Hunger bekämpft man am besten vor Ort

Hungerkatastrophen sind die Ursache bisher ungekannter Migrationsströme. Hierzulande stellen niedrige Preise und kostspielige Produktionsauflagen die Bauern vor die Existenzfrage. Welche Strategien in diesem Spannungsfeld zielführend sein k

IGP-Dialog zum Thema
IGP-Dialog zum Thema “Wer ernährt die Welt?” – im Bild v. l. Alexander Müller, General Othmar Commenda, IGP Obmann Christian Stockmar, Michael Blass (AMA), Martina Salomon, Hermann Schultes, Katharina Koßdorff und RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf ©IGP
We feed the world”, mit diesem Anspruch tritt die moderne Agrarindustrie häufig auf, wenn es um weitere Strategien zur Effizienzsteigerung in der landwirtschaftlichen Produktion geht. Die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) hat dieses Thema kürzlich in den Mittelpunkt einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung gestellt, die eine vertiefende und sachlich fundierte Sichtweise dieses Themenkomplexes ermöglichen sollte.
IGP-Obmann Christian Stockmar leitete die Veranstaltung mit der Feststellung ein, dass die Bauern hierzulande in der Defensive seien gegenüber Entwicklungen wie der Schattengesetzgebung durch den Lebensmittelhandel, immer engeren Auflagen, die nicht honoriert würden und dem Griff der Konsumenten zu den kostengünstigeren Produkten, die vielfach industriell im Ausland hergestellt würden.
Den Blick auf die weltweite Ernährungssituation steuerte demgegenüber Alexander Müller bei, Geschäftsführer des deutschen Politikberatungsunternehmens Thinktank for Sustainability (TMG) in Berlin. Müller sieht die “Welternährung” als größtes Thema der Menschheit. Insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent und in Asien sei eine Bevölkerungsexplosion im Gang. So schätzt die UNO, dass sich die Bevölkerungszahl in Afrika noch in diesem Jahrhundert von 1,3 Milliarden Menschen fast verdoppeln könnte. In den Armutsgebieten Nigerias, Äthiopiens oder Somalias sei das Wachstum besonders groß. Verschärft werde die Situation durch Klimaphänomene (Klimawandel, El Niño) sowie Wasser- und Landknappheit. Offen sei, inwiefern diese Entwicklungen auch beim Phosphor- und Stickstoffkreislauf und bei der genetischen Diversifität an planetare Grenzen führen. Ein wichtiger Faktor sei in diesem Szenario das Vermeiden von Lebensmittelabfällen. Etwa ein Drittel der Gesamtproduktion an Lebensmitteln gehe derzeit verloren. Man müsse jedoch auch sehen, dass die Landwirte derzeit mit einem ungeheuren Preisdruck kämpfen. Müller verwies in diesem Zusammenhang auf die enge Koppelung der Getreide- und Maispreise an den Ölpreis. Gerade beim Ölpreis sei das zuvor unvorstellbare eingetreten, ein Hinweis darauf, dass bestimmte Grundannahmen laufend zu überprüfen seien.
Mit Bezug auf Afrika stellte Müller fest, dass unvorstellbaren Migrationsströmen aufgrund von Hunger entgegenzuwirken sei, indem man die Menschen befähigt, sich vor Ort zu ernähren. Der Forscher verwies auf die wichtige Funktion der Landwirtschaft, auf dem Land für Beschäftigung zu sorgen. Dies ermögliche den Menschen, sich vor Ort zu ernähren und vermindere den Massenzustrom in Städte und Ballungszentren.

Hans Maad

- Werbung -
Vorheriger ArtikelZwei Tage im Zeichen des Pflanzenschutzes
Nächster ArtikelLegal und sicher auf der Straße unterwegs