Es ist ein österreichweit einzigartiges Hochwasserschutzprojekt, das Bundesminister Andrä Rupprechter am Donnerstag am Lech offiziell eingeweiht hat: Die Geschiebefalle Hornberg in Ehenbichl/Höfen besteht aus einem neu angelegten Umgehungsgerinne und einem Geschiebeablagerungsbecken im alten Flussbett.
Investitionen in den Schutz und die Vorsorge vor Naturgefahren sind angesichts der häufigen extremen Wetterereignisse wichtiger denn je. 2017 fließen in Tirol fast 66 Millionen Euro in umfangreiche Schutzmaßnahmen. Ein vorbildliches Projekt wurde nun am Lech umgesetzt. Mit der Geschiebefalle Hornberg wurde in knapp vier Jahren ein einzigartiges Hochwasserschutzprojekt um rund fünf Millionen Euro realisiert. Die Geschiebefalle hält im Hochwasserfall Schotter und Geröll zurück, schützt so 300 Häuser vor Überflutungen und bietet gleichzeitig zahlreichen Arten neuen Lebensraum“, betont Bundesminister Andrä Rupprechter.
Die Geschiebefalle wurde in vierjähriger Bauzeit von der Bundeswasserbauverwaltung Tirol errichtet. Die Kosten, die ursprünglich mit über sechs Millionen Euro veranschlagt waren und durch perfektes Baumanagement um fast 20 Prozent reduziert werden konnten, haben sich das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie die Gemeinden Ehenbichl, Höfen, Lechaschau, Pflach und Reutte im Verhältnis 85:15 geteilt.
Vorreiter sind die Außerferner auch in Sachen Betrieb und Instandhaltung der Geschiebefalle. „Die 16 Gemeinden entlang des Lech sowie Infrastrukturpartner haben sich zu einem Wasserverband zusammengeschlossen. Sie werden gemeinsam dafür sorgen, dass das Geschiebeablagerungsbecken regelmäßig geräumt wird, damit es im Hochwasserfall auch seine volle Schutzwirkung entfalten kann“, freut sich Hubert Steiner, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol. Der Erlös aus dem Schotterverkauf bleibt in der Region und wird in die Erhaltung bestehender Schutzwasserbauten am Lech reinvestiert.
Technisch ist die Geschiebefalle Hornberg eine Meisterleistung, die vor Baubeginn in einem Modellversuch auf Herz und Nieren getestet wurde. „Die Geschiebefalle funktioniert. Wir hatten seit Fertigstellung zwar noch kein Hochwasser, haben aber bereits 70.000 m3 Schotter umweltschonend aus der Geschiebefalle entnommen“, erklärt Wolfgang Klien, Leiter des Fachbereichs Wasserwirtschaft im Baubezirksamt Reutte. Umweltschonend deshalb, weil die Geschiebebewirtschaftung konzentriert an einer Stelle erfolgt und der Fluss nicht über weitere Strecken mit schwerem Gerät ausgebaggert werden muss.
Weniger Schotter bringt mehr Sicherheit
Führt der Lech Normalwasser, fließt der überwiegende Teil des Wassers nunmehr im neuen Umgehungsgerinne. Dieses neue Gerinne sorgt auch für den weiterhin notwendigen, aber reduzierten Geschiebetransport und die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers. Je mehr Wasser der Lech führt, desto mehr verbleibt davon im alten Flussbett. Dort fließt das Wasser samt Schotter und Geröll über eine Rampe in ein 700 Meter langes Ablagerungsbecken. „Wir stellen dem Lech eine Falle. Bei einem 100-jährlichen Hochwasser bleiben 80 Prozent des mitgeführten Geschiebes im Ablagerungsbecken liegen“, führt Klien aus. Weniger Schotter im Flussbett bedeutet mehr Platz für das Wasser im Flussbett und damit mehr Hochwasserschutz im Großraum Reutte.
„Wir alle erinnern uns noch gut an die Hochwasserereignisse von 1999 und 2005“, sagt Bgm. Wolfgang Winkler aus Ehenbichl als Vertreter der Gemeinden. Damals standen zahlreiche Keller und sogar Häuser unter Wasser. Das sollte mit der Geschiebefalle nach menschlichem Ermessen der Vergangenheit angehören. „Durch den Hochwasserschutz werden unsere Gemeinden sicherer und als Lebens- und Wirtschaftsraum attraktiver“, so Winkler. Rund 300 Häuser in Ehenbichl, Höfen, Lechaschau, Pflach und Reutte werden mit dem nunmehr offiziell eingeweihten Projekt vor Hochwasser geschützt.