Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“, mit diesem Zitat eröffnete Zehetner ihren Vortrag zum Thema Innovation. Die gebürtige Mostviertlerin und Boku-Absolventin weiß wovon sie redet, schließlich war sie 20 Jahre Marketingleiterin in der Lebensmittelbranche und für das Innovationsmanagement zuständig.
Ihre Zitatwahl erklärt die Unternehmensberaterin und Referentin wie folgt: „Unsere Welt ist in ständiger Weiterentwicklung. Betriebe können sich davon nicht ausnehmen, sie müssen sich immer wieder weiterentwickeln.“ Dies sei gerade im Hinblick auf Innovationen ein wesentlicher Punkt. Was aber ist eine Innovation? Zehetner erklärt: „Grob gesprochen geht es darum, eine neue Form von Lösung für Dinge zu finden, die Entwicklungsbedarf haben.“
Innovation?
Innovation heißt so viel wie Neuerung oder Erneuerung. Es wird zwischen folgenden zwei Arten unterschieden:
■ Radikale Innovation: Das sind Produkte und Dienstleistungen, die es vorher noch nicht gegeben hat. Beispiele hierfür sind der erste Traktor, die erste Melkmaschine oder das iPhone 1.
■ Schrittweise Innovation: Dabei wird ein bestehendes Grundkonzept verbessert. Unter diesen Punkt fallen zum Beispiel neue Traktormodelle.
Warum Landwirte innovativ sein sollen
Gründe, warum Betriebsführer und Hofübernehmer innovativ sein sollen, gibt es viele. Zum einen geht es um Zukunftssicherung. „Wenn ich am Ball bleibe und neue innovative Geschäftsmodelle entwickle, kann ich auch in Zukunft genügend Einkommen erwirtschaften“, ist Zehetner überzeugt. Andererseits eröffne sich dadurch die Möglichkeit neue Kunden zu generieren, etwa indem man ein neues Produkt anbietet. Produktverbesserungen wiederum können dabei helfen, bestehende Kunden stärker an den Hof zu binden.
Darüber hinaus können Innovationen gerade im Bereich der Produktion wesentliche Arbeitserleichterungen bringen. „In Summe geht es darum einen Wettbewerbsvorteil und eine höhere Wertschätzung zu erzielen. Dazu muss ich irgendetwas besser machen als meine Mitbewerber“, erläutert die Expertin.
Natürlich gibt es auch aus Kundenperspektive oder der gesellschaftlichen Sicht triftige Gründe für Innovationen. In der Kundensphäre geht es vor allem darum Wünsche zu befriedigen oder Probleme zu lösen. Letzteres ist auch auf der Gesellschaftsseite der Fall. Als Beispiel sind hier etwa die Herausforderungen des Klimawandels und des Umweltschutzes zu nennen. „Wenn es hier keine Ideen geben würde, etwa die Mobilität oder die Energiegewinnung betreffend“, meint Zehetner, „dann würden wir bei diesem Problem nicht weiterkommen.“
Welche Ansatzpunkte es für Innovationen gibt
Potenzial für einzigartige Neuerungen bieten viele Stellen entlang der Wertschöpfungskette. Was auf allen Ebenen laut Expertin gut funktioniert ist: „Zwei bestehende Dinge zu kombinieren und damit etwas Innovatives zu schaffen. Der Wagyhof aus Haag in Niederösterreich hat das in einer sehr hochwertigen Form gemacht. Er bietet Bio-Fleisch vom Wagyu in Form von Hamburger Pattys an.“ Beides sei schon einmal dagewesen, aber nicht in dieser Form.
Nachfolgend einige Ansatzpunkte entlang der Wertschöpfungskette samt konkreten Praxisbeispielen:
■ Produktherkunft: Dabei wird versucht für Österreich untypische Produkte und Lebensmittel, die im Trend liegen, regional zu produzieren. Realisierte Beispiel hierfür sind
Whiskey aus dem Mühlviertel oder Artischocken und Reis aus Eferding.
■ Produktionsverfahren: Innovation können hier die Rezeptur oder Herstellung betreffen. „Beim Zukunftskongress habe ich ein spannendes Beispiel in Richtung radikaler Innovation gesehen, nämlich die Kräuter- und Gemüseproduktion auf Nähr-
lösungen, also ohne Grund und Boden“, erzählt Zehetner.
Ein weiteres spannendes Konzept, das sie nennt, ist jenes der „Eis-Greisslerei“. Diese haben nicht nur ein einzigartiges Sortiment (Dirndl, Ziegenkäse, Alpenkaramell etc.) sondern auch eine starke Marke kreiert.
■ Verpackung: Sie ist eine gern genutzte Quelle für Innovationen, vor allem in der Lebensmittelindustrie. Ein Mehrwert ergibt sich etwa durch eine besonders umweltfreundliche Verpackung oder eine Geschenks-Aufmachung. „Ein weiteres Beispiel, dass eigentlich das Gegenteil ist, aber voll im Trend liegt, ist das verpackungsfreie Einkaufen“, so die Referentin.
■ Vertrieb: Hier geht es darum, das eigene Angebot schneller oder besser zum Kunden zu bekommen. Ein aktuelles Vorzeigebeispiel ist der Selbstbedienungshofladen. Durch die breiten Öffnungszeiten gewinnen die Kunden an Unabhängigkeit. Der Betrieb wiederum spart sich Personalkosten. Natürlich basiert dieses Konzept auf Vertrauen.
■ Service: Diesen Ansatzpunkt empfiehlt die Expertin, wenn sich Produkte sehr ähneln, weil es wenig Möglichkeiten für eine Veränderung gibt. Gerade in Corona-Zeiten hat sich hier ein Vertreter hervorgetan: das nachhause gelieferte Gemüsekisterl.
Im zweiten Teil der Innovationsserie wird das spannende Thema der Ideenfindung behandelt. Zudem werden vier oberösterreichische Landwirte und ihre innovativen Betriebskonzepte vorgestellt.
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