Diese Zahlen sind meist nur Insidern geläufig: Seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil von hierzulande geschlachteten Kälber von damals 105.000 Stück auf zuletzt rund 55.000 Stück (2019) beinahe halbiert. Gleichzeitige importierte Österreich 2018 mehr als doppelt so viel weit billigeres Kalbfleisch zumeist aus Holland, wie lebende Kälber außer Landes verbracht wurden.
Gleichzeitig stoßen die Bilder von oft tagelang quer durch Europa transportierten Kälbern nicht nur bei den Konsumenten, sondern auch bei immer mehr Bauern auf wachsendes Unverständnis. Um den Missständen und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, Tierleid zu vermeiden und damit letztlich wieder mehr Kunden nach dem zu höheren Standards erzeugten Kalbfleisch aus Österreich greifen, hat das Landwirtschaftsministerium in seinem Tierwohlpakt eine spezielle Kalbfleischstrategie entworfen. Zur Absatzförderung und besseren Vermarktung wurden die Qualitätsstandards „Vollmilchkalb“ und „Kalb rosé“ in das Modul „Qplus Rind“ (Förderung für Qualitätsrindfleisch) im AMA-Gütesiegel-Programm aufgenommen und auf 7 Mio. Euro aufgestockt.
Absatzförderung für 10.000 Kälber
„In den nächsten Jahren sollen 10.000 Kälber über diese Qualitätsschienen vermarktet werden“, sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bei einem Lokalaugenschein am Milchviehbetrieb mit Kälbermast von Rupert Oberholzner in Elixhausen bei Salzburg. Kälbermäster können neu in das Programm einsteigen, die Förderungen für die Teilnahme werden bereits 2022 ausbezahlt. Die Teilnahmegebühren werden dann zur Gänze erstattet. Kleinere Betriebe mit fünf bis 20 Kälbern können so mit rund 1.000 Euro pro Jahr an zusätzlichen Förderungen rechnen. Köstinger: „Wer heimisches Kalbfleisch kauft, trägt zur Vermeidung von Kälbertransporten bei. So werden wir unabhängiger von Fleischimporten und unterstützen auch unsere Bäuerinnen und Bauern.“
Für Rinderzüchter-Obmann Stefan Lindner ist die Kalbfleischstrategie „ein höchst notwendiger Schritt“. Jetzt brauche es noch die verpflichtende Herkunftskennzeichnung „bis auf den Teller“. Salzburgs Agrarlandesrat Josef Schwaiger sagt: „Tierwohl ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.