Im Rahmen ihres PraxisMonitors hat die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) Landwirte zur Qualität ihrer Landtechnikwerkstatt befragt. DLG-Pressereferent Dr. Frank Volz kommentiert die Ergebnisse.
“Früher oder später sehen wir uns wieder!“ Mit diesem freundlichen Satz des Werkstattmeisters und seiner Ergänzung: „Denn ob es das wirklich war, weiß man bei Wackelkontakten nie“, begann eine längere Suche nach einem Elektronikproblem an einem Traktor. Eher zufällig wurden letztendlich ein paar verrottete Kabel unter einer Gummimatte in der Kabine entdeckt; eine defekte Scheibendichtung hatte Wasser hinter der Verkleidung an eine untypische Stelle laufen lassen. Wer auch immer der Besitzer eines Pkws oder eben einer Landmaschine ist, irgendwann steht die erste Reparatur ins Haus, die man eben nicht mehr beiläufig nebenbei selbst ausführen kann. An diesem Punkt kommen die Landtechnik-Werkstätten ins Spiel. Und je komplexer die Landmaschinen in den letzten Jahren und Jahrzehnten geworden sind, umso höher wurden auch die Ansprüche an den Service-Partner vor Ort. War früher der Schmied im Ort der erste Ansprechpartner, ist der Spezialisierungsgrad heute deutlich höher.
Doch worauf legen die Praktiker tatsächlich Wert, wie wird Werkstattqualität heute definiert? Im Rahmen einer Online-Umfrage zum DLG-PraxisMonitor Werkstattqualität wollten wir uns einen Überblick verschaffen und haben deshalb im Januar 2018 führende Praktiker kontaktiert.
Betriebsstruktur der Umfrageteilnehmer
Am DLG-PraxisMonitor Werkstattqualität haben insgesamt 95 Betriebe teilgenommen. Die Betriebe bewirtschaften im Schnitt rund 600 Hektar (ha) landwirtschaftliche Nutzfläche (LN), was im Vergleich zu früheren Umfragen einen verhältnismäßig großen Wert darstellt. Allerdings zeigt schon die Verteilung zwischen 17 und 3.800 ha LN und die Tatsache, dass rund 17 Prozent (%) der Umfrageteilnehmer 800 ha und mehr bewirtschaften, dass an der Umfrage eher größere Betriebe mit Ackerbauschwerpunkt teilgenommen haben. Im Schnitt laufen pro Betrieb 5,13 Traktoren. Der kleinste Traktor im Betrieb hat im Durchschnitt rund 80 PS, der stärkste durchschnittlich 234 PS. Mit rund 164 PS lag der Traktor mit der höchsten Laufleistung, d. h. den meisten Betriebsstunden im Jahr, auf einem üblichen Leistungsniveau und für die Nutzfläche verhältnismäßig eher niedrig. In Sachen Werkstattnutzung lässt sich in etwa eine grobe Drittelung feststellen: 36 % der Befragten führen möglichst alle Wartungs- und Reparaturarbeiten selbst aus und greifen nur in schweren Fällen auf die Werkstatt zurück. Mit 39 % etwas mehr als ein Drittel der Befragten beschränken sich auf Wartung und Kleinreparaturen. Und zusammengenommen etwa ein Viertel der Betriebe beschränkt sich auf Wartungsarbeiten oder nutzt gar einen Full-Service beim Servicepartner.
Betriebsstruktur der Werkstätten
Unter den Werkstätten stellt das private Einzelunternehmen ohne Filiale mit 41 % die größte Gruppe dar, gefolgt von den Unternehmen, die mehrere Filial-Werkstätten unterhalten (31 %). Die dritte große Gruppe mit 24 % sind Standorte der genossenschaftlichen Unternehmensgruppen. Rund 4,2 % der Landwirte bzw. Lohnunternehmer besitzen eine eigene Full-Service-Werkstatt auf dem Betrieb. Bei den Werkstätten mit mehreren Standorten lag die mittlere Anzahl der Filialen bei 6,6, das größte Unternehmen unterhielt rund 80 Filialen.
Die durchschnittliche Anzahl der Traktoren-Reparaturplätze lag bei sieben, etwas mehr als die Hälfte der Werkstätten hatte allerdings derer nur maximal fünf. Durchschnittlich beschäftigte die Werkstatt zehn Werkstattkräfte (maximal 30), davon knapp zwei Meister, rund 6,5 Gesellen und 1,5 ungelernte Kräfte. Die Teilnehmer bewerteten die Auslastung durchschnittlich mit rund 80 %. Dass dies in Hochphasen wie beispielsweise der Erntezeit ganz anders aussehen kann, ist den Landwirten bekannt und wurde zum Ende der Umfrage auch im Freitext nochmal mehrfach bestätigt.
Wie Grafik 3 zeigt, ist die Abrechnung regelmäßiger Wartungsarbeiten nach Bedarf bzw. stundenweise die übliche Vorgehensweise, jedoch ist es in knapp der Hälfte der Werkstätten auch möglich, entsprechende Serviceverträge abzuschließen. Über die Hälfte der Werkstätten ermöglicht das Einbringen von Eigenleistungen zur Kostenreduktion. Eine Abgabe von Reparaturen an Spezialwerkstätten ist mit circa 26 % eher die Ausnahme, die Regel ist das Hinzuziehen von Werksmonteuren. Eine Kleingerätewerkstatt gehört in knapp der Hälfte der Serviceunternehmen zum Portfolio, während die früher häufigen Bosch-Dienste nur noch selten zu finden sind. Die sonstigen Dienstleistungen spannten ein weites Feld von Epoxy-Bodenbeschichtungen bis zur Oldtimer-Restauration. Fremdfabrikate werden fast immer repariert, eine Ersatzmaschine stellt die Werkstatt allerdings nur in weniger als zwei Dritteln der Fälle. Während erweiterte Garantieleistungen bei Neumaschinen überwiegend angeboten werden, wird dies bei Gebrauchtmaschinen nur in etwa einem Viertel der Fälle bejaht.
Wie in Grafik 4 dargestellt, deckt sich die Markenzugehörigkeit in etwa mit den Erwartungen. Fendt und John Deere besitzen die größten Anteile, vor Claas und Deutz-Fahr. Unter den Zweitmarken wurden die AGCO-Marken Valtra (20,7 %) und MF (19,0 %) am häufigsten genannt, vor den SDF-Marken Deutz-Fahr (13,8 %) und Same (12,1 %). Erst darauf folgen – für uns verwunderlich – die Premiummarken Fendt und Claas (jeweils 10,3 %) sowie New Holland (8,6 %, Mehrfachnennungen waren erlaubt).
In Summe gute Noten – Preise fallen negativ auf
In der Gesamtbewertung waren die Landwirte mit ihren Werkstätten zufrieden. Mehr als 76 % vergaben die Schulnoten „gut“ bis „sehr gut“. Im Detail betrachtet gibt es aber Licht und Schatten. Während Motorentechnik, Getriebe und Hydraulik überdurchschnittlich hohe Bewertungen bekamen, fielen die Themen Reifen, ISOBUS, automatische Lenksysteme und Spurvermessung durch eher unterdurchschnittliche Bewertungen auf. Die Reparatur von Motorkleingeräten war mit einer besonderen Wertespreizung versehen, es gab auffallend viele besonders gute, aber auch besonders negative Bewertungen – bei geringerem Mittelbau. Da nicht alle Werkstätten diesen Service anbieten, war hier die Zahl derer hoch, die zum Thema keine Angaben machen konnten. In Bezug auf die Detailbewertungen der Werkstattqualität zeigte sich über die meisten Kriterien ein relativ einheitliches Bild – die Werte schwankten alle um eine Note „gut“, mit jeweils über 30 % „sehr gut“-Angaben. Eine halbe Note schlechter bewertet hingegen wurde die Genauigkeit der Kostenvoranschläge. Sowohl bei den Preisen für die Ersatzteile als auch bei den Werkstattpreisen waren die Landwirte deutlich unzufriedener. Fast 36 % vergaben die Noten „ausreichend“ bzw. „mangelhaft“ für die Ersatzteilpreise, immer noch fast 32 % waren mit den Werkstattpreisen unzufrieden. Die Verfügbarkeit von Original-Ersatz- und
-Verschleißteilen des Herstellers sowie die Vorhaltung gängiger Verschleißteile wie Filter, Schmierstoffe und der für Reparaturen nötigen Spezialwerkzeuge wird überwiegend als „gut“ bis „sehr gut“ bewertet. Auch hier schlägt das geringere Angebot an günstigen Ersatz- oder Verschleißteilen erneut ins Kontor: Gegenüber den Originalteilen wird das Angebot um rund eine Schulnote schlechter bewertet. Der Gebäudezustand und die Ordnung liegen im durchschnittlichen Niveau mit leicht positivem Trend, während die Stimmung und Grundeinstellung des Personals sowie dessen Fort- und Weiterbildungsstand von der Mitte eher negativ abweichen.
Werkstattqualität entscheidet
Bei der Auswahl der Werkstatt ist die Qualität der Arbeiten das mit Abstand entscheidende Kriterium. Eher mittlere Wichtigkeit haben die Qualität der Beratung, langjährige Geschäftsbeziehungen und die Entfernung zum Betrieb. Keine Rolle spielt dagegen die Markentreue, und zwar weder bei den Traktoren- noch bei den Anbaugerätemarken. Auch ggf. mögliche Finanzierungen sind uninteressant.
Es wird nicht einfacher
Viele Landwirte blicken durchaus auch beim Thema „Werkstätten“ kritisch in die Zukunft. Zum einen fiel die große Zahl der Antworten in diesem Freitextfeld auf – eine Resonanz von fast 50 % hatten wir bei solchen offenen Fragen bislang noch in keiner Umfrage. Zum anderen werden auch konkrete Punkte genannt, die die Landwirte mit gewissem Bedenken sehen. Einer der Punkte ist das Thema „Personal“, in hohem Maße gekoppelt mit dem Thema „Elektronik“: Zum einen wissen die Landwirte, dass die Personalbeschaffung bereits für eine Ausbildung schwierig ist. Und offensichtlich kennen sie auch das Problem, dass fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell einen gutbezahlten Job in der Industrie, namentlich mehrfach genannt bei entsprechenden Landtechnik-Herstellern angeboten bekommen. Die Werkstatt kann dort finanziell oft nicht mithalten. Auf der anderen Seite fordert der rasante Fortschritt in der Landtechnik, gerade im Bereich der Elektronik, eine ständige Fort- und Weiterbildung, was eine hohe Motivation der Werkstattmitarbeiter voraussetzt. So sehen die Landwirte auf diesem Weg zu Digitalisierung und Landwirtschaft 4.0 auch unter den Werkstätten einen Strukturwandel voraus. Die stetig komplexer werdenden Systeme, bei gleichzeitig immer höher steigenden Anforderungen der Hersteller an einen Vertragspartner, führen bereits jetzt dazu, dass sich Werkstätten zusammenschließen oder kleinere Werkstätten spätestens bei einem Generationswechsel schließen.
Fazit
Eine gute Werkstatt steht und fällt mit gutem, serviceorientiertem Personal. Oft sind es Kleinigkeiten, die einen Werkstattwechsel auslösen oder eben den Ausschlag dafür geben, doch weiter beim bisherigen Service-Partner zu bleiben. „Es sind oft genug einzelne Werkstattmitarbeiter, die sich für uns ins Zeug legen … […] mit der einzige Grund beim Schlepperhändler zu bleiben“, schrieb einer der Umfrageteilnehmer zusammenfassend. Verliert die Werkstatt dann eine solche Arbeitskraft, kann dies den ganzen Kundenstamm verändern. Mit immer komplexeren Problemen aus dem Elektronik- und IT-Bereich steigen die Anforderungen an das Personal ebenfalls weiter an. Inwieweit die Hersteller auf lange Sicht durch weitere Verschärfung ihrer Vorgaben und Preisgestaltung im Ersatzteilbereich profitieren, sei dahingestellt. Im Pkw-Bereich, wo die Werkstatt- und Händlervereinheitlichung ja auch stark forciert wurden, ist nach einem Strukturwandel zurzeit wieder ein Trend hin zu neuen, kleinen und markenungebundenen Werkstätten zu beobachten, wo sich junge, gut ausgebildete, flexible und hoch motivierte Schrauber sehr schnell einen treuen Kundenstamm aufbauen.
- Bildquellen -
- Werkstaetten Grafik 1: DLG
- Werkstaetten Grafik 2: DLG
- Werkstaetten Grafik 4: DLG
- Werkstatt J 10 ID51906: Jörn Gläser/agrarfoto.com