GVO-freie Fütterung: Schweinebranche ist grundsätzlich aufgeschlossen

Nur wenn die Menschen bereit sind, einen fairen Preis für ihr Schnitzel zu bezahlen, können die Bauern Zukunftsprojekte, wie Biohaltung oder GVO-freie Fütterung, weiter ausbauen. Foto: agrarfoto.com

“Die heimischen Veredelungsbetriebe betreiben eine bodenbezogene Kreislaufwirtschaft und erzeugen zirka 80 % der benötigten Futtermittel selbst. Bei Soja ist die gesamte EU und somit auch Österreich auf Importe, auch aus Übersee, angewiesen. Soja ist wegen seines hohen Gehalts an Eiweiß ein wichtiger Bestandteil der Futterrationen heimischer Schweine. Die benötigten Sojamengen können wir derzeit nur teilweise mit Ware aus österreichischer Produktion oder mit europäischem Soja in einer wirtschaftlich vertretbaren Art und Weise abdecken.” Dies erklärt Walter Lederhilger, Obmann des Verbandes österreichischer Schweinebauern (VÖS), zur jüngsten Diskussion über gentechnikfreie Schweinefütterung.

OÖ-Bauernbunddirektorin Maria Sauer betont: “Hier liegt eine bewusste Falschinformation vor, welche auf dem Rücken der österreichischen bäuerlichen Familienbetriebe ausgetragen wird. Es wird etwas skandalisiert, das kein Skandal ist. Der Verzehr von Schweinefleisch, welches mit gentechnisch verändertem Futter erzeugt wurde, ist als völlig unbedenklich einzustufen. Dies belegen zahlreiche Studien. Diese Art der Panikmache ist unverantwortlich und ruinös für unsere Bäuerinnen und Bauern.“

Branche immer gesprächsbereit

In den vergangenen Jahren ist der Anbau von Soja stetig gestiegen. Derzeit werden in Österreich 65.000 ha Soja angebaut, angestrebt werden 100.000 ha in den nächsten Jahren. “Neben der Verfügbarkeit muss bedacht werden, dass der Preis für europäisches Soja um bis zu 30 % höher ist. Keine Frage, die derzeitige Situation mit den verheerenden Bränden in Brasilien ist besorgniserregend. Die EU geht wohl nicht zuletzt deshalb dazu über, immer mehr Sojabohnen aus den USA zu importieren. Eine Lösung mit europäischem Soja, welches möglichst nachhaltig angebaut und weniger weit transportiert werden müsste, wäre wünschenswert”, so Lederhilger.

“Besonders wichtig ist es mir, hervorzuheben, dass das Thema gentechnikfreie Fütterung von den österreichischen Schweinehaltern aktiv bearbeitet wird. So gibt es regelmäßig Kontakte von Vertretern der heimischen Schweinehalter, der Schlachtbranche und des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Es wurden Gespräche mit dem Ziel geführt, eine Branchenlösung für die Umstellung des Schweine-Frischfleischs im LEH auf GVO-freies oder europäisches Soja zu entwickeln. Die gemeinsame Analyse hat schlussendlich ergeben, dass mit den derzeitigen Rahmenbedingungen ein solches Vorhaben als nicht realisierbar eingeschätzt wird. Das hat sowohl mit der dafür benötigten kontinuierlichen Verfügbarkeit von bestimmten Teilstücken als auch mit der erforderlichen lückenlosen Beteiligung des österreichischen Handels zu tun”, so Lederhilger.  Schon jetzt könnten Konsumenten aber in Österreich zu Schweinefleisch greifen, welches “ohne Gentechnik” oder mit europäischem Soja produziert werde. Die Landwirtschaft liefere marktkonform – allerdings sei das Angebot höher als die Nachfrage. “Es muss klar sein, dass es nicht mehr Leistung für gleich viel Geld geben kann. Nur wenn die Menschen auch bereit sind, einen fairen Preis für ihr Schnitzel zu bezahlen, können die Bäuerinnen und Bauern im Land Zukunftsprojekte weiter ausbauen”, appellierte Lederhilger an Handel und Konsumenten.

- Bildquellen -

  • Schweine: agrarfoto.com
- Werbung -
Vorheriger ArtikelSchweinemarkt KW 45-46/2019: Schlacht- und Zerlegebänder arbeiten auf Volllast und sorgen für stabile Notierungen
Nächster ArtikelAgrar-Terminmarkt 8. November 2019