreich bei Milchschafen, wo mehr als 170 Betriebe etwa 2,5 Millionen Liter Milch produzieren. Diese wird teils direkt vermarktet, teils an Molkereien geliefert. Gerade in der Direktvermarktung von Schafmilch und Schafmilchprodukten besteht auch für kleinere Betriebe die Möglichkeit, im Vollerwerb von der Landwirtschaft zu leben.
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- Mit Schafen Schafe OÖ Kaiser: Schafe OÖ/Kaiser