Alle drei Jahre fliegt in Oberösterreich der Maikäfer. Das vergangene Jahr 2015 war so ein Flugjahr, dem nun 2016 das Jahr mit den größten Schäden folgt, weil die Engerlinge, also die Larven der Käfer, die Wurzeln der Wiesenpflanzen fressen und sie so zum Absterben bringen.
Biologie des Maikäfers
Das sichtbare Entwicklungsstadium – der Maikäfer – ist auch das kürzeste. Es dauert nur zwei bis drei Wochen. Fast die ganze Zeit seines Lebens, das sind mehrere Jahre, verbringt die Käferart “unsichtbar” im Boden. Mit großem technischen und finanziellen Aufwand müssen die Landwirte die Engerlinge bekämpfen und die Wiesen er-neuern, um die Futtergrundlage für die Tiere zu sichern. Warum es das Engerling-Problem seit etwa 2006 (wieder) gibt, erklärt Peter Frühwirth, Grünlandexperte der LK OÖ: “Etwa 25 bis 35 Jahre dauert bei den Maikäfern die sogenannte Gradationsphase, das ist die Zeit ihrer Massenvermehrung. Die letzte fand zwischen 1950 und 1970 statt, dann verschwand der Maikäfer fast vollständig aus der Landschaft. Zu Beginn dieses Jahrtausends, etwa 2003, wurde in Oberösterreich und Tirol wieder ein größerer Mai-käfer-Flug verzeichnet. Aus heutiger Sicht begann damals die Gradationsphase, was bedeutet, dass die Landwirtschaft noch länger mit dem Käfer und den Engerlingen zu kämpfen haben wird.”
Hohe Schäden erwartet
In Oberösterreich liegt der Schwerpunkt des Befalls im Bezirk Rohrbach (westlich der Linie Kirchberg ob der Donau – Haslach an der Mühl) mit einem Ausläufer im Norden Richtung Osten bis ungefähr Vorderweißenbach. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sauwaldregion von Waldkirchen am Wesen bis Freiberg. Schätzungsweise werden laut Frühwirth im heurigen Jahr mehrere tausend Hektar im Bezirk Rohrbach betroffen sein. Da die geschädigten Flächen zu sanieren und neu anzulegen sind, werden ein bis zwei Aufwüchse ausfallen, womit auch Futterengpässe zu erwarten sind.
Infotour und Handbuch
Um die Engerlinge wirkungsvoll bekämpfen zu können, ist ein entsprechendes Hintergrundwissen unerlässlich. Peter Frühwirth hat deshalb ein neues Handbuch unter dem Titel “Der Feld-Maikäfer – Grünlandwirtschaft mit dem Engerling” verfasst. Dieses wurde nun gemeinsam mit LAbg. und BB-Bezirksobmann von Rohrbach Georg Ecker vorgestellt. Darin werden die Entwicklung des Maikäfers, die mechanische und die biologische Bekämpfung sowie wichtige Eckpunkte der Grünlandbewirtschaftung, unterstützt von vielen Farbfotos praxisnah beschrieben (siehe Info unten). Damit die betroffenen Bäuerinnen und Bauern bestmöglich vorbereitet werden, bietet der OÖ. Bauernbund gemeinsam mit Peter Frühwirth eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel “Grünlandinitiative” an (siehe Termine unten).
Die Bekämpfung
• Mechanische Bekämpfung: Der Erfolg liegt in der Abtötung durch die Schlag- und Quetschwirkung der rotierenden Werkzeuge und durch die UV-Strahlen der Sonneneinstrahlung. Bearbeitet werden kann etwa mit Fräse, Zinkenrotor oder Kreiselegge. Bearbeitet soll immer zweimal im Abstand von einem bis drei Tagen werden. Bei der zweiten Bearbeitung kann die Deckfrucht kombiniert angebaut werden. Unmittelbar danach wird eine geeignete Dauergrünlandmischung oberflächlich angebaut.
• Qualitätssaatgut für die Neuanlage: Dafür ausschließlich ampferfreie Qualitätsmischungen verwenden, in einer Menge von 28 bis 30 kg/ha.
• Grünlandbewirtschaftung: Grundregeln in der Bewirtschaftung unbe- dingt einhalten, da dichte und gräserreiche Pflanzenbestände helfen, besser mit dem Engerling zu leben. Grundregeln sind unter anderem eine regel- mäßige Erhaltungskalkung, die Phosphor- und Stickstoffversorgung, ein optimales Güllemanagement, eine Schnitthöhe von sechs bis sieben Zentimeter, eine periodische Nachsaat und regelmäßige Bodenuntersuchung.
• Handbuch: Das 88 Seiten umfassende Handbuch zum Feld-Maikäfer kann auf www.ooe.bauernbund.at heruntergeladen werden.
Info-Termine Veranstaltungsreihe “Grünlandinitiative”
• Neustift, Oberkappel, Pfarrkirchen, Hofkirchen: 20. Jänner, 19.30 Uhr, GH Karl Scherrer, 4141 Pfarrkirchen 16
• Niederkappel, Putzleinsdorf, Lembach, Altenfelden, Kirchberg: 21. Jänner, 19.30 Uhr, Wildparkwirt Altenfelden, Atzesberg 7, 4121 Altenfelden
• Sarleinsbach, Kollerschlag, Julbach, Nebelberg, Peilstein: 27. Jänner, 19.30 Uhr, GH Leitner Zur Linde, Markt 28, 4154 Kollerschlag
• Schwarzenberg, Ulrichsberg, Aigen-Schlägl, Öpping, Berg-Rohrbach: 28. Jänner, 19.30 Uhr, GH Haidvogel, Ortsplatz 1, 4151 Öpping
• Haslach, Helfenberg, Vorderweißenbach: 3. Februar, 19.30 Uhr, GH Diendorfer, Neudorf 6, 4170 Haslach
• Sauwaldregion: St. Agatha, Waldkirchen, St. Ägigi, St. Roman, Vichtenstein, Münzkirchen, Schardenberg, Esternberg, Freinberg, Kopfing, Neukirchen am Walde: 10. Februar, 19.30 Uhr, Friedlwirt, Altendorf 5, 4793 St. Roman