Kalb Rosé Austria – Produktion mit Potential

Voll auf die Produktion von Kalbfleisch spezialisiert hat sich Familie Refenner in Holzing: Ein Praxisbericht über Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der Rosé Mast.

Diplomarbeit am Francisco Josephinum gab Lukas Refenner (r.) den Ausschlag, sich selbst der Kalbfleischproduktion zu widmen.

In Holzing nahe Wieselburg bewirtschaften Franz und Elisabeth Refenner im Vollerwerb ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Den Betriebsschwerpunkt stellt die Rindermast dar. Seit dem Frühjahr 2021 sind rund 120 Mastplätze für die Produktion von Kalb Rosé reserviert. Die Vermarktung der Rinder, die nach den Anforderungen des AMA-Gütesiegels produziert werden, erfolgt über die NÖ Rinderbörse. Dazu nimmt Familie Refenner am Qualitätsverbesserungsprogramm QPlus Rind teil.

Kälberbezug als die große Herausforderung

Dass am Hof aktuell rund 120 Rosé Kälber gehalten und regelmäßig zwischen 30 und 50 Kälber aufgestallt werden, ist Sohn Lukas zu verdanken. Für seine Diplomarbeit (Matura am Francisco Josephinum) hat er die betriebswirtschaftlichen Aspekte verschiedener Rassen bei unterschiedlichem Fütterungsmanagement verglichen und unter dem Titel
„Wirtschaftlichkeitsberechnung der Kalbfleischproduktion“ publiziert.
Die Kälber bezieht Betrieb Refenner über die Rinderbörse. Durch das Programm Kalb Rosé Austria konnte ein qualitätsorientiertes Preissystem entwickelt werden. Dabei wird neben dem Gewicht auch das Alter der Kälber berücksichtigt. Laut Franz Refenner führe dieses System zwar zu höheren Kälberkosten, dafür zeigten sich aber verbesserte Aufzuchtleistungen und die Verluste konnten verringert werden. „Gesunde und vitale Kälber sind die Voraussetzung, um die Qualitätsziele des Programms erreichen zu können“, ergänzt Sohn Lukas. Die Refenners bemerken derzeit ein rückläufiges Angebot. Die benötigten Kälber können nur zeitverzögert und in kleineren Gruppen geliefert werden.
In der Fütterung setzt Familie Refenner auf ein zweigeteiltes Tränkemanagement. In den ersten beiden Wochen wird Milchaustauscher mit 50 Prozent Magermilchpulver eingesetzt, denn gerade in den ersten beiden Wochen werde der Grundstein zur Gesunderhaltung und weiteren Entwicklung der Kälber gelegt. Danach wird – aufgrund der Kostensteigerungen – auf Milchaustauscher mit vermindertem Magermilchpulveranteil umgestellt. Die Erfahrungen zeigen, dass dadurch die Leistungen nicht beeinträchtigt werden. Je nach Entwicklung und Futteraufnahme der Kälber werden insgesamt zwischen 30 und 40 Kilogramm Milchaustauscher pro Kalb benötigt.

Bedarfsgerechte Tränke und strukturierte Kälber-TMR

Um eine möglichst rasche Jugendentwicklung zu erreichen, braucht es eine entsprechende Futteraufnahme. Der Einsatz einer eigenen Kälber TMR (Totale Mischration) aus gehäckseltem Stroh, Kraftfutterkomponenten und Mineralfutter stellt eine ideale Kombination aus Rohfaser, Energie- und Eiweißträger dar und verhindert ein Selektieren des Futters durch die Kälber. Die TMR wird selbst gemischt und während der Aufzucht im Strohanteil variiert. Zu Beginn ist der Strohanteil erhöht und wird während der 10- bis 12-wöchigen Aufzuchtphase laufend verringert. Verwendet wird ausschließlich kurz gehäckseltes und entstaubtes Kälberstroh. Die Futteraufnahme ist wesentlich für eine notwendige Pansenentwicklung und ist Entscheidungsgrundlage zur Reduktion der Tränkemenge. Erst bei einer täglichen Aufnahme von mindestens zwei Kilogramm TMR wird am Betrieb Refenner abgetränkt. Im Idealfall werden am Betrieb regelmäßig rund 50 Kälber aufgestallt. Die Kälber verbleiben bis zum Abtränken in einem eigenen Stallgebäude und werden möglichst getrennt bewirtschaftet. Als Fresser werden die Tiere anschließend in einen Laufstall umgestallt und bis zum achten Lebensmonat fertig gemästet. Auch eine Umstellung auf eine deutlich intensivere Ration mit Maissilage wird durchgeführt.

Produktionsziele und ­betriebliche Entwicklung

Durch ihren engagierten Einsatz liegt Familie Refenner mit einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von über 150 Kilogramm (bei einer Ausschlachtung von knapp 51 Prozent) im Spitzenfeld bei den täglichen Zunahmen. Für die Vermarktung ist die Fleischfarbe von besonderer Bedeutung. Mit der konsequenten Berücksichtigung der Fütterungsempfehlungen beziehungsweise der Vermeidung gewisser Futterkomponenten liegt die Fleischfarbe im optimalen Bereich
von 3-4.
Trotz der derzeitig sehr hohen Produktionskosten sieht Familie Refenner das Projekt als zukunftsweisend und denkt über eine Produktionserweiterung nach. Voraussetzung dafür sei eine konstante und regelmäßige Kälberverfügbarkeit. Besonders wichtig ist dabei die bewährte und gute Zusammenarbeit mit den heimischen Rinderzüchtern.

Kalbfleischproduzenten gesucht

Wegen fehlender Absatzmöglichkeiten für Stierkälber von Milchrassen lag bisher deren einzige Absatzmöglichkeit im Export. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Inlandsproduktion an Kalbfleisch nur 40 Prozent der Nachfrage abgedeckt hat. In der Erzeugergemeinschaft (EZG) Gut Streitdorf hat man sich daher das Ziel gesetzt, ein neues Qualitätsprogramm in der Vermarktung von Milchrassekälbern und somit in der Kalbfleischvermarktung ins Leben zu rufen. Gelungen ist dies mit dem Qualitätsfleischprogramm „Kalb Rosé Austria“. Dank dessen Erfolges ist die EZG Gut Streitdorf jetzt auf der Suche nach weiteren Kälbermastspezialisten. Fixpreise von 5 Euro/kg, Kälberservice und ein laufendes Beratungsangebot geben Absatz-, Produktions- und Preissicherheit.

Für weitere Informationen rund um das Programm und den Einstieg in die Produktion steht Christoph Handl, Außendienstmitarbeiter der NÖ Rinderbörse gerne zur Verfügung.

Telefon: 0664/8453152.

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