Digitale Landwirtschaft braucht entsprechende Rahmenbedingungen

Die Digitalisierung in der Landwirtschaft bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Foto: Wodicka

Die Digitalisierung verspricht vielfältige Einsatzbereiche in der Landwirtschaft, um Prozesse optimal zu planen, zu dokumentieren und zu steuern. Daten sind dafür der Schlüssel. „Sie sind zu einem Produktionsfaktor in der Landwirtschaft geworden, der so wichtig werden könnte wie heute Boden, Arbeit und Kapital“, so DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer im Vorfeld der DLG-Wintertagung, die am 20. und 21. Februar 2018 in Münster/Westfalen stattfindet und das Thema „Der digitale Betrieb – Chancen richtig nutzen” in den Fokus stellt. Bartmer zeigt sich davon überzeugt, dass sich mit der Digitalisierung viele nutzenbringende Möglichkeiten für Landwirte und die gesamte Agrarbranche ergeben. „Die Digitalisierung hat das Potenzial, die landwirtschaftlichen Verfahren zu optimieren, die Umweltwirkungen zu verbessern und Tiergerechtigkeit voranzubringen“, erklärt der DLG-Präsident.

Die Digitalisierung in der Landwirtschaft bietet viele Chancen, bekräftigt der Vorsitzende des DLG-Ausschusses für Digitalisierung, Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik Prof. Hans W. Griepentrog von der Universität Hohenheim. „Aufgrund der umfassenden Vernetzung und Systembildungen sind neben den Chancen auch Risiken mit der Digitalisierung verbunden. Diese müssen minimiert werden“, so Professor Griepentrog. Auch stünden bei der Umsetzung der Digitalisierung noch Hürden im Weg, die beseitigt werden müssten. Daher haben die DLG-Ausschüsse für Digitalisierung, Arbeitswirtschaft und Prozesstechnik, für Technik in der Pflanzenproduktion, für Technik in der Tierproduktion und die DLG-Arbeitsgruppe Informationstechnologie unter der Federführung von Professor Griepentrog und unter der Mitarbeit von Norbert Uppenkamp von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und Roland Hörner vom DLG-Fachzentrum Landwirtschaft ein Positionspapier zur digitalen Landwirtschaft erarbeitet, das unter anderem acht Forderungen enthält.

Die Forderungen im Überblick

• Infrastruktur für mobile Telekommunikation ausbauen!
Ihre Verfügbarkeit ist in vielen Regionen unzureichend. Das gefährdet den gesamten ländlichen Raum, behindert alle dort ansässigen Wirtschaftszweige und hemmt die Entwicklung der Landwirtschaft.

• Alle betrieblichen Daten gehören dem Landwirt!
Er hat die Datenhoheit und die Verantwortung für ihre Sicherheit. Autorisierung, Kontrolle und Transparenz müssen gewährleistet werden. Digitale Wasserzeichen in Datensätzen und Datenverschlüsselungen sind praxisreif und schützen vor unautorisierter Weitergabe, Verarbeitung und Auswertung.

• Datenschutz und Datensicherheit ausbauen und Betriebs- und Geschäftsdaten der Landwirtschaft schützen!
Landwirtschaft ist kein „gläserner Betrieb“. Geschäftsdaten sind zunächst Betriebsgeheimnisse wie in anderen Sektoren auch. Dazu muss der gesetzliche Datenschutz über personenbezogene Daten hinaus auch auf Betriebs-, Maschinen- und Geschäftsdaten ausgedehnt werden. Die digitale Erfassung aller Produktionsprozesse im landwirtschaftlichen Betrieb dient zunächst dem Landwirt. Behörden oder Dritte haben kein generelles Recht zur Einsichtnahme; genauso selbstverständlich hat der Landwirt allen gesetzlichen Dokumentations- und Auskunftspflichten umfassend nachzukommen. Dezentrale und redundante Systemstrukturen sollten dabei gestärkt werden. Sie erhöhen die Sicherheit gegen kriminelle Angriffe und bei Defekten. So werden Datenverluste minimiert und es kann auch dann produziert werden, wenn digitale Systeme zeitweise ausgefallen sind.

• Landwirte müssen von Geschäften mit ihren Daten Nutzen ziehen können!
Dazu ist die unkontrollierte Weitergabe über Datenplattformen auf Cloudsystemen zu verhindern. Auf diese Weise könnte die Digitalisierung der Landwirtschaft disruptiv wirken und die Existenz von Betrieben gefährden. Würden Datenmonopole entstehen, stünden sie einer wirtschaftlichen Beteiligung der Landwirtschaft entgegen. Daher sind hierfür klare Regeln zu schaffen, die auch hier Wettbewerb ermöglichen.

• Transparenz bei der Big-Data-Analyse schaffen!
Big-Data widerspricht zwar der Tugend der Datensparsamkeit, ist aber dann, und nur dann, sinnvoll, wenn die Nutzer von digitalen Kommunikationsplattformen den Austausch ihrer Daten zum Zwecke der Auswertung autorisieren und von den daraus gewonnenen Informationen profitieren.

• Öffentliche und behördliche Daten kostenfrei zur Verfügung stellen!
Ihre Erfassung und Archivierung wird aus Steuermitteln bezahlt. Wetterdaten, Katasterdaten, Bodendaten, Wegenetze etc. sollten in standardisierten und praxistauglichen Datenformaten über Schnittstellen als Open Data bereitgestellt werden. Hierfür wäre ein sinnvoller Ansatz die Bereitstellung eines zentralen Datenportals.

• Digitalisierung nutzen um Landwirtschaft und Verbraucher näher zusammenzubringen!
Transparenz der Produktionsverfahren und Rückverfolgbarkeit werden durch Digitalisierung vereinfacht, das schafft Vertrauen und erhöht die Wertschätzung für die Landwirtschaft.

• Aus- und Weiterbildung stärken! Digitalisierung setzt Qualifikation voraus.
Nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern können sich landwirtschaftliche Betriebe behaupten. Digitale Technologien und ihre Anwendung müssen feste Bestandteile der Lehrpläne sein.

Das Positionspapier enthält neben den acht Forderungen weitergehende Informationen, zum Beispiel eine Umfrage im Rahmen von „DLG-Agrifuture Insights“ unter Landwirten aus Deutschland, Frankreich, Polen und Großbritannien, die aufzeigt, welche digitalen Werkzeuge in den vier Ländern auf den Betrieben genutzt werden und wie die Chancen und Risiken der Digitalisierung bewertet werden. Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländern.

Interessenten finden das ausführliche Positionspapier im Internet: http://www.dlg.org/digitale_landwirtschaft.html

 

 

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