Auf der Peer-Alm in Navis wurde eine 30 Hektar große Almfläche eingezäunt, um große Beutegreifer abzuweisen. Rund 120 Schafe und Ziegen weiden auf dieser Fläche, weitere 50 bis 80 sollen im Jahr 2022 hinzukommen. Durch den Zaun können die Tiere im Weidegebiet verbleiben. In Navis wurden von den 450 gealpten Schafen jedoch bereits rund 210 wieder ins Tal abgetrieben.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger besichtigte vergangene Woche die Herdenschutzinstallation in Begleitung von Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler, Bezirksbauernobmann Thomas Schweigl, NR Hermann Gahr, LK-Direktor Ferdinand Grüner, dem Naviser Bürgermeister Lukas Peer und Christian Löffler, der den Zaun gemeinsam mit zahlreichen Helfern errichtet hat.

„Almwirtschaft ist keine
Museumslandwirtschaft“

„Die flächendeckende Landwirtschaft hat in Österreich einen enormen Stellenwert – das unterscheidet uns von anderen Ländern. Wir produzieren nicht nur dort, wo es am günstigen, am billigsten und am einfachsten ist“, erklärt Bundesministerin Köstinger und meint: „Die Almwirtschaft ist dabei ein ganz besonderes Gut, vor allem im Hinblick auf die Offenhaltung der ländlichen Räume, auf lebenswerte Regionen, in denen auch junge Menschen ihre Zukunft finden können, und natürlich auch als unschätzbarer Wert für den Tourismus. Die Almbäuerinnen und -bauern tragen den größten Anteil an der Erhaltung der erholsamen, wunderschönen Landschaft Tirols. Denn die Almwirtschaft ist keine Museumslandwirtschaft, wie es gerne dargestellt wird, sondern es stehen Menschen dahinter, die davon leben und hochwertige Lebensmittel produzieren.“

„Neue Wege im Umgang
mit großen Beutegreifern finden“

„Ausgelöst durch die Coronapandemie gibt es einen riesengroßen Trend hin zu bäuerlichen, ursprünglichen Produkten. Auf der anderen Seite sehen wir durch das vermehrte Auftreten der Wölfe, dass genau diese Bäuerinnen und Bauern in ihrer Existenz bedroht sind“, zeigt Köstinger den Ernst der Lage auf.

„Vor allem NGO’s neigen dazu, sehr einfache Lösungen auf den Tisch zu legen und in ihren Erzählungen glaubhaft zu machen, dass alles eh ganz einfach wäre. Was man nicht sieht, ist, wie viele Arbeitsstunden und wie viel Geld ein Almbetreiber aufwenden muss. All jene, die hinter ihrem Schreibtisch sitzen und Forderungen nach Herdenschutz aufstellen, wären herzlich dazu eingeladen, genau diese Forderungen auch umzusetzen und die Arbeit auch zu machen“, so Köstinger. Mit dem Herdenschutz treten auch Probleme auf, weiß sie und nennt ein Beispiel: „Man schützt zwar die Herde, aber schließt natürlich auch die Wildtiere aus. Nicht nur der Wolf wird davon abgehalten, bestimmte Regionen zu durchqueren, es leben auch andere Tiere auf den Almen.“

Elisabeth Köstinger lobt die harte Arbeit, die hinter der Errichtung des Herdenschutzzaunes in Navis steckt: „Herdenschutzprojekte wie dieses zeigen, dass die Bäuerinnen und Bauern offen sind, sich Lösungen anzuschauen.“ Sie verdeutlicht auch: „Aber dass es langfristig keine Koexistenz zwischen Raubtieren und Almwirtschaft geben kann, das ist uns in den letzten Jahren bereits klar geworden, wo der Wolf in der Population Überhand genommen hat. Wir werden alles dafür tun, die Bäuerinnen und Bauern bestmöglich zu unterstützen. Das Land Tirol hat die Weichen rechtlich gestellt, um eine einfachere und schnellere Entnahme von Problemwölfen möglich zu machen – ein wichtiges Signal für die betroffenen Bäuerinnen und Bauern. Wir werden weiter auf europäischer Ebene versuchen, Verbesserungen für die Almwirtschaft zu erzielen und eine Änderung in der Flora-Fauna-Habitatsrichtlinie zu erreichen. Es wird für die Zukunft neue Wege geben müssen, wie man mit den großen Beutegreifern umgeht.“

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AUTORHannah Pixner
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