„Ein Kind ist uns geboren“

Diözesanbischof Alois Schwarz möchte den Menschen zum Weihnachtsfest auch in herausfordernden Zeiten Mut machen: „Wir Christen wissen, dass Gott alles zum Guten führen wird.“

Im Interview betont Diözesanbischof Alois Schwarz die besondere Bedeutung des Glaubens „speziell für jene, die in schwierigen Zeiten nach Halt suchen“.

BauernZeitung: Nach zwei Pandemiejahren kann heuer erstmals wieder ohne größere Einschränkungen das Weihnachtsfest in den Kirchen gefeiert werden. Was bedeutet das für die Kirche und die Menschen?
SCHWARZ: Die Feiern der Kirche sind im Jahreskreis wiederkehrende Rituale. Gerade in Zeiten der Unsicherheit, der Unberechenbarkeit und/oder der Perspektivenlosigkeit geben Rituale Halt und Sicherheit. Wir haben das bemerkt, als wir die Einschränkungen durch die Pandemie erfahren haben, da hat das Feiern in der Gemeinschaft gefehlt. Der Mensch ist auf ein gemeinschaftliches Zusammensein ausgerichtet und deshalb war das Sich-Zurückziehen in das Alleine-Sein beziehungsweise in die eigene Familie für viele sehr belastend. Wir Menschen brauchen Momente und Stunden, in denen uns das Heil zugesprochen wird. Weihnachten ist ein Fest des Friedens und der Hoffnung auf das Leben, das uns vom Kind in der Krippe zugesagt wird.

Das gegenseitige Beschenken ist fast so alt wie das Weihnachtsfest. Wird das aber nicht manchmal übertrieben? Kommt nicht die Weihnachtsbotschaft in unserem Leben zu kurz?
Das Einander-Beschenken führt dann nicht zur Übertreibung, wenn jeder und jede, die von Herzen gibt, dabei die Liebe und die Freude mit den Beschenkten teilt. Das teuerste Geschenk ist wertlos, wenn es nicht in inniger Verbundenheit mit dem liebenden Herzen gegeben wird. Und umgekehrt kann ein herzerwärmendes Geschenk, das monetär nichts kostet, durch Liebe und Menschenfreundlichkeit zum wertvollsten Geschenk werden.

Durch die pandemiebedingten Einschränkungen der vergangenen beiden Jahre ist der Messbesuch für viele Menschen viel weniger wichtig geworden. Wie können die Pfarren darauf reagieren?
Die Pandemie hat unsere Gesellschaft verändert. Es gibt viele Menschen, die nach wie vor Angst haben sich unter viele Menschen zu getrauen. Das sind nicht nur jene, die zur Risikogruppe gehören. Das lange Zurückziehen aus der Gemeinschaft hat bei einigen – vor allem älteren Menschen – dazu geführt, dass sie die Heilige Messe lieber vor dem Fernseher oder dem Radio feiern. Das Problem dabei ist aber, dass man so Jesus physisch spürbar nicht in sich aufnehmen kann. Diese Sehnsucht muss in den Menschen erst wieder wachsen. Die Sehnsucht nach dem heilenden Leib Jesu wird die Menschen auch wieder zurückbringen in die Feier der Heiligen Messe in der Pfarrkirche. Solange aber diese Pandemie noch nicht vorbei ist und unsere Ängste immer noch latent vorhanden sind, wird sich das auch im Messbesuch abbilden.

Ukraine-Krieg, Klimakrise, Teuerungswellen; Unser Leben scheint vielfach von schlechten Nachrichten und Hoffnungslosigkeit geprägt. Welche Antworten hat die Kirche auf die Probleme unserer Zeit?
Bei allem Schmerz, den wir in unserer Welt derzeit erleben, dürfen wir als Christinnen und Christen aus der lebensfrohen Weihnachtsbotschaft leben, die uns verkündet: Ein Kind ist uns geboren. Gott sagt: Ich bin da. Wir leben aus der Hoffnung, dass das Leben weitergeht, dass es eines Tages auch wieder anders werden wird. Wir wissen, dass Gott alles zum Guten führen wird, dass er Krieg, Leid, Kummer und Zerstörung verwandeln wird in seine heilige Ordnung. Wer so denkt und fühlt, dem wird der Schmerz und das Leid zwar nicht erspart bleiben, er/sie wird die schwierige Situation des Alltages aber in einer größeren Hoffnung und Zuversicht meistern können.

Sie haben im Februar ihr 25-jähriges Bischofjubiläum und im Juni ihren 70. Geburtstag gefeiert. Sind solche Jubiläen für sie ein Grund Bilanz zu ziehen? Wenn ja, wie fällt diese aus?
Ich verstehe den Rückblick auf meine Jubiläen nicht als Bilanz, sondern als das Sammeln von wertvollen Erinnerungen, die das Leben ausmachen. 25 Jahre Bischof, davon mittlerweile in der dritten Diözese, lässt mich dankbar sein für die vielen Menschen, denen ich begegnen durfte und die reichlichen Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte. Zahlreiche Projekte konnten verwirklicht werden und es ist ein großartiges Gefühl, wenn man erkennen darf, dass es gut war.

Weihnachten wird in vielen Familien nach überlieferten Traditionen gefeiert. Wie werden Sie Weihnachten feiern und was kommt bei Ihnen zum Fest auf den Tisch?
Ich feiere Weihnachten in der Zurückgezogenheit und in der Vorbereitung auf die liturgischen Feiern, wie die Christmette und das Hochamt am Christtag. Im Gebet bin ich mit all jenen Menschen verbunden, für die dieses Weihnachtsfest heuer überschattet ist von einem tiefen Schmerz, weil sie einen geliebten Menschen verloren haben oder die Diagnose einer schlimmen Krankheit bekommen haben, weil sie ihre Heimat verlassen mussten oder existenzielle Sorgen und Nöte haben. Das Essen am Heiligen Abend ist einfach, vermutlich eine warme Suppe vor der Christmette.

Welche Botschaft möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern, den Bäuerinnen und Bauern, mit auf den Weg geben?
Ich wünsche allen Bäuerinnen und Bauern, dass sie an diesem Weihnachtsfest die Verbindung zum Kind in der Krippe erneut aufnehmen können. Mögen sie alle den Heiland als den Retter der Welt entdecken, der dieser unserer Schöpfung zu neuem Leben verhelfen will. Mögen sie ihre wertvolle bäuerliche Arbeit mit der Lebenskraft Gottes auch im kommenden Jahr vollbringen.
Ich danke allen Bäuerinnen und Bauern für ihren Einsatz im bäuerlichen Dienst an den Menschen und wünsche ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gesundes und zufriedenes Jahr 2023.

- Bildquellen -

  • „Ein Kind ist uns geboren“: Franz Gleiss
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AUTORRed. DL/ Eva Riegler
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