Ein Jahr nach den Demos vor Spar: Bilanz von Bauernbund und Molkereien

Demos sind für Georg Strasser (r.)„das letzte Mittel der Wahl“. Links im Bild NÖ Bauernbund-Direkter Nemecek Foto: Erich Marschik

Neben dem kurzfristigen Ablassen von emotionalem Druck wurde längerfristig offenbar gehörig Druck auf den Handel aufgebaut, ist man im Österreichischen Bauernbund überzeugt. Untermauert wird dieser Eindruck von Präsident Georg Strasser und Direktor Norbert Totschnig auch mit Zahlen und Daten aus den Molkereien.

Demos vor den Spar-Zentralen führten zum Erfolg.
FOTO: Johann Diwold

Verhandlungserfolg
Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) hat nun errechnet, wie sich diese punktuellen Protestaktionen der Bauernbündler in mehreren Bundesländern auf die folgende Preisentwicklung im Jahr 2020 ausgewirkt haben. Vor der Bauernbund-Aktion war Österreich mit dem Basispreis auf oder unter deutschem Milchpreisniveau. Nach der Aktion hat sich im Frühjahr (2. Quartal) der heimische Milchpreis vom deutschen (und auch vom restlichen EU Preis) deutlich abgesetzt.
Beim Vergleich der Basispreise haben Österreichs Bauern demnach in Summe 68 Mio. Euro oder 2,01 Cent je Kilogramm Milch mehr erlöst. Das sind im Durchschnitt pro Betrieb 2.656 Euro. Mit diversen Extra-Zuschlägen etwa für Bio- oder Heumilch betrug der Mehrerlös 3,9 Cent/kg im Vergleich zum deutschen Erzeugermilchpreis. Bei den Milchbauern kamen demzufolge im Vorjahr rund 5.066 Euro mehr am Konto an. Besonders zum Jahresende lag der Milchpreis in Österreich deutlich über dem deutschen.

Grundpreis Milch 2020

Game-Changer
„Diese Bilanz ist keine Jubelmeldung“, betont Strasser. Für Strasser sind Demos „das letzte Mittel der Wahl“, aber manchmal eben eine Notwendigket. „Unsere Demos vor Spar waren ein ‚Game-Changer‘ und haben den Molkereien bei den Preisverhandlungen Rückenwind gegeben. Die Gespräche waren bereits auf allen Ebenen gescheitert, kein Entgegenkommen mehr zu vernehmen.“ Die Zahlen der VÖM bestätigen jetzt, dass die Demos gerechtfertigt und erfolgreich waren. Totschnig: „Es ist gelungen, bessere Preise für diese Branche durchzusetzen. Weil wir die eigene Position entlang der Wertschöpfungskette gestärkt und so einen Schulterschluss geschafft haben. Ein Beispiel dafür, was es bewirkt, wenn man zusammenhält.“
Auch 2021 gelte es, den bewährten Weg nicht zu verlassen „und den Österreichpakt mit Leben zu erfüllen“, so Strasser. „Zudem muss die UTP-Richtlinie endlich wirksam werden und das Verschleudern von wertvollen Lebensmitteln ein Ende haben.“

Bernhard Weber

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AUTOROnline: SN
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