Die Bevölkerung wird in den kommenden Jahren wachsen und dementsprechend steigt der Druck auf Grund und Boden. Welche Maßnahmen braucht es aus raumordnerischer Sicht, um unsere Ernährungsgrundlage zu erhalten? Und werden bewusstseinsbildende Maßnahmen in Zukunft greifen?
Die Ortsbauernschaft von Schwaz, der Bürgermeister der Stadtgemeinde, Dr. Hans Lintner, und Forum Land luden deswegen gemeinsam zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in den SZentrum ein. „Wir Bauern sehen unseren Grund und Boden als Lebensmittelgrundlage. Für einen Großteil sind Grund und Boden Erholungsraum und Baugrund“, so Ortsbauernobmann Franz Geisler in seinem Eingangsstatement. „Mir persönlich tut es im Herzen weh, wenn ich zuschauen muss, wie alles nach und nach zugebaut wird. Lebensmittelhäuser, Einkaufszentren, Autohäuser, großflächige Parkplätze. Ist unser Boden dafür nicht zu schade?“, stellte der merklich bewegte Ortsbauernobmann die Frage an die rund 90 Zuhörer.
Auch Dipl.-Ing. Robert Ortner, Leiter der Raumordnungsabteilung des Landes, beobachtet die Verbauung von Grund und Boden mit Bauchweh. „Man kann Raumordnung als Konfliktpunkt oder als Chance sehen“, meinte Ortner. Er sieht eine Lösung des Problems im „Bodenrecycling“. „Es wird in Zukunft noch wichtiger werden, alte leerstehende und nicht mehr benutzte, jedoch bereits versiegelte Flächen nachzunutzen“, so der Raumordnungsexperte. „Aus Parkplätzen und alten Gewerbeflächen kann man wieder was Neues machen. Geregelt werden kann das nur mit finanziellen Anreizen“, benannte Ortner das Problem und mögliche Lösungswege.
„Ein Land ohne Landwirtschaft ist wie ein Mensch ohne Haut.“ Eine Vorreiterrolle in Sachen Bodenschutz nimmt seit Jahren die Österreichische Hagelversicherung ein. Bereits beim großen Forum Land Gemeindetag in Thaur war der Generaldirektor Dr. Kurt Weinberger als Hauptreferent eingeladen, diesmal reiste Dr. Mario Winkler aus Wien an, um Einblicke in den rasanten Bodenfraß in Österreich zu geben: „Täglich werden in Österreich 20 Hektar an Agrarflächen zubetoniert. So sorglos, wie wir derzeit mit unseren Böden umgehen, dürfen wir nicht weitermachen.“
Ähnlich wie Winkler und Ortner fordert auch Forum Land Landesobmann NR Hermann Gahr finanzielle Anreizsysteme zur Nachnutzung, Revitalisierung und Dorferneuerung. „Bevor man hochwertigste Grünflächen verbaut, sollte man Wald- bzw. Hanglagen ins Auge fassen.“ Auch Gahr lenkte in seinen Ausführungen den Blick auf die Leerstände. Auch wenn die Erhebung sicherlich sehr schwierig ist, muss es unser Ziel sein, Altbestände zu revitalisieren und Dorfkerne am Leben zu erhalten, bevor man landwirtschaftliche Flächen versiegelt. Unsere Böden sind und blieben eine nicht erneuerbare Ressource.“
Hausherr und Bürgermeister der Stadtgemeinde Schwaz, Dr. Hans Lintner, stellte in seinem Statement den Stellenwert der örtlichen Raumordnung klar: „Die Raumordnung ist die zentrale Kompetenz der Gemeinde, wenn man das wegnimmt, braucht es die Gemeinde nicht mehr. Derzeit sind Planungsverbände eher Diskussionsforen, damit man sie nicht vergisst. Es wird in Zukunft noch wichtiger werden, dass diese Verbände noch mehr handeln und an einem Strang ziehen.“
Ortsbauernobmann Franz Geisler zeigte sich enttäuscht, dass der gemeinsamen Einladung so wenige Entscheidungsträger aus dem Planungsverband gefolgt sind. „Wir diskutieren eines der heißesten Eisen, das unsere Gemeinden in den kommenden Jahren trifft, und dann kommt kaum ein Bürgermeister oder Gemeinderat aus den betroffenen Gemeinden. Das finde ich sehr bedenklich.“
Dass das Thema „Bodenschutz“ aktuell ist, zeigte auch das junge Publikum. Neben der jungen LAbg. und Bezirksparteiobfrau Kathrin Kaltenhauser wurden auch zahlreiche Mitglieder der JB/LJ sowie Schüler bei der Veranstaltung gesichtet.