Mehr heiße Luft ist gleich stärkerer und häufigerer Hagel. Diese nach einem Paradoxon klingende Gleichung, hat vergangene Woche ihren Beweis auf tragische Weise erbracht. Starke Winde und heftige Unwetter mit Hagelkörnern so groß wie Tennisbälle fegten über das Land und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Zigtausende sind betroffen. Die Schäden an Haus und Hof gehen in die Millionen. Was neben der Verwüstung und Verzweiflung bleibt ist die Frage: Wie ist so etwas möglich und kommt das in Zukunft noch häufiger auf uns zu?

Hagelunwetter entlang der Alpen werden intensiver

Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin an der Boku, hat dazu eine klare Antwort: „Ja, diese Unwetter werden künftig noch häufiger und intensiver werden.“ Diese Katastrophen seien quasi die Quittung der Erderwärmung. „Wer mit dem Feuer spielt, wird sich verbrennen. Und in Sachen Erderwärmung spielen wir mit dem Feuer.“

Die Ereignisse der vergangenen Tage hätten sie daher leider nicht überrascht. Die Wissenschaft hätte das schon prognostiziert. Denn das Prinzip hinter den aktuellen Unwetterereignissen ist erforscht. Kromp-Kolb erklärt: „Die Lufthülle der Erde erwärmt sich laufend, wodurch mehr Energie in ihr steckt. Warme Luft kann zudem mehr Wasserdampf aufnehmen. Entlädt sich die immer labiler werdende Luft, geschieht das, was wir in den letzten Tagen erlebt haben.“

Verheerende Schäden in der Landwirtschaft

Anfang vergangener Woche nahm die Katastrophe ihren Lauf. In der Nacht von Montag auf Dienstag verursachten nächtliche Unwetter insbesondere im Innviertel erste schwere Schäden in der Landwirtschaft. Starkniederschläge mit bis zu hühnereigroßen Hagelschloßen setzten sich am Dienstagnachmittag bis in die Abendstunden von Bayern kommend ostwärts fort. Am Mittwoch entlud sich das nächste Unwetter über dem Mühlviertel und sorgte auch dort für erheblichen Schaden. Ersten Schätzungen der Österreichischen Hagelversicherungen ist alleine den Bauern im Land ob der Enns ein Schaden von mehr als 30 Millionen Euro entstanden. „Auf einer Fläche von 150.000 Hektar wurden Acker-, Obst-, Gemüsekulturen und das Grünland schwerstens geschädigt. Binnen weniger Minuten wurden landwirtschaftliche Kulturen regelrecht gehäckselt“, so der zuständige Landesleiter Wolfgang Winkler. Er sei seit 40 Jahren bei der Hagelversicherung, aber so viele Gewitterzellen, die übers Bundesland ziehen, habe er noch nie erlebt.

Die Schadensbilanz im Detail:
■ Betroffene Gebiete: flächendeckend, in unterschiedlicher Intensität
■ Betroffene Kulturen: alle landwirtschaftlichen Kulturen (Getreide, Mais, Soja, Kartoffeln, Raps, Grünland, Obst und Gemüse)
■ Betroffene Agrarfläche: mehr als 150.000 Hektar
■ Gesamtschaden in der oö. Landwirtschaft: 31 Millionen Euro

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger zeigten sich vom Ausmaß der Unwetter betroffen: „Wenn in wenigen Minuten die Arbeit eines ganzen Jahres vernichtet wird, dann ist das nichts weniger als eine Katastrophe.“ Beide sichern rasche Hilfe zu: „Die betroffe­nen Betriebe werden jede verfügbare Hilfe erhalten. Ein derartiges Einzelereignis darf sich nicht zur existenziellen Bedrohung für die geschädigten landwirtschaftlichen Familienbetriebe entwickeln.“

Gebäudeschäden: Dem Hagel erfolgreich trotzen

Doch nicht nur am Feld, auch an Hof, Haus und Pkws entstanden große Schäden. Othmar Nagl, Generaldirektor der OÖ Versicherung, rechnet mit Schadensmeldungen im hohen fünfstelligen Bereich. Ob das schon alles war, ist ungewiss. Für Dienstagabend (nach Redaktionsschluss) prognostizierte die ZAMG erneut Schauer mit Sturmböen von bis zu 100 Kilometer pro Stunde.
Maßnahmen, mit dem man Hagelschäden erfolgreich trotzen kann, hat die Brandverhütungsstelle (BVS) Oberösterreich erarbeitet. Ihr Drei-Schritte-Plan sieht vor:
■ Überprüfung der Hagelgefährdung am eigenen Standort: Über die Website www.hora.gv.at ist das für jeden kostenlos möglich. Die Hagelgefährdungskarte (siehe unten) basiert auf Aufzeichnungen der ZAMG.
■ Einsatz hagelresistenter Baumaterialien: Eigentümer können solche auf www.hagelregister.at finden.
■ Umsetzung individueller Schutzmaßnahmen passend zum Standort (z. B. vorsorglich Abdeckplanen).

Quelle: ZAMG/BVS
Die Gefährdungskarte der ZAMG gibt Aufschluss über das jeweilige Hagelrisiko.

- Bildquellen -

  • 17 26 Karte Hagel: ZAMG/BVS
  • Hagelunwetter: wa182 – Stock.adobe.com
- Werbung -
AUTORElisabeth Hasl
Vorheriger Artikel20 Mio. Euro Hagelschäden allein in der Landwirtschaft
Nächster ArtikelBio Austria empfiehlt 305 Euro/t für Bio-Futterweizen