Zwölf Almsommer hat Hirte und Melker Peter Klingler auf der Ebnetalm (1.400 Meter Seehöhe, Gemeindegebiet Alpbach) gut hinter sich gebracht. Der 13. Almsommer im heurigen Jahr aber begann mit einem Schock: Am 28. Mai brannte die Hütte auf dem Hochleger mitsamt Wirtschaftsgebäude und Stall zur Gänze nieder, die Feuerwehr konnte nur noch ein Nebengebäude und die Materialseilbahn vor den Flammen retten.
Seitdem sinniert Peter Klingler oft über den Tag, an dem es passierte: Er hatte die frühmorgendliche Arbeit fast schon getan, die Kühe von der Nachtweide in den Stall getrieben und gemolken, die Geräte gewaschen und das Frühstück vorbereitet, auf das er sich nun freute. Nachdem er auch die kleine Gruppe Ziegen gemolken hatte, stieg er auf den Dachboden, um Heu für die Kühe zu holen. Plötzlich hatte er Brandgeruch in der Nase und Rauchschwaden zogen vorbei. Schnell kletterte Peter vom Heuboden und als er um die Ecke bog, sah er, dass eine Wand des Almstalles in Flammen stand.
„Ich musste die Tiere retten“
Versuche, das Feuer selbst zu löschen, scheiterten auch deshalb, weil die Alm abgelegen von einer Wasser-entnahmestelle liegt. Außerdem hatte Peter das Handy in der Hütte am Niederleger gelassen, sodass er die Feuerwehr nicht sofort alarmieren konnte. Zum Glück machte das ein vorbeikommender ortskundiger Wanderer, Werner Hausberger, der die Rauchschwaden gesehen hatte. Er half Peter auch dabei, die 16 Kühe aus dem Stall zu befreien, was eine brenzlige Aufgabe war. „Überall war dichter Rauch, dass man kaum etwas sehen konnte“, erzählt Peter. „Die Anbindeketten und die Gerätschaften waren schon ganz heiß, sodass ich mir Brandwunden an den Händen holte. Aber ich dachte nur daran, dass alle Tiere heraus mussten.“ Als die Kühe in Sicherheit waren, fehlten noch die Ziegen. „Da habe ich schon ziemlich arg gehustet und keine Luft mehr gekriegt, aber die Ziegen konnte ich ja nicht einfach ihrem Schicksal überlassen!“
Viele Erinnerungen verloren
Peters Helfer riet ihm davon ab, nochmals in den brennenden Stall zu gehen, aber Peter kämpfte sich durch die Rauchschwaden und holte auch die Ziegen heraus. „Nur eine hat gefehlt, die hatte sich vor Angst versteckt und ist verbrannt. Der Baggerfahrer hat sie später gefunden. Es tat mir sehr leid um das Tier. Und auch um die schöne Hütte mitsamt dem Stall, die nicht mehr zu retten war. Meine Partnerin Elsa hatte am Tag vorher alles blitzblank geputzt und die Betten frisch überzogen und wir hatten uns auf die Almzeit gefreut und nun war alles verkohlt und niedergebrannt. Eine Hütte lässt sich wieder aufbauen, aber ich habe dort auch viele schöne Erinnerungen aufbewahrt wie alte Fotos, die nun verloren sind.“
Peter und sein Helfer Werner wurden von Bergrettung und Rettung mit Sauerstoff versorgt und ins Krankenhaus eingeliefert, konnten aber nach ein paar Stunden entlassen werden. Am nächsten Tag war Peter wieder auf der Alm. Die Tage liefen ganz gut, weil er durch die Arbeit abgelenkt war. „Nachts aber konnte ich nicht schlafen, da ging mir alles im Kopf herum. Den Brand hatte der Motor der Melkmaschine ausgelöst und ich hatte die Maschine am Beginn des Sommers gründlich überprüft. Aber so etwas kann halt trotzdem passieren.“ – „Es hat ihn psychisch schon arg mitgenommen“, erzählt Elsa und Peter nickt und fügt hinzu: „Aber jetzt geht es schon wieder, jetzt hab ich mich derfangen.“
Die Hütte wird wieder aufgebaut
Abgesehen vom Verlust der Hütte wurde nun auch die Almarbeit umständlicher: Die Kühe mussten täglich in den Stall der Niederalm und dann wieder auf die Hochweiden getrieben werden. „Da hat mich zum Glück mein Chef Peter unterstützt, der mit seiner Frau das Kühetreiben am Morgen übernommen hat.“
Das Almgebiet gehört den Bundesforsten, die Hütten und Weiderechte auf der Ebnetalm gehören dem Alpbacher Peter Moser, der ein Unternehmen für rustikale Holzbearbeitung betreibt und auf der Alm Lehnkühe weiden lässt. Peter Moser: „Ich bin Peter und Werner sehr dankbar, ohne ihren Einsatz wären die Kühe verloren gewesen.“ Für Peter Moser war es selbstverständlich, dass das Almgebäude so schnell wie möglich wieder errichtet werden sollte. Dafür ließ er zuerst die Zufahrtsstraße verbreitern, damit die Mischwägen zum Hochleger hinauffahren konnten. Die Fundamente sind bereits fertig gestellt, nun sieht Peter Klingler täglich die neue Hütte wachsen und freut sich schon, wenn er sie im nächsten Sommer beziehen kann. „Es wird mein vorletzter Sommer auf der Alm sein, denn in zwei Jahren bin ich 75 und gehe in Pension. Und ich hoffe, dass die beiden letzten Jahre wieder ohne Unglück verlaufen!“
Zuschriften: Irene Prugger freut sich über Rückmeldungen. Bitte per Mail an: irene.prugger@inode.at oder auf dem Postweg an die Redaktion der
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