Einsamkeit am Hof: Bauer, ledig, sucht…

Den richtigen Partner fürs Leben zu finden, ist in den seltensten Fällen eine einfache Angelegenheit. Insbesondere dann, wenn es die oder der Richtige für ein Leben am Bauernhof sein soll. Die BauernZeitung hat bei einer Expertin und einer Partnervermittlerin nach dem Warum sowie guten Tipps gefragt.

Vorab gilt es abzuklären: Suche ich einen Partner fürs Herz oder eine Arbeitskraft für den Hof? Was ist mir wichtig? Was sind meine Werte? Was soll der Partner mitbringen? Und was bin ich alles bereit, dafür zu tun? Foto: The Cheroke - stock.adobe.com

Der römische Gott der Liebe, Amor, scheint kein Freund von Landluft zu sein. Oder wie kommt es, dass viele Bauern und auch Bäuerinnen – sprichwörtlich – alt werden bei der Suche nach einem Partner. Die Abende verbringen sie bei der Susi im Stall oder mit Bello vor dem Sofa. Doch so groß die Liebe zum Tier ist, menschliche Nähe kann sie nicht ersetzen. So landen immer mehr bäuerliche Singles auf diversen Datingseiten, nehmen Kontakt zu Partnervermittlungen auf oder wenden sich ans Fernsehen. Haben sie Glück, flimmern sie schon bald über den TV-Bildschirm und suchen bei „Bauer sucht Frau“ nach ihrem Herzblatt. Andere schütteln beim Verfolgen dieses Kuppelformats nur ungläubig den Kopf und denken sich: „Wieso bin ich noch allein, wenn sich um den Hallodri gleich drei streiten?“ Auch die Flut an Bewerbungen für Teilnehmer an der Sendung „Liebesg‘schichten und Heiratssachen“ mag den ein oder anderen verwundern. Das Fernsehen vermittelt den Eindruck, als wären Bäuerinnen oder Bauern besonders gesucht bei der Partnerwahl.

Das Glück am Arbeitsplatz finden – am Hof schwer möglich
In der Realität aber machen die einsamen Herzen unter dieser Berufsgruppe zum Teil gegenteilige Erfahrungen. Bei einer Umfrage von „agriexperts“ gaben 36 Prozent an, ihr landwirtschaftlicher Hintergrund habe ihre Partnersuche erschwert.
In Österreich wenden sich immer wieder Personen mit unerfülltem Partnerwunsch an das „Bäuerliche Sorgentelefon“ oder dessen Trägerorganisation Lebensqualität Bauernhof (LQB). Die psychosoziale Beraterin Karin Deutschmann-Hietl erzählt: „Die Betroffenen kommen meistens zu mir, weil sie eine Arbeitsüberlastung haben oder der Hofnachfolger fehlt. Erst dann stellt sich oft heraus, dass die Ursache das Alleinsein, das Problem ist.“
Was die Expertin auch immer wieder bemerkt: „Solange deren Eltern aktiv sind, funktioniert das System Bauernhof. Aber sobald diese in ein Alter kommen, wo sie nicht mehr mithelfen können, würden die (in der Mehrzahl alleinstehenden männlichen) Hoferben merken: Die Partnerin fehlt, ebenso die Nachkommen.“ Warum sich gerade Personen in der produzierenden Landwirtschaft schwer tun, einen Partner zu finden, erklärt Deutschmann-Hietl so: „Wenn man sich die Statistiken ansieht, finden viele Menschen ihren Partner am Arbeitsplatz. Auf einem Bauernhof ist das natürlich ein bisschen schwierig. Das heißt, man muss umso mehr aus seinem Hof hinausgehen.“

Partnersuche selbst aktiv betreiben
Um ihre Situation zu ändern, rät Deutschmann-Hietl solchen „Singlebauern“ die Partnersuche aktiv in die Hand zu nehmen: „Wichtig ist, eine bewusste Entscheidung zu treffen: Ich kümmere mich nun darum.“ Etwa durch Beitritt in einem Verein, der den eigenen Interes­sen entspricht, oder durch besonderes Engagement in der Gemeinde. „Es gilt, einfach jede Gelegenheit zu nutzen, um mit anderen in Kontakt zu kommen.“ Entscheidend dabei sei, sich „innerlich zu öffnen und mit dieser Offenheit in die Welt hinauszugehen“, so die Expertin.
Vorab sollten sich Betroffene aber einmal mit sich selber auseinandersetzen: „Sich selbst kennenzulernen, erleichtert es ungemein, jemand anderem nahezu­kommen.“ Deutschmann-Hietl nennt einige Fragen, die man sich selbst beantworten sollte: „Was ist mir wichtig? Was sind meine Werte? Was soll der Partner mitbringen? Und was bin ich alles bereit, dafür zu tun?“
Dazu gehöre auch, dass die ledigen Damen und Herren (für sich) abklären: Suche ich einen Partner fürs Herz oder eine Arbeitskraft für den Hof? „Oft vermischt sich das“, so Deutschmann-Hietl. Zudem sollten sich die Suchenden überlegen, welche etwaigen Möglichkeiten es gibt, den Hof für ihren gesuchten Partner so einzurichten, dass es etwa auch für eine Frau ohne Interesse an der Mitarbeit im Stall oder am Feld passt. Ein paar Gemeinsamkeiten brauche es aber dennoch – etwa die Liebe zur Natur, zu Tieren oder generell der bäuerlichen Lebensform. „Sonst wird‘s schwer“, gesteht auch die Expertin ein. Letztlich gelte es auch, am Hof den Platz für die Frau oder den Mann des Lebens zu schaffen. Dazu gehöre etwa, dass die Eltern tolerant gegenüber dem Schwiegerkind sind und der Partner hinter seiner Wahl steht, sprich: die gemeinsamen Werte gegenüber den Übergebern vertritt.

Partnervermittlung von und für Landwirte
Eine Möglichkeit, jemanden kennen­zulernen, können auch Online-Singlebörsen sein. „Ich halte alljährlich ein Seminar mit Jungbäue­rinnen ab. Da frag ich immer nach, was diese einem jungen Bauern raten würden, um eine Freundin zu finden. Die Antwort lautet dann oft: Datingplattformen. Auch sie hät­ten so vielfach den Partner kennen­gelernt“, erzählt Deutschmann-Hietl. Gerade in Zeiten von Corona hält die Expertin solche Plattformen für ein probates Mittel, um jemanden kennenzulernen. Sie rät aber, auf die Qualität der Kuppelseiten und Apps zu achten. „Ich würde mich da immer mit einer Vertrauensperson zusammentun und diese den Anbahnungsprozess anschauen zu lassen, um die Seriosität gegenzuchecken.“
Mit einer neuen Partnerschaftsvermittlung, die diese Seriosität für sich in Anspruch nimmt, hat die BauernZeitung gesprochen. Die Betreiberin ist selbst Bäuerin in Salzburg und will mit ihrer Webseite speziell Partnersuchende im agrarischen Umfeld miteinander verkuppeln. Da das Ganze ehrenamtlich abläuft, möchte die Kupplerin aus dem Flachgau – so viel sei verraten – anonym bleiben. Auf ihren Wunsch hin wird sie fortan „Glücksbringerin“ genannt.
„Schon seit langer Zeit war es mein Wunsch, eine Partnervermittlung zu schaffen, die Hoferben und jene, die eine Landwirtin oder einen Landwirt kennenlernen möchten, zusammenbringt. Ich habe zu oft beobachtet, wie Hofübernehmer erfolglos nach einer Partnerin oder einem Partner suchen. Es ist einfach zu schade, dass so viele Betriebe nicht weitergeführt werden, weil es an diesem Problem scheitert“, nennt die Glücksbringerin ihre Beweggründe. Als Bäuerin und Mutter von vier Kindern kenne sie das Problem nur zu gut. Auch zwei ihrer Söhne wollen Landwirte werden, hatten aber noch kein Glück bei der Partnersuche. „Das ständige ‚Dasein müssen am Hof‘ und die harte Arbeit schreckt viele ab“, ist sie sicher. Die meisten Jungen würden lieber frei und unge­bunden sein und die Welt bereisen. „Trotzdem es gibt viele Personen, für die ein Bauernhof und die Werte, die damit einhergehen, ge­nau das richtig sind. Sie wissen, dass der Beruf Bauer einer der schönsten ist und einem gerade, wenn man Kinder haben will, viel Flexibilität gibt.“
Apropos Kinder: Das Angebot ihrer Partnervermittlung richtet sie an alle, die zwischen 20 und 45 Jahre alt sind und „noch mit­ten im Leben stehen“. Diese hätten noch die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, meint die Glücksbringerin. „Für die ältere Generation gibt es genug andere Organisati­onen. Und mir kommt vor, diese hat auch kein so großes Problem, relativ schnell wieder jemanden zu finden.“ Bei der Vermittlung baut die Glücksbringer-Bäuerin jedenfalls „auf Herzlichkeit und Ehrlichkeit“.
Das alles klingt sehr schön, aber wie läuft die Partnervermittlung konkret ab? „Interessenten können sich über meine Website bewerben. Dort sind einige Daten zur Person wie Stärken, Schwächen oder wen man sucht, anzugeben.“ Für all jene, die ein persönliches Gespräch bevorzugen, ist die Glücksbringerin auch telefonisch erreichbar.
Bezahlen müssen ihre ersten Kunden übrigens nichts, schließlich will sich das „Amor-Service für Bäuerinnen und Bauern“ erst einen Kundenstock anlegen. Aber auch längerfristig sei lediglich einen Kostendeckungsbeitrag von „ungefähr zehn Euro“ angedacht. Sie sehe ihr Engagement nicht als Einkommensstandbein.
Danach heißt es erst einmal warten auf ein „Match“, also einen Treffer. „Wenn ich meine, das könnte aufgrund ähnlicher Eigenschaften, Interessen und Werte zwischen zwei passen, gebe ich den Kontakt weiter.“ Ab da liegt es in der Hand der Suchenden, den Kontakt zu knüpfen, anzubandeln und sich vielleicht zu verlieben.

Elisabeth Hasl

landwirtschaftliche-partnervermittlung.at

lebensqualitaet-bauernhof.at

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