Der Landtechnikkonzern John Deere, das Technologie- und Förderzentrum Straubing und die Technische Universität Kaiserslautern haben gemeinsam ein Konzept für einen Multifuel-Traktor entwickelt und getestet. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind jedenfalls vielversprechend.
In dem heuer nach rund drei Jahren zu Ende gehenden Projekt „Entwicklung und Feldtest eines Abgasstufe 5 Multi-Fuel-Traktors (Must5-Trak)“ wurden Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel, aber auch konventioneller Diesel rein und in diversen Mischungen erfolgreich getestet. Die Abgasvorschriften nach EU Stufe V konnten grundsätzlich mit allen Kraftstoffkombinationen eingehalten werden. Dis bisherige Problematik der DPF-Regeneration im Betrieb mit Pflanzenölkraftstoffen wurde gelöst. Mit dem praxistauglichen Multi-Fuel-Konzept fällt ein Hemmnis für biologische Kraftstoffe weg: die Beschränkung auf einen Spritart. Damit besteht die Möglichkeit, auf Preisschwankungen und unterschiedliche Verfügbarkeiten der Kraftstoffe reagieren zu können.
Das Multi-Fuel-Konzept von John Deere ist allerdings nicht neu. Es wurde bereits 2013 mit dem “Sima Innovation Awards” ausgezeichnet, damals freilich noch unter ganz anderen Abgasvorschriften.
Grundsätzlich gleich geblieben ist das Problem, dass sich Pflanzenöltreibstoff von Diesel durch entscheidende Parameter unterscheidet, etwa durch die höhere Viskosität und höhere Siedetemperaturen.
Wie die Wissenschaftler des TFZ auch in einem Projekt mit Deutz nachweisen konnten, zündet Rapsölkraftstoff bei mittlerer und hoher Last schneller, bei niedriger Last langsamer als Dieselkraftstoff. Dementsprechend baucht es Anpassungen des Traktors.
Möglich wird das in einem Traktor, der nur über einen Treibstofftank verfügt, durch Sensoren, die die jeweilige Kraftstoffmischung erkennen. Über Algorithmen wird dann in einem weiteren Schritt der Motor entsprechend gesteuert, sodass er im optimalen Betriebspunkt betrieben wird.
Raps hat Potenzial
Pflanzenöl ist grundsätzlich ein Biotreibstoff mit einigem Potenzial. Wie in der TFZ-Schrift „Klimaschutz durch Rapsölkraftstoffe“ nachzulesen ist, ließe sich etwa der gesamte jährliche fossile Kraftstoffbedarf der deutschen Land- und Forstwirtschaft mit dem Ertrag von 1,2 Millionen Hektar Rapsanbaufläche decken. Dies entspreche rund 6,3 % der gesamten landwirtschaftlichen genutzten Fläche von etwa 18,9 Millionen Hektar in Deutschland. Zusätzlich würden auf dieser Anbaufläche gleichzeitig 2,8 Millionen Tonnen gentechnikfreies Eiweißfutter regional bereitgestellt, sodass Sojaimporte reduziert werden könnten.
Freilich komplett klimaneutral wäre man dann auch nicht. Denn für Raspanbau, -verabeitung und Transport wird Energie benötigt. Etwa 95 % der Treibhausgase von Rapsölkraftstoff werden laut den TFZ-Experten bereits beim Rapsanbau emittiert. Knapp 90 % würden dabei in Zusammenhang mit der Rapsdüngung entstehen. Insbesondere der hohe Stickstoffbedarf von Raps, der Mineraldüngereinsatz und die daraus resultierenden Emissionen von Lachgas aus Böden würden die Treibhausgasbilanz deutlich belasten.
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