Ganz im Zeichen aktueller Herausforderungen für die heimische Land- und Forstwirtschaft und möglicher Lösungsansätze trafen die Bauernbund-Funktionärinnen und -Funktionäre zum Landesbauernrat, dem höchsten Entscheidungsgremium des NÖ Bauernbundes, zusammen. Als Gastreferent berichtete Erwin Hameseder, Generalanwalt des österreichischen Raiffeisenverbandes über die neuesten Entwicklungen aus dem Finanzbereich und dem landwirtschaftlichen Verarbeitungssektor. Die politische Stimmungslage und Perspektiven aus Sicht der Meinungsforschung brachte Christoph Haselmayer vom Institut für Demoskopie und Datenanalyse den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern näher.
Pernkopf: “Der Zusammenhalt untereinander wird uns auch durch diese Krise tragen.”
„Der Krieg in der Ukraine begleitet und beeinflusst unser Leben weiter“, betonte Bauernbundobmann Stephan Pernkopf aktuelle Herausforderungen, wie die explodierenden Strompreise und die enorme Teuerung. Die Regierung habe bereits wichtige Schritte zur Entlastung, wie beispielsweise den Strompreisdeckel und den Klimabonus, gesetzt. Es bleibe dennoch viel zu tun, sprach Pernkopf den im Regierungsprogramm verankerten energieautarken Bauernhof und das ausstehende Entlastungspaket für die Wirtschaft sowie die Land- und Forstwirtschaft an. „Der Zusammenhalt untereinander hat uns schon viele Herausforderungen meistern lassen und wird uns auch durch die aktuelle Krise tragen“, gab der Bauernbundobmann den Bauernbündlerinnen und Bauernbündlern mit auf den Weg, die Zukunft optimistisch zu sehen.
„Österreich hat es geschafft, durch entsprechende Maßnahmen, wirtschaftlich mit gesundem Wachstum aus der Pandemie zu kommen“, stellte Generalanwalt Hameseder fest. Dann sei mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine, eine „Zäsur im geopolitischen Wandel gekommen“, so Hameseder. Die von der europäischen Zentralbank eingeläutete Zinswende werde einen Konjunktureinbruch vor allem in den ost- und südeuropäischen Ländern mit sich bringen. Daher bestehe die Gefahr, dass die anstehenden Zinszahlungen für diese Länder künftig unleistbar werden könnten.
RBI – Brückenbauer in den Osten
Die Raiffeisenbank International (RBI) sei immer Brückenbauer in den Osten gewesen und habe daher Geschäfte sowohl mit Russland als auch der Ukraine gemacht. Die Fortsetzung dieser werde ständig evaluiert und eng mit der Bundesregierung abgestimmt. „Geschäfte basieren auf Vertrauen“, betonte Hameseder und der Raiffeisenverband werde dieses Vertrauen „nicht durch strategische Schnellschüsse aufs Spiel setzen.“ „Wenn die Diplomatie über den Krieg siegt, werden wir dieses Vertrauen für den Wiederaufbau brauchen“, zeigte sich Hameseder überzeugt.
Generell müsse man als Antwort auf Pandemie und Ukraine-Krieg Abhängigkeiten hinterfragen und systemrelevante Bereiche, wie die Lebensmittel- und Energieversorgung oder auch den pharmazeutischen Bereich, nach Europa und Österreich zurückholen. So könne man gestärkt die Krise überwinden und gleichzeitig das Friedensprojekt Europäische Union stärken.
„Die Menschen suchen in erster Linie Stabilität“, fasste Meinungsforscher Christoph Haselmayer aktuelle Umfragen zusammen. Neben den Themen Teuerung und soziale Sicherheit inklusive Ausbau der Pflege- und Gesundheitsangebote sehen die Niederösterreicher auch die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln als wichtige Zukunftsthemen. Im Hinblick auf die anstehenden Landtagswahlen sieht Haselmayer die Politik gefordert, diese Sorgen ernst zu nehmen und entsprechende Lösungsansätze anzubieten.